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Fünf Bewerber für das Akkunetz Schleswig-Holstein

18.01.21 (Niedersachsen, Schleswig-Holstein) Autor:Stefan Hennigfeld

Die Ausschreibung zum Akkunetz geht in die nächste Phase: Beim Aufgabenträger Nah.SH in Schleswig-Holstein sind fünf Angebote eingegangen. Die Unternehmen bewerben sich um den Betrieb im Akkunetz, das insgesamt 10,4 Millionen Zugkilometer pro Jahr und elf Bahnlinien in drei verschiedenen Losen umfasst. Welche das sind, wird noch nicht bekanntgegeben. Im nächsten Schritt prüft und bewertet die Nah.SH GmbH die Angebote fachlich und wirtschaftlich. Die Vergabeentscheidung soll im ersten Halbjahr 2021 fallen.

Im Mai 2020 hatte Nah.SH die Ausschreibung im Auftrag des Landes und der LNVG Niedersachsen mbH gestartet. Es handelt sich um die bisher größte Ausschreibung im SPNV in Schleswig-Holstein und bundesweit um die erste Großausschreibung mit Akkutriebzügen. Die neuen Verkehrsverträge für das Akkunetz sollen ab Dezember 2022 bzw. 2023 bis 2035 gelten.

Die ausgeschriebenen Verkehrsleistungen umfassen vierzig Prozent des Bahnverkehrs in Schleswig-Holstein und entsprechen weitgehend den heutigen Verkehrsverträgen im Netz Nord A (Betreiber DB Regio), Netz Nord B (Betreiber Nordbahn) und den nicht-elektrifizierten Verkehren des heutigen Netz Ost (Betreiber DB Regio). Das Los Nord umfasst die Strecken: RE 72 Flensburg – Kiel, RB 73 Eckernförde – Kiel, RE 74 Husum – Kiel, RB 75 Rendsburg – Kiel und RB 64 Husum – Bad St. Peter-Ording. Das Los Ost beinhaltet die Strecken: RE 83/84 Kiel – Lübeck, RB 89 Lübeck – Lüneburg, RB 87 Kiel – Preetz und RB 76 Kiel – Schönberger Strand

Wegen des Streckenabschnitts zwischen Lauenburg und Lüneburg ist die LNVG Niedersachsen am Verfahren beteiligt. Das Los Ost-West umfasst die Linien RB 63 Büsum – Heide – Neumünster und RB 82 Neumünster – Bad Oldesloe. Das Fahrplanangebot entspricht auf den bestehenden Strecken weitgehend dem Status quo. Es sind jedoch einzelne zusätzliche Leistungen an den Wochenenden sowie im Spätverkehr vorgesehen.

Zudem sollen zusätzliche Doppeltraktionen bei nachfragestarken Fahrten zum Einsatz kommen. Grundsätzlich kann das Land in jedem der drei Verkehrsverträge noch weitere Leistungen beauftragen. Die zu reaktivierenden Strecken zum Schönberger Strand sowie nach Rendsburg-Seemühlen sind im Grundangebot enthalten. Dies gilt auch für die Taktverdichtung zwischen Kiel und Preetz, die mit der Streckenbeschleunigung Kiel – Lübeck geplant ist.

Die Fahrzeuge für den Betrieb werden den künftigen Verkehrsunternehmen gestellt. Auch für die Instandhaltung sind sie nicht verantwortlich. Mit der Umstellung der Verkehrsverträge auf das Bruttoprinzip geben die Verkehrsunternehmen außerdem erstmalig die Erlösverantwortung an das Land ab. Über ein Bonus-/Malussystem schaffen Land und Nsh.SH dennoch Anreize für die Fahrgastentwicklung.

Die Verkehrsunternehmen bleiben weiterhin zentraler Dienstleister für die Fahrgastinformation, Kommunikation, Vertrieb, für die Reinigung der Züge, die Planung des Ersatzverkehrs und für Kundenservice. Zum ersten Mal haben Land und Nsh.SH bei der Ausschreibung außerdem eine Loslimitierung vorgesehen. Das bedeutet: Die beiden großen Lose Ost und Nord können nicht an ein Verkehrsunternehmen vergeben werden.

Vor dreieinhalb Jahren hat das Land Schleswig-Holstein das Vergabeverfahren „SH-XMU“ mit dem Ziel gestartet, möglichst emissionsfreie Fahrzeuge für den Schienenverkehr zu beschaffen und gleichzeitig die Wettbewerbssituation bei Fahrzeugen und Verkehrsleistung zu verbessern. In der Vergabe SH-XMU I war die Stadler Pankow GmbH am 1. Juli 2019 als Entwickler, Hersteller und Lieferant der 55 Züge ausgewählt worden.

Stadler wird außerdem für dreißig Jahre für die Instandsetzung der Züge verantwortlich sein. EVU zu vermieten. Um eventuellen Anfangsschwierigkeiten bei der neuen Antriebstechnologie zu begegnen und eine reibungslose Einführung der neuen Akkutriebzüge zu erleichtern, soll der Fahrzeughersteller Stadler ab November 2022 zunächst eine Vorserie von fünf Triebzügen ausliefern. Die restlichen Triebzüge sollen dann ab Mai 2023 bis Mitte 2024 sukzessive in Betrieb genommen werden.

Für die Übergangszeit von Dezember 2022 bis Dezember 2024 hat das Land nach einer weiteren Teil-Ausschreibung (Vergabe SH-XMU III) DB Regio beauftragt, eine Transferflotte bereitzustellen. Diese umfasst 22 Alstom Coradia Lint 41 Dieseltriebzüge für den Betrieb und bis zu vier weitere als Reserve. Die Fahrzeuge, die bereits heute in den Netzen Ost und Nord eingesetzt werden, sollen in Kiel instandgehalten werden.

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