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Rufbetrieb in Wiehl

31.08.20 (go.Rheinland) Autor:Stefan Hennigfeld

Mobilität nimmt im ländlichen Raum einen zunehmend höheren Stellenwert ein. Damit alle Bürgerinnen und Bürger mobil sein können, ist ein gutes Nahverkehrsangebot unverzichtbar. Die dezentralen Siedlungsstrukturen und Flexibilisierung der Arbeit und Freizeitgestaltung stellen den ÖPNV vor neue Herausforderungen und tragen zu einem hohen Anteil des motorisierten Individualverkehrs im ländlichen Raum bei.

Um Alternativen zum PKW zu schaffen, haben der Oberbergische Kreis, die Stadt Wiehl und die Oberbergische Verkehrs AG (OVAG) gemeinsam ein Pilotprojekt erarbeitet. Mit diesem Pilotprojekt soll ein neues und flexibles Angebot im Nahverkehr erprobt werden. Dazu sollen zukünftig, als Ergänzung zum bestehenden ÖPNV, die Bürger fahrplanunabhängig ein „Rufbus auf Abruf“ nutzen können.

Begleitet und unterstützt werden die Beteiligten durch die Firma IOKI, bei der es sich um eine Tochterfirma der Deutschen Bahn handelt und die sich auf solche neuen Verkehrssysteme spezialisiert hat. Anders als Bürgerbusse oder Ruftaxen hat der Rufbus keine feste Route und keinen festen Fahrplan. Er verkehrt innerhalb eines festgelegten Korridors zwischen Wiehl-Zentrum und Drabenderhöhe und verbindet somit weite Teile des westlichen Wiehler Stadtgebietes.

Das Fahrzeug kann einfach per App über das Smartphone angefordert werden, wird aber auch telefonisch buchbar sein. Dazu werden die Haltestellen innerhalb des Korridors genutzt. Zusätzlich werden neue Haltepunkte ausschließlich für den Rufbus neu angelegt, damit die Fahrgäste nicht mehr als 250 m Fußweg zum nächsten Haltepunkt gehen müssen. Dadurch werden die Dörfer im Korridor untereinander effektiv und schnell verknüpft.

„Mehr Flexibilität im ÖPNV geht nicht“, freut sich Bürgermeister Ulrich Stücker (parteilos) über dieses Projekt. „Wir können das Verhalten der Menschen nicht ändern, aber wir können Voraussetzungen dafür schaffen, dass sie es selber ändern. Der Rufbus eignet sich hervorragend dazu, auch einmal auf das eigene Auto zu verzichten, ob ich zur Arbeit, zum Arzt, zum Einkaufen fahre oder mich mit Freunden auf einen Kaffee verabredet habe“, so Stücker.

Um der Anforderungen der Topographie und einer nachhaltigen Mobilität gerecht zu werden, wird die OVAG zwei elektrisch betriebene Fahrzeuge mit bis zu sechs Sitzplätzen einsetzen, womit auch enge Ortsdurchfahrten gemeistert werden können. Als Bestandteil des ÖPNV-Angebotes im Oberbergischen Kreis haben die Tickets des VRS Gültigkeit, wobei ein Servicezuschlag gezahlt werden muss.

Landrat Jochen Hagt (CDU) betont, dass ihm dieses Projekt besonders am Herzen liegt: „Wir freuen uns, dass wir mit diesem innovativen und spannenden Pilotprojekt zukünftig neue Formen des ÖPNV im Oberbergischen Kreis nutzen können. Gemeinsam mit der Stadt Wiehl werden wir das Projekt interessiert verfolgen und schauen, inwieweit sich ein solches System in naher Zukunft auch auf andere Räume in unserem Kreis übertragen lässt.“

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