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Vierzig Jahre Pro Bahn

06.04.21 (Allgemein) Autor:Stefan Hennigfeld

Am 28. März 1981 wurde der Fahrgastverband Pro Bahn e.V. gegründet – vor inzwischen vierzig Jahren. Damals ging in der alten Bonner Republik um die desolaten Zustände bei der alten Behördenbahn. Die Hauptmotivation war der Kampf gegen die beängstigende Vision eines betriebswirtschaftlichen Netzes der Bundesbahn von nur rund achttausend Kilometer Streckenlänge. Hätte die damalige Staatsbahn diese vollständig umsetzen können, wären neben den damals stillgelegten und abgebauten Strecken noch viele weitere dazugekommen.

Dennoch wäre dieses Schreckgespenst ohne die Eisenbahnreform der 1990er Jahre kaum abzuwenden gewesen. Ziel war, die Geldverbrennungsmaschine Bundesbahn durch eine moderne Eisenbahnpolitik zu ersetzen und die Schiene als ernsthaften Verkehrsträger zu etablieren. Über die Jahre dehnte der Verband sein Wirken auf weitere Bereiche aus. Der Fahrgastverband Pro Bahn engagiert sich für bezahlbare Fahrpreise, verständliche Tarifsysteme, eine flächendeckende Infrastruktur und eine durchgehende Reisekette – im Bahnverkehr und jenseits der Schiene.

Ohne Pro Bahn gäbe es keine BahnCard 50 mehr und auch weder Fahrgastrechte noch einheitliche Kindesaltersgrenzen. Dieses Engagement führte zu harten Grabenkämpfen. Insbesondere die Kritik am Preissystem PEP des Ex-Bahnchefs Mehdorn sorgte neben einer einstweiligen Verfügung gegen den Vorsitzenden (diese wurde nach einem halben Jahr wie auch viele Neuerungen im Preissystem zurückgenommen) auch für eine Eiszeit zwischen Verband und Konzern. „Zur Einweihung des Berliner Hauptbahnhofs wurde ich kurz vorher wieder ausgeladen“, resümiert Ehrenvorsitzender Karl-Peter Naumann, der den Verband 16 Jahre geleitet hat – Mehdorn musste dagegen Anfang 2009 seinen Posten räumen.

Am 18. Juni 2017 wurde der Fahrgastverband von der Deutschen Stiftung Verbraucherschutz mit dem Bundespreis Verbraucherschutz ausgezeichnet. Die Jury begründete die Entscheidung damit, dass der Verband als „Anwalt der Fahrgäste“ erfolgreich die Verbraucherinteressen bei öffentlichen Verkehrsmitteln vertritt. Nicht nur diese Auszeichnung zeigt, der ehemalige Rebellenverein ist inzwischen in der Politik angekommen.

So gibt er den Fahrgästen im Zukunftsbündnis Schiene des Bundesverkehrsministeriums eine Stimme und hat große Teile des Masterplans Schienenverkehr mitgestaltet. „Wir sitzen als gleichberechtigte Partner mit Politik und Unternehmen am Tisch. Masterplan und Deutschlandtakt tragen klar unsere Handschrift“, freut sich Lukas Iffländer, stellvertretender Bundesvorsitzender.

Themen gibt es genug für die Zukunft: Der Deutschlandtakt muss um- und durchgesetzt werden, Tarife müssen einfacher werden, die Aushöhlung von Fahrgastrechten muss verhindert und zu einer Erweiterung auf intermodale Reiseketten umgekehrt werden. Ob ein Ankommen des Verbandes in der Politik und der Branche da hinderlich oder förderlich ist, bleibt abzuwarten.

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