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Fahrgastbeiräte tagen digital

18.05.21 (Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Für die bundesweite Vernetzung der Fahrgastbeiräte hat Corona einen weiteren Schub gebracht: Nachdem die Herbsttagung 2020 nicht vor Ort, sondern als Videokonferenz stattfinden musste, hat sich dieses Online-Format für die über ganz Deutschland verteilen ehrenamtlichen Mitglieder der Kunden- und Fahrgastbeiräte im öffentlichen Nahverkehr als gute Möglichkeit herausgestellt, enger in Kontakt zu bleiben. So konnte bereits für den 7. Mai die zweite Online-Konferenz organisiert werden.

Während also vielfach die Arbeit der Kunden- und Fahrgastbeiräte pandemiebedingt eingeschränkt, intensiviert sich der bundesweite Austausch. Als Gast konnten die mehr als sechzig Teilnehmer Lars Wagner, Leiter Kommunikation und Hauptstadtbüro des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) begrüßen. Wagner stellte die Branchenkampagne #besserweiter vor.

Er hob das Angebot der Verkehrsunternehmen hervor, während der Pandemie nahezu 100 Prozent Leistung geboten zu haben, während nur noch etwa 50 Prozent der Fahrgäste zu verzeichnen waren. Entsprechend hoch sind die finanziellen Einbußen. Der VDV wird gezielt darauf hinarbeiten, die Fahrgäste zurückzugewinnen. Hilfreich werden dabei die soeben veröffentlichten Ergebnisse der Charité-Studie sein, die feststellen kann: „Bus und Bahn sind nachweislich sicherer als gedacht“.

Wagner berichtet, dass das Risiko der Infektion im öffentlichen Nahverkehr genauso gering ist wie in anderen Verkehrsmitteln. Ohne Frage wird sich der ÖPNV aber auf eine „neue Normalität“ bei Leistungsangebot und Tarif einstellen müssen. Zuvor hatten Peter Castellanos (Fahrgastbeirat Kreis Bergstraße) und Ingrid Gottstein (Fahrgastbeirat OstalbMobil), in Kurzvorträgen Struktur, Aufgaben und Erfolge ihrer Fahrgastbeiräte vorgestellt.

Castellanos zog, trotz teilweise negativer Erfahrungen, eine positive Bilanz der Arbeit. Insbesondere bei der Arbeit am Nahverkehrsplan wurden viele Anregungen des Beirats berücksichtigt. Er empfiehlt, Ziele für Fahrgäste nüchtern und sachlich zu verfolgen, die Beteiligung von Fahrgastbeiräten stärker in Gesetzen und kommunalen Satzungen zu verankern, Themen weiter beharrlich an die ÖPNV-Zuständigen heranzutragen und im Gespräch mit Entscheidungsträgern zu bleiben.

Gottstein skizzierte einen sehr praktisch agierenden Fahrgastbeirat, der vielfach konkrete Verbesserungen wie einen intensiveren Winterdienst an Haltestellen oder den Halt auf Zuruf nach 21 Uhr durchsetzen konnte. Mit einer persönlichen Fahrplanaktion für die Kreisräte wurde den politisch Entscheidenden die zum Teil mangelhafte Verbindungsqualität des Busverkehrs im Ostalbkreis verdeutlicht.

Ziel des bundesweiten Netzwerks der Fahrgastbeiräte, das im Jahr 2015 in Frankfurt am Main gegründet wurde, ist das Lernen voneinander und das Profitieren von den Erfahrungen der jeweiligen Kollegen. Die Herbsttagung der Fahrgastbeiräte soll am 8./9. Oktober als Präsenzveranstaltung in Baden-Württemberg stattfinden.

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