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ÖBB: Rekordinvestitionen in der Krise

29.04.21 (Österreich) Autor:Stefan Hennigfeld

Im Jahr 2020 ist der Umsatz der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) um 700 Millionen Euro gesunken. Durch schnelles Gegensteuern und massive Einsparungen von rund 380 Millionen Euro konnten die ÖBB mehr als die Hälfte des Umsatzentfalls selbst schultern. Dazu kam ein Eisenbahnpaket der Bundesregierung als Hilfe für den gesamten Sektor. Schlussendlich weist die Bilanz des Vorjahres für alle ÖBB-Teilkonzerne jeweils eine schwarze Null aus. Durch aktives Krisenmanagement ist dem Konzern ein ausgeglichenes Ergebnis mit einem leichten Plus (EBT knapp 59 Millionen Euro) gelungen.

ÖBB-Vorstandsvorsitzender Andreas Matthä: „2020 war ein hartes Jahr, das natürlich auch die ÖBB enorm herausgefordert hat. Covid-19 hat uns einen Umsatzeinbruch von 700 Millionen Euro beschert. Wir haben sehr rasch mit Gegenmaßnahmen begonnen und von Beginn an konsequent durch die Krise gesteuert. Damit ist es uns gelungen, 380 Millionen Euro aus eigener Kraft einzusparen. Die Möglichkeit zur Kurzarbeit und das umsichtige Eisenbahnpaket der Bundesregierung mit rund 200 Millionen Euro – Stichwort Notvergabe auf der Weststrecke, Zusatzbestellungen und Absenkung der Schienenmaut – haben uns ermöglicht, 2020 ausgeglichen abzuschließen.“

Während der gesamten Covid-Krise haben die ÖBB die umweltfreundliche Mobilität mit Bahn und Bus in ganz Österreich aufrechterhalten. Damit war gewährleistet, dass die „Systemerhalter“ sicher und rechtzeitig in die Arbeit und nach Hause kommen. 2020 haben 286,5 Millionen Fahrgäste die ÖBB-Mobilitätsdienste genutzt. Insgesamt waren dies 190 Millionen weniger als im Jahr davor. Am Höhepunkt der Krise betrug der Rückgang bei den Passagieren mehr als 90 Prozent, im Schnitt übers Jahr gesehen noch immer 40 Prozent minus. Das entspricht den Fahrgastzahlen Ende der 1980er Jahre.

Die ÖBB Rail Cargo Group hat sowohl in Österreich als auch ins gesamte Europa bis nach Asien sogar am Höhepunkt der Krise jede Tonne verlässlich und sicher ans Ziel gebracht. Von Rohstoffen für die Industrie bis hin zu Pasta, Tomatensauce und Klopapier deckt die RCG das Transportspektrum ab. Das engagierte Krisenmanagement des Teams in 18 Ländern wurde im Rahmen der Kundenzufriedenheitsanalyse besonders honoriert.

Gleichzeitig konnte die RCG 2020 wesentliche Akzente bei Internationalisierung und Ausbau des TransNET setzen und die Digitalisierungsinitiative mit dem GO-Live des digitalen Assistenten MIKE zum ersten Zwischenerfolg führen. Mehr als 2,6 Milliarden Euro wurden auch im Krisenjahr 2020 in die Erneuerung und den Ausbau der Bahninfrastruktur investiert. Die rund 200 Baustellen der ÖBB-Infrastruktur waren bis auf wenige Tage auch während der Covid-Krise in vollem Betrieb – wodurch Arbeitsplätze in der gesamten Lieferkette gesichert wurden.

Mit dem im Vorjahr von der Bundesregierung beschlossenen Rahmenplan 2021-2026 von 17,5 Milliarden Euro wurde außerdem das größte Investitionspaket aller Zeiten auf Schiene gebracht. Das bringt dem Wirtschaftsstandort Österreich jährlich fünf Milliarden Euro Wertschöpfung und sichert bzw. schafft pro investierter Milliarde 15.000 Arbeitsplätze.

„Trotz aller Widrigkeiten ist es gelungen, in allen drei Teilkonzernen, ‚schwarze Nullen‘ zu schreiben. Für diese ausgeglichenen Ergebnisse brauchte es im Krisenjahr 2020 unterschiedliche Geschwindigkeiten innerhalb des Konzerns: Im Personen- und Güterverkehr sind wir aufwandsseitig auf die Kostenbremse gestiegen, während wir beim Infrastrukturausbau weiter Gas gegeben haben. Die ÖBB haben damit einen wesentlichen Beitrag geleistet, um die österreichische Volkswirtschaft am Laufen zu halten“, erläutert Vorstandsvorsitzender Matthä die Herangehensweise beim Krisenmanagement.

2021 wird für die ÖBB weiter herausfordernd bleiben. Mit zunehmender Durchimpfung der Bevölkerung und schrittweiser Rückkehr zur Normalität wollen die ÖBB wieder volle Fahrt aufnehmen und mit einem breiten Investitionsprogramm den Wirtschaftsstandort Österreich vorantreiben. „Im Nachtzug-Segment wollen wir unsere Vorreiterrolle in Europa noch einmal deutlich ausbauen.

Bereits zu Beginn des Sommers nehmen wir das bewährte Programm wieder auf – zum Beispiel nach Rom, Venedig, Mailand, Livorno. Und wir führen die neue Destination nach Amsterdam ein, zum Jahresende kommt dann endlich Paris dazu“, zählt Andreas Matthä die Destinationen des Nightjets auf, aus dem andere Staatseisenbahnen schon lange ausgestiegen sind.

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