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Schneeketten und Dieselmotoren sichern Mobilitätsverfügbarkeit

25.02.21 (Allgemein) Autor:Stefan Hennigfeld

Angesichts des vorfrühlingshaften Wetters ist es kaum zu glauben, aber noch vor 14 Tagen tobte der Winter in Deutschland. Dauerfrost und Schneehöhen, wie man sie in Tieflagen nur selten kennt, hatten das Land fest im Griff. Die Dortmunder Stadtwerke waren nicht das einzige Unternehmen, das überhaupt nicht klargekommen ist, aber es war schon bemerkenswert, dass in der Stadt über Tage der öffentliche Verkehr nahezu vollständig zum Erliegen gekommen ist.

Kein Bus war unterwegs, die Stadtbahnen konnten nicht fahren und neben dem anhaltenden Lockdown zur Eindämmung der Covid19-Pandemie war zudem vom Flockdown die Rede: Man war eingeschneit und das öffentliche Leben war zwangsweise weiter heruntergefahren worden. Wer noch nicht im Homeoffice war, der musste es jetzt machen oder aber sich kurzfristig Urlaub nehmen. Mit Bussen und Bahnen zur Arbeit ging jedenfalls nicht.

Ob das jetzt die Verkehrswende im Alltag sein soll, weiß ich nicht, Autos sind jedenfalls mit Winterreifen relativ gut durch den Schnee gekommen. Polizei und Feuerwehr hatten Schneeketten angelegt, die genau für solche Witterungsbedingungen erfunden worden sind. Da fragt man sich: Haben die öffentlichen Verkehrsunternehmen sowas nicht? Die Busse kriegen Allwetterreifen und Schneeketten vorzuhalten ist unzumutbar? Nun gut, scheinbar stört sich ja auch niemand weiter daran.

Wie aber angesichts solcher Verhältnisse eine sichere Mobilitätsverfügbarkeit aussehen soll, wenn man mehrere Tage Dauerfrost hat, darüber kann an dieser Stelle nur spekuliert werden. Interessant ist ja immer das, was man aus Gesprächen mit Busfahrern hört, die im Alltag die Zuverlässigkeit vermeintlich alternativer Technologien mitkriegen – zumindest interessanter als das, was man aus den offiziellen Verlautbarungen entnehmen kann.

Da scheint es doch unwahrscheinlich, dass ein reiner Elektrobus es schafft, von morgens sechs bis Mitternacht immer wieder aus der Tallage in Dortmund-Hörde entweder hoch in die Innenstadt oder im Süden hoch nach Dortmund-Höchsten fahren können. Und das vielleicht nicht nur bei Sonnenschein, sondern womöglich auch wenn es kalt ist oder wenn ein Bus beim Stau auch auf dem Berg immer wieder neu anfahren muss, ohne Schwung ausnutzen zu können.

Wenn die Dortmunder Stadtwerke sich zunächst auf Ost-West-Linien beschränken, die weitgehend ohne Steigungen verlaufen, dann ist das zunächst sicherlich zu begrüßen; zumindest aus Sicht der Fahrgäste, die auf einen zuverlässigen und funktionierenden Betrieb angewiesen sind. Vielleicht ist das auch der Grund, warum es eine Stadt wie Münster soviel leichter hat aus der Dieseltraktion auszusteigen, die reine Schönwetterpolitik aber nutzt hier nichts.

Man muss, und das hat der jetzt zu Ende gehende Februar gezeigt, auch dann ein funktionierendes Angebot haben, wenn es im Winter kalt ist und die Straßen glatt sind. Ob das mit allerlei Traktionsarten, die sich seit dem späten 19. Jahrhundert nie durchsetzen konnten, jetzt funktioniert, dürfte wohl mehr als nur fraglich erscheinen.

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