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VdTÜV legt Busreport 2020 vor

05.10.20 (Allgemein) Autor:Stefan Hennigfeld

Fast jedem sechsten Omnibus (15,2 Prozent) konnte in den vergangenen zwei Jahren wegen „erheblicher Mängel“ bei der Hauptuntersuchung (HU) keine Plakette zugeteilt werden. Weitere 9,4 Prozent der untersuchten Busse haben „geringe Mängel“, die nicht zu einer Wiedervorführung beim TÜV führen. Mit einem Anteil von 75,4 Prozent ist die große Mehrheit der Fahrzeuge „ohne Mängel“ auf Deutschlands Straßen unterwegs. Das ist das Ergebnis des „TÜV Bus-Report 2020“.

„Trotz der beim TÜV monierten Mängel gehören Busse zu den sichersten Verkehrsmitteln in Deutschland“, sagte Richard Goebelt, Bereichsleiter Fahrzeug & Mobilität beim TÜV-Verband (VdTÜV), bei der Vorstellung des Bus-Reports. „Die allermeisten Omnibusse sind technisch sehr gut in Schuss.“ Im Vergleich zum Bus-Report 2018 ist technische Sicherheit der in Deutschland zugelassenen Fahrzeuge nochmals gestiegen.

Der Anteil der Busse mit geringen Mängeln sank um 2,8 Prozentpunkte und ist zum ersten Mal unter die Zehn-Prozent-Marke gesunken. Die Quote mängelfreier Fahrzeuge erhöhte sich um 2,9 Punkte. Der Anteil der Busse, die wegen erheblicher Mängel bei der HU durchgefallen sind, blieb weitgehend gleich (minus 0,1 Punkt). „Der Bus ist auch in Corona-Zeiten ein sicheres Verkehrsmittel“, betonte Goebelt.

Eine gute Klimatisierung, Trennwände für die Busfahrer, die Bereitstellung von Desinfektionsmitteln und regelmäßige Reinigungen in Kombination mit der Maskenpflicht reduzierten das Infektionsrisiko in den Fahrzeugen. Für den Bus-Report 2020 sind rund 50.000 Hauptuntersuchungen ausgewertet worden, die von den Prüfer der TÜV-Organisationen durchgeführt wurden.

Anders als bei Pkw müssen die Kraftomnibusse mit acht oder mehr Sitzplätzen einmal pro Jahr zur HU. Zum Halbjahr kommt eine Sicherheitsprüfung hinzu, die nach drei Jahren sogar alle drei Monate stattfindet, sofern nicht die HU ansteht. Das Durchschnittschalter der in Deutschland aktuell zugelassenen Omnibusse liegt bei 8,5 Jahren. Die am häufigsten beanstandeten Schwachpunkte sind die Beleuchtung hinten bei 4,6 Prozent der untersuchten Busse sowie Ölverlust am Motor oder am Antrieb mit 4,9 Prozent.

Austretendes Öl belastet die Umwelt und ist gefährlich, weil es sich leicht entzünden und zu Motorbränden führen kann. Mit dem Alter der Fahrzeuge steigen die Mängelquoten kräftig an. So liegt die HU-Durchfallquote (erhebliche Mängel) bei den neun Jahre alten Bussen bei 16,2 Prozent, bei den 15-Jährigen bei 22,8 Prozent und bei den zwanzig Jahre alten bei dreißig Prozent. Neben Beleuchtungsmängeln und Ölverlust treten bei älteren Bussen verstärkt Probleme an der Bremsanlage auf.

„Für Betreiber von Fuhrparks ist die Anschaffung eines Bremsenprüfstandes sinnvoll, um routinemäßig oder bei Auffälligkeiten jederzeit die Funktionsfähigkeit der Bremsen testen zu können“, sagte Goebelt. Korrosion wird bei Omnibussen ab dem zehnten Betriebsjahr zu einem Thema bei der Hauptuntersuchung. Immerhin vier Prozent der 14-jährigen Fahrzeuge fallen deswegen durch. Positiv für die Umwelt: Nur 1,1 Prozent aller Busse haben die Abgasuntersuchung nicht bestanden.

Der Bus gilt als sehr sicheres Verkehrsmittel im Straßenverkehr. Im Jahr 2019 sind nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 6.250 Personen bei Verkehrsunfällen mit Beteiligung von Bussen verunglückt. Das entspricht einem Rückgang von 2,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. 5.741 Personen wurden dabei leicht verletzt und 502 schwer. Sieben Personen kamen ums Leben.

Im Vergleich zum Jahr 2010 ist die Zahl der Verunglückten aufgrund des zunehmenden Busverkehrs allerdings um zwölf Prozent gestiegen. Neben der technischen Sicherheit ist für die Betreiber von Bus-Flotten in der Corona-Pandemie der Infektionsschutz ein zentrales Thema geworden. Hygienemaßnahmen wie die regelmäßige Reinigung von häufig berührten Flächen, die Bereitstellung von Desinfektionsmitteln oder der Einbau von fest installierten Trennwänden zum Schutz der Fahrer verringern die Ansteckungsgefahr.

„Busfahrer zählen zu den systemrelevanten Arbeitskräften und kommen täglich mit Hunderten Menschen in Kontakt. Daher müssen sie wirkungsvoll geschützt werden“, sagte Goebelt. Allerdings müssen Umbauten in Bussen genehmigt werden, damit die Fahrzeuge nicht ihre Betriebserlaubnis verlieren. Im TÜV-Verband wurden daher bereits im April 2020 alle sicherheitsrelevanten Anforderungen an Trennschutzeinrichtungen definiert. Sie dienen jetzt als einheitliche Grundlage für alle Prüforganisationen.

Siehe auch: Moderne Busse für guten und sicheren Stadtverkehr

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