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Das war 2020!

18.12.20 (Kommentar) Autor:Stefan Hennigfeld

Hinter uns allen liegt wohl das ereignisreichste Jahr, das es in Deutschland seit 1945 bzw. 1989 gegeben hat. Wer hätte Weihnachten 2019 gedacht, dass wir hier in unseren Städten und öffentlichen Verkehrsmitteln mit Atemmasken rumlaufen, wie wir sie sonst nur aus Krankenhäusern oder aus fernöstlichen Megastädten kennen?

Überhaupt, dass da dieser unsichtbare Feind kommt: Ältere werden sich an die 1980er Jahre erinnern, als man in den Nachwehen der schweren Tschernobyl-Katastrophe ebenfalls einen Feind hatte, den man nicht sehen, riechen oder schmecken konnte, aber abschirmen musste. Und als die Spirituosenindustrie auf einmal anfing, Desinfektionsmittel zu produzieren, da erweckte das schon den Eindruck, als würde man hier auf eine andere oder besondere Art der Kriegswirtschaft umstellen.

Im Frühjahr dann folgte der erste Lockdown – auch so etwas, das wir uns letztes Jahr an Weihnachten nicht hätten vorstellen können: Das öffentliche Leben herunterfahren, Geschäfte schließen und einst belebte Citybereiche werden fast zu Geisterstädten? Für uns alle sind das neue Erfahrungen. Was bleibt sind das Home Office und die digitalen Besprechungen. Irgendwann wird diese Pandemie vorbei sein.

Zum Vergleich: Die spanische Grippe begann im Frühjahr 1918 und schon eine „dritte Welle“ im Frühjahr 1919 war längst nicht mehr so letal wie die ersten beiden Wellen – die Pandemie war beendet und so wird auch hundert Jahre später Corona kein Dauerzustand sein. Von der spanischen Grippe blieb, dass man bis heute das Essbesteck nach jeder Benutzung säubert – das war bis ins 20. Jahrhundert hinein nicht üblich.

Von Corona bleibt, dass viele nicht mehr jede Woche von Düsseldorf nach Berlin oder von München nach Bremen fliegen werden, weil man Konferenzen digital machen kann. Das Home Office hat Vorteile und der Berufsverkehr wird weniger stark steigen als noch 2019 angenommen. Und doch gehen auch die normalen Eisenbahnthemen weiter.

Ende des Jahres kam die Diskussion um finanzielle Nachforderungen zahlreicher Eisenbahnverkehrsunternehmen auf, bei gleichzeitig vorhandenen nicht verausgabten Regionalisierungsgeldern in Milliardenhöhe. Hier wird man im neuen Jahr einen harten Kampf führen, aber am Ende wissen die Aufgabenträger, dass sie die Mehrkosten für höhere Löhne, verstärkte Bauaktivitäten im Netz und vieles mehr nicht branchenweit an ihre Betreiber abwälzen können.

Umgekehrt sind die Aufgabenträger nicht dafür da, mögliche Fehlkalkulationen zu kompensieren. Wenn aber mehrere Auftragnehmer über Geld sprechen wollen, dann ist das definitiv ein Branchenthema. Das gilt auch für die intensive Personalakquise. Hier sollte man die Gunst der Stunde nutzen: Jetzt sind die Leute in Kurzarbeit, jetzt sind sie unsicher ob ihrer Jobs und jetzt sind sie bereit, sich zukunftssicher neu zu orientieren. Jetzt ist die Zeit der großen Einstellungsoffensive.

Machen wir die Schiene besser, denn was wäre das Leben ohne die Eisenbahn, diese einmalige Einrichtung menschlichen Wahnsinns? Am 7. Januar 2021 sind wir wieder für Sie da. Das Zughalt-Team wünscht Ihnen, Ihren Freunden und Familien frohe Weihnachten und einen guten Rutsch!

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