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Pro Bahn und NEE kritisieren DB AG

18.02.21 (Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Gut eine Woche lang haben Kälte und zu Beginn starke Schneefälle die Menschen in allen Verkehrsmitteln auf eine harte Probe gestellt – besonders bei der Eisenbahn. Im Angesicht neuer Niederschläge haben der Fahrgastverband Pro Bahn und das Netzwerk Europäischer Eisenbahnen (NEE) e.V. eine Bilanz gezogen und formulieren Forderungen, wie die Verlässlichkeit des systemrelevanten Schienenverkehrs schnell gestärkt werden kann.

In einem Werbefilm der Deutschen Bundesbahn über den Winter 1956 heißt es: „Durch den starken Kälteeinbruch mit Temperaturen bis 30 Grad unter null wurde der Verkehr im Winter 1956 ungewöhnlich behindert. Hochwasser und Eisstauungen, auch am Rhein, führten dazu, dass die Schienen zeitweise der einzige Beförderungsweg waren. Planmäßig und schnell räumten Schneepflüge und Schneeschleudern die eingeschneiten Strecken und Bahnhöfe (…) fahren die Züge in die verschneite Bergwelt und überall dort, wo Gleise liegen.“

Diesem Anspruch ist der Nachfolger der Bundesbahn, die DB AG, in der vergangenen Woche nicht gerecht geworden. „Die Eisenbahn hat ihren Job nicht gut genug gemacht in dieser kalten und weißen Woche“, fasst Lukas Iffländer von Pro Bahn das Ergebnis der Analysen zum Güter- und Personenverkehr auf der Schiene bündig zusammen. Ludolf Kerkeling, NEE-Vorstandsvorsitzender resümiert: „Wir sehen ein Organisationsversagen beim Infrastrukturbetreiber, das die Eisenbahnkunden verprellt hat.“

Es gebe keinen Anlass, bei den Unternehmen der Deutschen Bahn für Selbstzufriedenheit angesichts der Tatsache, dass keine Züge evakuiert werden mussten. Die tagelange Einstellung von Verkehren sei inakzeptabel und auch offensichtlich nicht nötig. Die Betreiber kleinerer Eisenbahnnetze und die Eisenbahnen in vielen Nachbarländern hätten erneut gezeigt, dass solche Wetterlagen besser beherrschbar seien.

Man danke den eingesetzten Kräften, nicht jedoch den verantwortlichen Managern. Der Ärger der beiden Bahnverbände richtet sich nicht nur gegen die DB Netz, sondern auch gegen die Bundesregierung. In der Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung (LuFV) zwischen Bund und DB Netz ist der Winterdienst anscheinend nicht ausreichend geregelt.

So gilt bei der DB Netz AG wie leider so oft, das Ziel, dass dieser betriebswirtschaftlich organisiert werden muss – sprich es wird gespart. Pflüge, Schleudern und Fräsen sind nicht in annähernd ausreichender Zahl vorhanden. Heute sind es in Summe gut 70, allein die Deutsche Reichsbahn brachte in die DB AG über 100 Schneepflüge ein.

Auch fehlt es „vorne und hinten“ an einsatzfähigem Personal. Der Bund muss hier nachsteuern und großzügige Mindeststandards für den Winterdienst in die LuFV einbauen und kurzfristig die Einhaltung von Gesetz und Verträgen durch Behörden überwachen lassen. Die Verbände haben eine große Zahl von Missständen in den vergangenen Tagen dokumentiert. Hier gelte es im Sinne einer zuverlässigen Eisenbahn gegenzusteuern.

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