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VVS: Fahrgastzahlen erholen sich

19.11.20 (Stuttgart) Autor:Stefan Hennigfeld

Wie so viele Bereiche des öffentlichen Lebens haben auch der VVS und seine Verkehrsunternehmen schwierige Monate hinter sich. Zu den Hochzeiten der Corona-Krise waren im April bis zu achtzig Prozent weniger Fahrgäste im Vergleich zum Vorjahr mit den Bussen und Bahnen unterwegs. Nach Ende des ersten Lockdowns konnten die Verantwortlichen im Sommer schon wieder etwas optimistischer in die Zukunft schauen – von Juli bis September haben sich die Fahrgastzahlen wieder erholt und haben siebzig Prozent, im Ballungsraum sogar bis zu achtzig Prozent des Vorjahresniveaus erreicht.

Insgesamt wurden in den ersten neun Monaten des Jahres 2020 rund 177 Millionen bezahlte Fahrten mit den Bussen und Bahnen im VVS durchgeführt, das sind etwa 37,5 Prozent weniger als in den ersten drei Quartalen des Vorjahres. Da während des Lockdowns weder Veranstaltungen stattfanden noch Restaurants und Geschäfte geöffnet waren, tendierte der Gelegenheitsverkehr wochenlang gegen null.

Auch viele Zeitkarteninhaber waren seltener unterwegs, weil sie in Kurzarbeit waren oder im Homeoffice arbeiteten. Die Corona-Krise hatte auch Auswirkungen auf die Verbundeinnahmen. Insgesamt hat der VVS von Januar bis September 2020 aus Fahrgeldern rund 294 Millionen Euro eingenommen und damit etwa 81 Millionen Euro weniger als im Vorjahreszeitraum. Das entspricht einem Rückgang von rund 22 Prozent, wobei zu berücksichtigen ist, dass es von Januar bis Mitte März noch beachtliche Zuwächse gab.

„Dass es finanziell nicht noch dramatischer aussieht, haben wir unseren vielen treuen Stammkunden zu verdanken. Die allermeisten haben dem VVS bisher die Treue gehalten und ihr Abo nicht gekündigt. Andernfalls hätte es trotz öffentlicher Hilfen düster für die Zukunft des Nahverkehrs ausgesehen“, so VVS-Geschäftsführer Thomas Hachenberger.

Während die Einnahmen im Gelegenheitsverkehr um mehr als vierzig Prozent eingebrochen sind, fiel der Rückgang im Berufsverkehr mit elf Prozent bislang geringer aus. „Im März hatten wir mit 230.000 Abonnenten ohne die Schülertickets einen absoluten Rekordwert. Seither sind die Zahlen leicht rückläufig. Wir liegen aktuell etwa acht Prozent unter dem Spitzenwert und vier Prozent unter dem Vorjahreswert“, berichtete VVS-Geschäftsführer Horst Stammler.

Nach der Tarifreform im April 2019 war die Zahl der Abonnenten bis zur Corona-Pandemie sukzessive um über zehn Prozent gestiegen. Trotz Kurzarbeit und Home-Office nutzen immer noch über 90.000 Arbeitnehmer das beliebte FirmenTicket. Vor Corona lag der Spitzenwert bei 95.000 Tickets. Recht stabil sind auch die Abozahlen bei den Senioren – und auch die Schüler sind nach den Sommerferien ganz überwiegend in die Bahnen und Busse zurückgekehrt. Der zweite (Teil-)Lockdown im November hat den Aufwärtstrend zwar gebremst.

„Konkrete Zahlen liegen uns zwar noch nicht vor. Aber klar ist: Die Rückgänge sind nicht mit der Entwicklung im März/April zu vergleichen“, sagt Horst Stammler. Die Schulen und Geschäfte sind offen. Viele Studien aus dem In- und Ausland haben inzwischen belegt, dass bei der Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel keine erhöhte Infektionsgefahr besteht. Was fehlt, sind Fahrtanlässe im Freizeitverkehr, da Restaurants, Bars, Kinos und Theater geschlossen sind und keine Veranstaltungen und Weihnachtsmärkte stattfinden, die überwiegend mit dem ÖPNV besucht werden.

Weil die Schulen im Frühjahr geschlossen waren, hat das Land Baden-Württemberg im Mai und Juni die Kosten für das Scool-Abo übernommen und so die Eltern von zwei Monatsraten entlastet, aber auch kurzfristig die Liquidität der Busunternehmen gesichert.

„Im Herbst kamen die erlösenden Nachrichten, dass Bund und Land einen Rettungsschirm aufspannen und in Baden-Württemberg 95 Prozent der Corona-bedingten Einnahmenverluste bei den Verkehrsunternehmen erstatten. Diese bereits gewährten Abschlagszahlungen wurden vom VVS sofort an die Verkehrsunternehmen ausbezahlt, um die Zahlungsfähigkeit der Unternehmen zu sichern“, so VVS-Geschäftsführer Thomas Hachenberger.

Hachenberg: „Damit ist die Zukunft des ÖPNV in der Region zumindest für dieses Jahr gesichert, wofür dem Verkehrsministerium und seinen Mitarbeitern ein großer Dank für die hervorragende Unterstützung gebührt. Wir rechnen jedoch damit, dass auch 2021 pandemiebedingt nicht so viele Fahrgäste mit den Öffentlichen unterwegs sind und Fahrgeldeinnahmen in beträchtlichem Umfang fehlen werden.“

Siehe auch: Der ÖPNV bleibt auch in der Krise essentiell

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