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NWL: Mehrkosten durch SPFV-Alimentierung

15.03.21 (Fernverkehr, NWL) Autor:Stefan Hennigfeld

Ab Dezember 2021 wird der Aufgabenträger Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) die Linie RE 16 zwischen Hagen und Siegen teilweise abbestellen und im Gegenzug vermeintlich eigenwirtschaftliche SPFV-Leistungen der DB Fernverkehr AG alimentieren. Einen Verkehrsvertrag im eigentlichen Sinne gibt es nicht, sodass kein Controlling möglich ist, dennoch ist der Zug für Nahverkehrsfahrscheine freigegeben.

Aus einer aktuellen Beschlussvorlage des Aufgabenträgers geht hervor, dass man im Vergleich zum Status Quo kein Geld spart, sondern dass Nettokosten entstehen, die man sich hätte sparen können, wenn man die Linie RE 16 weiterhin im Stundentakt würde fahren lassen. Insgesamt werden rund 320.000 Zugkilometer im Jahr abbestellt. Durch Veränderungen auf der Relation zwischen Siegen und Frankfurt, wird die Linie RE 99 in eine andere Fahrplanlage verrückt, sodass auf der Linie RB 95 weitere Abbestellungen notwendig sind. Diese belaufen sich auf rund 62.600 Zugkilometer im Jahr

In der Summe werden dadurch zunächst 3,6 Millionen Euro im Jahr eingespart: Sowohl an Bestellerentgelten für die derzeit dort verkehrenden Eisenbahnverkehrsunternehmen als auch an Trassengebühren zugunsten der DB Netz AG, die im SPNV vom Betreiber an den Aufgabenträger weitergeleitet werden. Im Jahr 2022 werden insgesamt 3,94 Millionen Euro „Ausgleichsgelder“ vom NWL an die DB AG fließen.

Die Nettomehrkosten im Vergleich zum jetzigen Verkehrsangebot werden sich zwischen dem 11. Dezember 2021 und dem Fahrplanwechsel am 13. Dezember 2026 auf 2,2 Millionen Euro. Der Vertrag zwischen NWL und DB Fernverkehr, bei dem es sich nicht um einen Verkehrsvertrag im eigentlichen Sinne handelt, hat eine Laufzeit von fünf Jahren.

Sollte danach keine Anschlussvereinbarung getroffen werden können, wird das Angebot auf der Ruhr-Sieg-Strecke zwischen Hagen und Siegen deutlich schlechter. Die turnusmäßige Neuausschreibung des Ruhr-Sieg-Netzes, in dem auch die Linie RE 16 enthalten ist, findet erst zum Fahrplanwechsel im Dezember 2034 statt, acht Jahre nach dem Ende des jetzt beginnenden Vertrages mit DB Fernverkehr.

Auf der Relation zwischen Hagen und Essen wird die Linie RE 16 weiterhin wie gewohnt im Stundentakt verkehren, da der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr sich an SPFV-Alimentierungen bislang nicht beteiligt hat und das auch in Zukunft nicht plant. Aus diesem Grund wird der InterCity den Hagener Hauptbahnhof auch nicht anfahren, sondern über die Güterumfahrung direkt Richtung Witten einschwenken.

Witten und Dortmund werden zwar Regelhalte sein, jedoch ist eine Nutzung im VRR-Tarif nicht möglich. Der neue InterCity steht in der Tradition der 2002 eingestellten InterRegio-Linie zwischen Frankfurt am Main, Gießen, Siegen, Hagen und Münster, wenn auch ohne den Halt in Hagen. Wie bereits früher wird der Zug einmal am Tag an die Nordsee fahren und die Station Norddeich Mole bedienen, wo es Anschluss an die Fährverbindungen nach Norderney und Juist gibt.

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