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BEG schafft digitale Datendrehscheibe

25.03.21 (Bayern) Autor:Stefan Hennigfeld

Ein von der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) und DB Regio Bayern angestoßenes Pilotprojekt soll ab Mitte des nächsten Jahres im Freistaat breit ausgerollt werden: Mit einer digitalen Datendrehscheibe samt technischer Schnittstelle zu bereits bestehenden Auskunftssystemen der bayerischen Bahnen will die BEG für Fahrgäste die Vormeldung von Anschlüssen vereinfachen – in ganz Bayern und darüber hinaus.

Die Entwicklung der Datenverarbeitungsplattform schreibt die BEG derzeit europaweit aus. Ziel ist, die komplexen Abläufe der Anschlussvormeldung soweit wie möglich zu automatisieren. Bislang ist für die Fahrgäste die Vormeldung nur persönlich über die Zugbegleiter möglich. Die Inbetriebnahme des neuen Systems ist für die zweite Jahreshälfte 2022 geplant.

Hat ein Zug Verspätung, sollen Fahrgäste ihren Anschlusswunsch dann direkt selbst über ihr Smartphone melden können, und zwar über bereits bestehende Fahrplan-Apps, wie zum Bespiel die Bayern-Fahrplan-App oder die Streckenagent-App von DB Regio. Die Software steuert im Hintergrund die komplexe Prozess- und Informationskette vom Anschlusswunsch der Fahrgäste zum Verkehrsunternehmen und wieder zurück an die Fahrgäste.

Fahrgäste, die den Anschlusswunsch angemeldet haben, erhalten nach Klärung der Sachlage zwischen den beteiligten Verkehrsunternehmen und DB Netz direkt Rückmeldung über dieselben Fahrplan-Apps: Eine Push-Nachricht informiert darüber, ob und wie lange der Anschlusszug warten kann. Kann der Anschluss nicht gehalten werden, wird dem Fahrgast eine Alternative für seine Weiterfahrt übermittelt.

Das System speist gleichzeitig die Information automatisch in das Reisendeninformationssystem (RIS) der Deutschen Bahn und DEFAS Bayern der BEG und damit in alle anderen daran angeschlossenen Auskunftssysteme ein. So werden auch andere Fahrgäste darüber informiert, ob der Anschlusszug erreicht wird – beispielsweise über Informationsdisplays im Zug.

„Dass Fahrgäste ihren Anschlusswunsch selbst per Fahrplan-App anmelden können, ist, soweit wir wissen, europaweit einmalig“, sagt Thomas Prechtl, Sprecher der Geschäftsführung der BEG. „Wir werden damit digitaler und schneller. Das erhöht den Komfort für die Fahrgäste und macht die Reisekette sicherer.

Außerdem erhalten wir ein klareres Bild vom tatsächlichen Anschlussbedarf der Fahrgäste. Und das Personal in den Leitstellen kann Entscheidungen viel besser an den Wünschen der Fahrgäste ausrichten.“ Die Anschlussvormeldung per App wurde erstmals im Jahr 2018 getestet, um die prinzipielle Machbarkeit zu prüfen.

Die Projektpartner bei diesem erfolgreichen Pilotversuch waren die BEG, DB Regio Bayern, Agilis und die Südostbayernbahn. Beteiligt waren neben den ursprünglichen Partnern auch die Erfurter Bahn, Go Ahead und die Westfrankenbahn sowie Experten aus den Bereichen Infrastruktur, Fahrgastinformation und Betriebsleitsysteme, die jetzt die Umsetzung im Alltag implementieren.

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