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Fahrzeugkompetenz auch bei den Verkehrsbetrieben aufbauen

19.04.21 (Kommentar) Autor:Stefan Hennigfeld

Wenn man bei einer Modernisierung vorhandener B-Wagen, und so nannte man diese Stadtbahn-Triebzüge bei ihrer Auslieferung, im Vergleich zur Neuanschaffung vierzig Millionen Euro sparen kann, dann ist das schon eine Überlegung wert. Zumal man ja wirklich weitgehend alles modernisiert hat, geblieben ist im Grunde nur ein Stahlkasten. Das wichtigste vorweg: Das war auch deshalb möglich, weil die Fördergelder für Neufahrzeuge, die nach dem nordrhein-westfälischen ÖPNV-Gesetz fließen, auch hier freigegeben werden konnten.

Es ist daher auch ein Erfolg des Gesetzgebers, der es den kommunalen Entscheidungsträgern vor Ort ermöglicht hat, diese deutlich wirtschaftlichere Variante zu nutzen und dafür zu sorgen, dass Fahrzeuge, die noch viele gute Jahrzehnte vor sich haben können, in einen Zustand versetzt werden, der die modernen Ansprüche des urbanen Stadtbahnverkehrs erfüllt. Das gilt für die Kölner Stadtbahn ebenso wie bei den Nachbarn in der Bundesstadt Bonn.

Eine Projektdauer von zehn Jahren ist auch schon sehr lang, gerade wenn man bedenkt, dass die Auslieferung neuer Fahrzeuge wohl deutlich schneller gegangen wäre. Aber das gesparte Geld war es wert, gerade wenn man sich vorstellt, dass es an anderer Stelle investiert und für gute Zwecke ausgegeben werden kann. Im kommunalen Querverbund kann das auch das Freibad der Stadtwerke sein oder die Anschaffung neuer, deutlich leiserer Müllfahrzeuge.

Was auch immer, man muss ja kein Freund dieser kommunalen Verflechtungskonzerne sein, doch nicht verausgabtes Geld ist immer etwas positives. Soweit muss man seine Scheuklappen dann einfach abnehmen, um das anzuerkennen. Zumal es ja gerade nicht der Billigzug ist, dass man hier auf Kosten der Qualität gespart hat. Im Gegenteil, hier werden die Ansprüche erfüllt, die man braucht. Die Kölner haben schon alles richtig gemacht.

Vor allen Dingen aber haben die Kölner Verkehrsbetriebe in den letzten zehn Jahren in Sachen Fahrzeugproduktion einiges an Know-How gesammelt, das man auch in Zukunft bei der Vergabe von Aufträgen an die Waggonbauindustrie nutzen kann. So weiß man als Auftraggeber in Zukunft besser, wo man hinschauen muss, wenn man eine vernünftige Belieferung neuer Züge sicherstellen will.

Niemand kann wollen, dass ein peinlicher Fehlschlag, wie in der Nachbarstadt Wuppertal, dazu führt, dass man auf Jahre hinaus keinen geordneten Betrieb aufrecht erhalten kann. Das kann man auch verhindern, wenn man bereits während der Bauphase regelmäßig weiß, in welchem Zustand die auszuliefernden Fahrzeuge sind und wenn man auch in der Lage ist, nachzusehen, ob einem der Hersteller einen vom Pferd erzählt und ob das alles so stimmt.

Nur trotz allem ändert das natürlich nichts daran, dass die KVB mit allen potentiellen Problemen auf sich allein gestellt sind. Es gibt jetzt nicht einmal mehr einen Hersteller, der Ersatzteile verkaufen kann. Ob man also am Ende wirklich den richtigen Weg gegangen ist, kann man sicher erst im Jahr 2040 oder im Jahr 2050 sagen. Jetzt noch nicht.

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