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Maßnahmenplan zur S-Bahn München

08.10.20 (München) Autor:Stefan Hennigfeld

Das Bayerische Verkehrsministerium und die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) drängen weiter auf langfristige Lösungen für mehr Zuverlässigkeit bei der Münchner S-Bahn. Dazu hatte die BEG bereits Anfang des Jahres die S-Bahn München, DB Netz und DB Station&Service außerhalb der üblichen Qualitätszirkel an einen Tisch geholt und ein umfassendes Maßnahmenpaket zur Leistungssteigerung des S-Bahn-Systems eingefordert.

Die Maßnahmen, die die Zuverlässigkeit der S-Bahn München hinsichtlich Fahrzeugverfügbarkeit, Fahrgastinformation, Baustellenabwicklung sowie Leit- und Sicherungstechnik steigern sollen, hat die BEG nun dem Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV) und den Landräten der Verbundlandkreise vorgestellt. Bei der S-Bahn München war 2019 neben Fahrzeugproblemen und baustellenbedingten Einschränkungen im Werk Steinhausen ein Personalengpass in der Instandhaltung ein wesentlicher Grund für Zugausfälle und Verspätungen.

In Absprache mit der BEG hat die S-Bahn München die Rekrutierung und Qualifizierung beim Werkstattpersonal intensiviert und setzt darüber hinaus verstärkt Leiharbeitnehmer und Mitarbeiter anderer DB-Werkstätten ein. Zusätzlich beauftragt das Unternehmen externe Anbieter mit Instandhaltungsleistungen und hat zugesagt, weitere Ultraschallgeräte zu beschaffen, um die Radsätze der Züge häufiger und schneller prüfen zu können.

Parallel hat die S-Bahn München auf Probleme mit der Fahrzeugflotte reagiert: Besonders die 36 überarbeiteten Fahrzeuge vom Typ ET 420 („Olympia-S-Bahn“) haben sich als reparaturintensiv erwiesen. Das führte bereits mehrfach zu Kapazitätsengpässen und in der Folge zu Zugausfällen. Deshalb hatte die S-Bahn München übergangsweise Triebwagen der Baureihe ET 425 aus anderen Regionen ausgeliehen, um die Flotte vorübergehend zu entlasten.

Inzwischen hat sich die Fahrzeugverfügbarkeit wieder deutlich stabilisiert. Im Mittelpunkt der Maßnahmen von DB Netz, dem Betreiber der Infrastruktur der S-Bahn München, steht eine verlässlichere Leit- und Sicherungstechnik. DB Netz hat bereits elektronische Stellwerke der neueren Generation in Pasing und Steinhausen in Betrieb genommen. Weitere elektronische Stellwerke im Großraum München folgen, darunter das Stellwerk München-Ost, dessen Inbetriebnahme (erste Baustufe) für 2023 vorgesehen ist.

Bis dahin hat DB Netz der BEG etliche Maßnahmen zugesichert, um einen Ausfall der Leit- und Sicherungstechnik so weit wie möglich zu vermeiden. Beispielsweise erhöht DB Netz den Ersatzteilbestand deutlich und tauscht kritische Teile vorausschauend aus, noch bevor erste Probleme auftreten. Zudem hat DB Netz im Rahmen des Aktionsprogramms „Zukunft S-Bahn München“ bereits für den Fahrgastbetrieb relevante Weichen an das digitale Weichendiagnosesystem „Diana“ angeschlossen.

Mithilfe von Sensoren und einer digitalen Plattform werden Störungen und Verschleiß frühzeitiger erkannt und vorbeugende Maßnahmen können ergriffen werden. Die Anzahl an Weichenstörungen ist dank der neuen Technik um rund zehn Prozent gesunken. Die BEG hat in den gemeinsamen Gesprächen mit den Verantwortlichen auch das Thema Fahrgastinformation intensiv beleuchtet.

Der Großteil der S-Bahn-Kunden, auch auf den Außenästen, wird heute bereits am Bahnsteig über moderne Informationsanlagen der neuesten Generation optisch und akustisch zu den nächsten S-Bahn-Zügen informiert. Aktuell rüstet DB Station&Service die noch fehlenden Stationen mit Mitteln des Freistaats nach. DB Station&Service passt die Programmierung der elektronischen Abfahrtsanzeiger an den Stationen zudem noch besser an die Bedürfnisse der Fahrgäste an.

Ausfallende Züge sollen dann ausgeblendet werden können. Damit werden die Reisenden am Bahnsteig auch bei größeren Störungen über die nächste Abfahrt informiert. Bärbel Fuchs, Geschäftsführerin der BEG, erklärt: „Bei einer Großstörung nehmen heute die ausfallenden Züge auf dem Anzeiger so viel Platz ein, dass die eigentlich wichtige Information für die Fahrgäste nicht angezeigt wird.

Nämlich, wann die nächste S-Bahn fährt. Künftig können Reisende besser abwägen, ob es sich lohnt zu warten, oder ob sie lieber auf ein anderes Verkehrsmittel ausweichen.“ Es ist geplant, die Anzeige bis Ende des Jahres umzustellen, sowohl auf der Stammstrecke als auch auf den Außenästen. Außerdem will DB Station&Service Auskünfte an Stationen künftig auf Basis des zentralen Auskunftssystems der DB AG geben.

Siehe auch: Miteinander statt gegeneinander arbeiten

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