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BDO: Rückschritt beim Klimaschutz droht

15.12.20 (Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Der Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer (bdo) hat am 8. Dezember in Berlin vor einer grundlegend falschen Weichenstellung beim Klimaschutz im Verkehrssektor gewarnt, die sich mit aktuellen Entwürfen der EU-Kommission abzeichnen. Im Vorfeld der offiziellen Vorstellung der „Strategie für smarte und nachhaltige Mobilität“ der EU-Kommission sind Teile daraus bekanntgeworden.

Denen zufolge ist ab dem Jahr 2030 für alle Busverbindungen unter 500 bzw. unter 300 Kilometern eine Umstellung auf lokal emissionsfreie Antriebe vorgesehen. Da eine verlässliche Antriebstechnik für entsprechende Distanzen aber nicht existiert und auch nicht einmal absehbar ist, bedeutet der Plan ein faktisches Verbot von Busfahrten für entsprechende Distanzen.

Busfahren als umweltfreundliche Alternative für Flüge und Pkw-Verkehr wären damit vielfach ausgeschlossen. Der bdo warnt zudem vor massiven Nachteilen für viele Fahrgastgruppen wie etwa Schulklassen, Sportvereine, Kulturreisende oder mobilitätseingeschränkte Menschen, die auf den Bus als günstige, verfügbare und flexible Mobilitätsoption angewiesen sind.

In einem Schreiben an Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat bdo-Präsident Karl Hülsmann gewarnt: „Sollten diese Vorschläge umgesetzt werden, wirft man damit den Klimaschutz im Verkehrssektor zurück statt ihn zu stärken. Diese Pläne sind eine drastische Gefahr für die Umwelt, da sie ausgerechnet die Mobilitätsoption mit den geringsten Treibhausgasemissionen ausschließen würden. Das darf nicht sein.“

Hülsmann: „Natürlich brauchen wir einen tiefgreifenden Wandel im Verkehrssektor, um den wichtigen Klimazielen gerecht zu werden. Dafür ist aber gerade eine Ausweitung des Busverkehrs notwendig, da die offiziellen Emissionszahlen unsere Fahrzeuge als die klimafreundlichste Mobilitätsoption auf langen Strecken ausweisen. Statt den Ausstieg aus Pkw und Flieger auf den Weg zu bringen, droht die EU-Kommission ehemalige Busfahrgäste geradezu in diese umweltschädlichen Verkehrsmittel hineinzudrängen.“

bdo-Präsident Hülsmann bemängelt an den Plänen auch eine potenzielle Wettbewerbsverzerrung durch eine strukturelle Bevorzugung des Schienenverkehrs: „Diese Vorschläge würden einen massiven Eingriff in den Wettbewerb im Verkehrssektor darstellen, ohne dass er durch ökologische Ziele gedeckt ist. Es handelt sich um einen durchschaubaren Schritt, mit dem der Schienenverkehr einseitig bevorzugt werden soll. Bus und Bahn dürfen aber nicht gegeneinander ausgespielt werden, sondern müssen gemeinsam das Rückgrat der klimafreundlichen Mobilität bilden.“

Zur Umweltbilanz des Busverkehrs: Moderne Reisebusse sind das klimafreundlichste motorisierte Verkehrsmittel überhaupt, da sie pro Personenkilometer die geringsten Treibhausgasemissionen aufweisen. Zu diesem Ergebnis kommt das Umweltbundesamt in seinen Untersuchungen. Eine Fahrt im Reisebus bringt Emissionen von 29 Gramm Treibhausgas pro Personenkilometer mit sich.

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