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Bayern: Machbarkeitsstudie zum S4-Ausbau

08.04.21 (Bayern) Autor:Stefan Hennigfeld

Die bayrische Verkehrsministerin Kerstin Schreyer (CSU) hat vor Ostern in einer Pressekonferenz die Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie zum Ausbau der S4 West zwischen Pasing und Eichenau vorgestellt. Demnach geben die Zahlen einen viergleisigen Ausbau der Strecke nicht her, vertretbar ist aktuell nur ein dreigleisiger Ausbau. Auf die Planung des dreigleisigen Ausbaus hatten sich Deutsche Bahn und Freistaat Bayern bereits 2014 verständigt.

„Bei der Prognose bis 2030 ging man damals davon aus, dass die Zahlen für ein viertes Gleis nicht reichen“ erklärt Schreyer: „Als ich Verkehrsministerin wurde und mich mit dem Projekt befasst habe, war mir schnell klar, dass wir – auch wenn die Zahlen aktuell nicht für vier Gleise reichen – uns diese Option offenhalten müssen. Darum habe ich mich für einen dreigleisigen Ausbau mit Aufwärtskompatibilität zu einem späteren viergleisigen Ausbau eingesetzt. Dieser Weg ist möglich, wie die aktuelle Machbarkeitsstudie belegt und diesen Weg werden wir auch gehen.“

Das Gutachten der Intraplan Consult GmbH, der SMA und Partner AG und der Schüßler-Plan Ingenieurgesellschaft mbH ist in die laufenden Untersuchungen zur Fortschreibung des Programms „Bahnausbau Region München“ integriert. Die Gutachter haben eine Verkehrsprognose unter Einbeziehung aktueller Strukturentwicklungen in der Region erstellt und das geplante Zugprogramm überprüft. Die Ergebnisse zeigen auf, dass die erwartbare Fahrgastentwicklung mit der Anzahl an geplanten Zugfahrten sehr gut harmoniert. Dafür ist ein dreigleisiger Ausbau der S4 West zwischen Pasing und Eichenau erforderlich.

„Wir alle sehen, dass der Großraum München immer weiter wächst. Auch wenn es jetzt noch keinen Bedarf für ein viertes Gleis gibt, sind wir gut beraten, uns diese Option für die zukünftige Weiterentwicklung der S4 offenzuhalten“, erklärt Schreyer. „Es geht schließlich auch darum, was kommt ab 2040 und was nach 2050? Wir werden unseren Planungsauftrag an die Bahn so umgestalten, dass der dreigleisige Ausbau der S4 West eine volle Aufwärtskompatibilität gewährleistet. Unsere Gutachter habe hierzu sehr sinnvolle Maßnahmen aufgezeigt. Auch wenn wir jetzt zusätzlich investieren müssen, schaffen wir eine klare Ausbauperspektive für die S4 und sparen längerfristig noch viel Geld und Zeit, wenn dann mal ein viertes Gleis erforderlich wird.“

Klaus-Dieter Josel, Konzernbevollmächtigter der DB AG für den Freistaat Bayern: „Wir begrüßen die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie. Sie bestätigt, dass der bisher vorgesehene Auftrag für den dreigleisigen Ausbau zu der erwarteten Verkehrsentwicklung passt. Gemeinsam mit dem Freistaat treiben wir die Planungen nun konsequent weiter voran. Unter Berücksichtigung eines vierten Gleises planen wir vorausschauend und in die Zukunft gerichtet. Davon profitieren die Bahn im Freistaat und die Metropolregion München ganz besonders. Denn nur mit einer starken Schiene schaffen wir die Verkehrswende und sichern klimafreundliche Mobilität für die Menschen.“

Für den Ausbau der S4 West wurde bisher mit Gesamtkosten in Höhe von rund 660 Millionen Euro gerechnet. Davon circa 300 Millionen Euro für den Ausbau des Westkopfs des Bahnhofes Pasing, der über den Bundesverkehrswegeplan eine Finanzierungsperspektive hat. Die Machbarkeitsstudie hat ergeben, dass die zur Sicherstellung der Aufwärtskompatibilität erforderlichen Infrastrukturmaßnahmen im derzeit geschätzten Umfang rund 35 Millionen Euro mehr kosten, als die bisherige Planung.

Die Bahnstrecke von München über Geltendorf ins Allgäu ist heute mit der Linie S4 der Münchner S-Bahn, den gesamten Verkehr von München ins Allgäu sowie in die Schweiz regelmäßig an der Kapazitätsgrenze, und ist Quelle von weitreichenden Verspätungen. „Bereits heute leidet der Allgäuverkehr unter der absolut unterdimensionierten Infrastruktur. Bei allen Neubauten muss daher klar sein: wir benötigen durchgehend zwei Gleise“ so Lukas Iffländer, Vorsitzender von Pro Bahn Bayern.

„Wir Fahrgäste sind angewiesen auf pünktliche und verlässliche Züge. Niemand würde eine neue Straße nur einspurig im Wechselverkehr bauen, weil das rechnerisch wahrscheinlich reicht – bei einer wichtigen und hochbelasteten Eisenbahnstrecken sollte man auch nicht auf so schlechte Ideen kommen. Beim Straßenbau der B12 Buchloe – Kempten gibt das Land immer den Maximalausbau vor, ähnliche Vorgaben brauchen wir auch bei der Eisenbahn.“

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