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SBB: Corona prägt Geschäftsjahr

24.03.21 (Schweiz) Autor:Stefan Hennigfeld

Die SBB blickt auf ein herausforderndes Jahr zurück: Nach einem guten Start ins Jahr 2020 hat Covid-19 die SBB massiv getroffen: Pro Tag wurden im vergangenen Jahr durchschnittlich 843 000 Reisende befördert, über ein Drittel weniger als im Vorjahr (1,32 Millionen Reisende). Die Personenkilometer sanken um 40,6 Prozent; im Fernverkehr sind sie um 43,7 Prozent gesunken und im Regionalverkehr um 32,4 Prozent.

Der starke Einbruch erklärt sich durch die behördlich festgelegten Maßnahmen wegen Covid-19: Viele Pendler arbeiteten im Homeoffice, aber auch Freizeitreisende aus der Schweiz und aus dem Ausland waren aufgrund der Einschränkungen deutlich weniger unterwegs. Im internationalen Personenverkehr ist die Nachfrage noch stärker gesunken: bei den Personenkilometern um 51,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, dies aufgrund von Reisebeschränkungen und Angebotsreduktionen.

Weniger Reisende und die angeordnete Schließung von Geschäften führten zu einem starken Rückgang der Kunden in den Bahnhöfen; insgesamt waren es ein Drittel weniger als im Vorjahr. Im Jahr 2020 besaßen gleich viele Reisende ein Halbtaxabonnement wie im Vorjahr, insgesamt 2,72 Millionen. Ein Generalabonnement hingegen besaßen noch 439 000 Personen, 12,2 Prozent weniger als im Vorjahr (500 000).

Deutlich mehr als die Hälfte der Billette wurde über die digitalen Verkaufskanäle sbb.ch und SBB Mobile bezogen (61,4 Prozent; Vorjahr: 52,8 Prozent). Die starke Zunahme aus den Vorjahren setzt sich damit im Pandemiejahr fort. Der Nachfragerückgang hat einschneidende finanzielle Folgen: Im Vergleich zum Vorjahr resultierten tiefere Personenverkehrserträge (−28,9 Prozent), tiefere Drittumsätze in den Bahnhöfen (−26,8 Prozent), tiefere Trassenerträge bei der Infrastruktur (−12,1 Prozent) und weniger Gütertransporte (−2,4 Prozent der Güterverkehrsleistung).

Die SBB hat während des Lockdowns Mieten erlassen oder reduziert sowie zusammen mit der ÖV-Branche umfangreiche Kulanzmaßnahmen für Abo-Kunden umgesetzt. All dies schlägt sich im Konzernergebnis von -617 Millionen Franken nieder (Vorjahr: +463 Millionen Franken). Es ist der grösste Verlust seit der Ausgliederung der SBB vom Bund in eine Aktiengesellschaft.

Trotz der finanziell sehr angespannten Situation will die SBB die Preise stabil halten und so die Attraktivität des ÖV sichern. Die verzinsliche Nettoverschuldung ist um 1,5 Milliarden Franken gestiegen. Aufgrund des tiefen operativen Cashflows (EBITDA) und der erhöhten Verschuldung liegt der Schuldendeckungsgrad bei 21,6 und damit deutlich über der vom Bund geforderten Höchstgrenze von 6,5.

Die SBB hat im Frühling 2020 mit Sparmaßnahmen auf die Einnahmeausfälle reagiert, etwa mit einem Einstellungsstopp in der Verwaltung, dem Abbau von Gleitzeit- und Ferienguthaben und der Verschiebung respektive Streichung von Projekten und Investitionen. Diese Maßnahmen leisteten einen Beitrag in dreistelliger Millionenhöhe zur anstehenden Sanierung.

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