Kein erhöhtes Corona-Risiko im SPFV
25.05.21 (Fernverkehr) Autor:Stefan Hennigfeld
Mitarbeiter in Fernverkehrszügen der Deutschen Bahn mit permanentem Kundenkontakt sind weiterhin keinem höheren Corona-Risiko ausgesetzt als Beschäftigte ohne Kundenkontakt. Die Schutzmaßnahmen an Bord der Züge wie die medizinischen Masken sowie die hohe Frischluftzufuhr in den Wagen zeigten auch während der dritten Corona-Welle nachweislich positive Wirkung.
Dies belegt die dritte und abschließende Untersuchungsreihe einer gemeinsamen Langzeitstudie von DB Fernverkehr und der Charité Research Organisation (CRO). Ziel der Studie war es, wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse über das Infektionsgeschehen beim Bordpersonal zu gewinnen. Die DB hat dabei untersucht, ob sich die Situation der Zugbegleiter, die bei ihrer Arbeit einer Vielzahl von Kontakten ausgesetzt sind, von der jener Mitarbeitergruppen unterscheidet, die während ihrer Tätigkeit keine oder nur wenige Kontakte mit anderen Personen haben (Lokführer und Instandhalter).
Nach der dritten Testreihe lagen bei mehr als tausend Angestellten PCR-Tests (mittels Nasen-/Rachenabstrich) sowie Antikörpertestergebnisse (mittels Blutentnahme) vor. Eine akute Infektion wurde bei insgesamt drei Teilnehmern festgestellt. Zwei davon entfielen auf Bordservice-Personal (0,3 Prozent der Bordservice-Gruppe) und eine auf einen Instandhalter (0,5 Prozent der Instandhalter-Gruppe). Antikörper wurden bei 66 Mitarbeiter nachgewiesen, jeweils zu einem Anteil von 6,8 Prozent beim Bordservice-Personal, 3,9 Prozent bei den Lokführern und 8,5 Prozent bei den Instandhaltern.
Auch bei der Neuinfektionsrate der 773 Teilnehmern, die bereits bei der zweiten Testreihe mitgemacht hatten, lag der Wert der Zugbegleiter mit 5,2 Prozent unter dem der Instandhalter von 8,8 Prozent (Lokführer 1,6 Prozent). Mehr als die Hälfte der Teilnehmer der dritten Testreihe – 618 Eisenbahner – nahmen an allen drei Testreihen teil.
Die Gesamtergebnisse der Studie verdeutlichen, dass zu keinem Zeitpunkt ein höheres Risiko für das Zugpersonal gegenüber den anderen Angestellten (ohne häufige Kundenkontakte) bestand. Zudem ging der Anstieg der Infektionen bei DB Fernverkehr über alle Mitarbeitergruppen hinweg mit dem allgemeinen Infektionsgeschehen einher. ´
DB-Personenverkehrsvorstand Berthold Huber: „Bahnfahren ist sicher, das zeigen die Erfahrungen und wissenschaftlichen Erkenntnisse aus über einem Jahr Pandemie. Unsere Langzeitstudie mit der Charité ist ein erfreuliches und ermutigendes Signal, nicht nur für unser Zugpersonal, sondern zugleich für alle Bahnkunden in Deutschland. Die hohe Frischluftzufuhr in den Zügen gepaart mit den Hygiene- und Schutzmaßnahmen wie Masken haben sich bewährt.“
DB-Personalvorstand Martin Seiler: „Unser Zugpersonal war und ist der Anker unseres durchweg stabilen Fahrplanangebots seit Beginn der Pandemie. Die erfreulichen Ergebnisse unserer Langfrist-Studie sind ein wichtiger Beleg für die Schutzmaßnahmen, die wir frühzeitig für unsere Kunden und Mitarbeitenden eingeführt hatten. Mit diesem Abschluss der Studie verbinde ich ausdrücklich einen großen Dank an unser gesamtes Zugpersonal, das durch alle Lockdown-Phasen hinweg für die Kunden zur Stelle war.“
Das gemeinsame Forschungsprojekt von DB und CRO erfolgte in drei Stufen. Die erste Testreihe hatte vom 29. Juni bis 3. Juli 2020 stattgefunden, die zweite vom 26. bis 30. Oktober 2020, die dritte vom 24. Februar bis 2. März 2021 – jeweils an den Standorten Berlin, Hamburg, Frankfurt am Main und München.
Alle Teilnehmer hatten über einen Fragebogen zusätzlich Angaben zu Vorerkrankungen gemacht, um die Ableitung epidemiologischer Erkenntnisse zu ermöglichen. Von Beginn der Pandemie an hat die DB die eigenen Schutzkonzepte und Sicherheitsmaßnahmen wissenschaftlich begleiten lassen. Im Februar 2021 bescheinigte das Robert-Koch-Institut (RKI) dem Bahn-Fernverkehr ein geringes Risiko.
Für das Stufenkonzept zu möglichen Lockerungen hatte das RKI eine Risiko-Bestimmung für 17 verschiedene Lebensbereiche nach folgenden Kriterien vorgenommen: individuelles Infektionsrisiko im jeweiligen Lebensbereich, Anteil am Gesamt-Infektionsgeschehen, Public-Health-Einfluss (Auswirkung auf Todesfälle und schwere Verläufe) und Nicht-COVID-Effekte (z. B. soziale, psychologische, und andere gesellschaftliche Auswirkungen bei Beschränkungen oder Schließungen der jeweiligen Bereiche). Das Risiko wurde abschließend mit niedrig, moderat oder hoch angegeben. Für den SPFV ergab sich demnach ein durchweg „niedriges“ Risiko.