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BVG AöR stellt neue U-Bahntriebzüge vor

31.08.20 (Berlin) Autor:Stefan Hennigfeld

Ab 2022 erhalten die Berliner Verkehrsbetriebe AöR (BVG) die ersten neuen U-Bahn-Wagen der Baureihen „J“ und „JK“ von Stadler für den Einsatz in der deutschen Hauptstadt. Mit der Flottenerneuerung wird das Rückgrat der Berliner Mobilität fit gemacht für die Zukunft. Ein historisch klug entwickeltes Liniennetz, architektonisch spannende Bahnhöfe aus verschiedenen Jahrzehnten, dichte Takte und Betriebszeiten beinahe rund um die Uhr machen die U-Bahn zu einem der Aushängeschilder und Leistungsträger Berlins.

Im Jahr 2019 nutzten fast 600 Millionen Fahrgäste die verkehrsgelben Züge der BVG AöR. Mit den modernen Fahrzeugen kommt ein weiterer Grund hinzu, auf die U-Bahn umzusteigen. Aus Berlin, für Berlin: Die neue Fahrzeuggeneration wird von Stadler in Berlin-Pankow entwickelt und gefertigt. In den zwei Baureihen „JK“ für das Berliner Kleinprofilnetz (U1 bis U4) und „J“ für das Großprofil (U5 bis U9) kann die BVG AöR während der Laufzeit des Rahmenvertrages bis 2030 insgesamt voraussichtlich bis zu 1.500 Wagen abrufen.

Die feste Mindestbestellmenge umfasst 606 Wagen. Zum Vergleich: Der aktuelle Fuhrpark verfügt, über alle Baureihen und -jahre hinweg, über rund 1.300 Wagen. Bis zu rund drei Milliarden Euro investiert die BVG AöR in den kommenden Jahren in die Erneuerung der U-Bahn-Flotte.

Peter Spuhler, Verwaltungsratspräsident und Group CEO von Stadler: „Wir sind sehr stolz, mit dem Gewinn eines der größten bisher in Europa vergebenen Lieferaufträge die erfolgreiche Zusammenarbeit mit der BVG fortzusetzen und an unserem Standort in Berlin-Pankow die neue U-Bahn-Flotte für die deutsche Hauptstadt zu bauen. Unsere Vorbereitungen laufen auf Hochtouren – sowohl im Fahrzeugprojekt als auch am Standort selbst, wo die Bauarbeiten an unserem Neubau zur Erweiterung der Kapazitäten zügig und planmäßig vorangehen.“

Die ersten insgesamt 24 Wagen, je zwölf für das Klein- und für das Großprofil, sollen im Herbst 2022 aus dem Berliner Stadler-Werk an die BVG AöR überführt werden. Nach einem mehrmonatigen Testbetrieb, intensiven Prüfungen und der Zulassung beginnt dann Ende 2023 die Serienlieferung. Vereinbart ist eine Lieferung von vier Wagen alle fünf Werktage – die Züge kommen also deutlich schneller zur BVG AöR als zuletzt die Züge der Baureihe IK. Anschließend können bis ins Jahr 2030 weitere Serienfahrzeuge aus dem Rahmenvertrag abgerufen werden.

Rolf Erfurt, Vorstand Betrieb der BVG AöR: „Die U-Bahn ist ein wichtiger Baustein des ÖPNV in Berlin mit täglich über 1,6 Millionen Fahrgastfahrten. Ich bin froh, dass wir trotz der Corona-Krise den größten Auftrag für neue U-Bahnen in der Geschichte der BVG vergeben haben. Das ist ein klares Zeichen für einen modernen ÖPNV in Berlin und eine wichtige Investition in die BVG. Gebaut werden nun zwei Typen von Zügen, für das Klein- und für das Großprofil. Dabei setzen wir auf eine intensive und gute Zusammenarbeit mit Stadler.“

Die Fahrgäste können sich schon in diesem Jahr einen ersten Eindruck der neuen Fahrzeuge verschaffen. Voraussichtlich im Herbst wird ein sogenanntes „Mock-Up“ nach Berlin kommen. Das lebensgroße Modell eines U-Bahn-Wagens besteht aus einem weitgehend funktionsfähigen Fahrerstand sowie einem teilfunktionsfähigen Fahrgastraum, der zum Beispiel auch Türen und Licht enthält.

Das Modell dient für Tests zur Festlegung von Designs und Ausstattungsdetails. Die gesammelten Erfahrungen fließen dann direkt in die Fahrzeugentwicklung ein. Wo das Modell zu sehen und begehen sein wird, gibt die BVG rechtzeitig bekannt. Die Großbeschaffung hat gleich mehrere Vorteile. Zwei Baureihen für das Groß- und das Kleinprofil aus einer Hand zahlen sich nicht nur wirtschaftlich, sondern auch betrieblich aus.

Viele Bauteile der Groß- und Kleinprofilzüge sind identisch. Das hat den Vorteil, dass die Arbeit in den Werkstätten erleichtert wird. Vor allem aber erhöhen eine große Anzahl baugleicher Fahrzeuge und ein für die Berliner U-Bahn neuartiges, modulares Konzept die betriebliche Flexibilität enorm. Bei beiden Baureihen gibt es sogenannte End- und Mittelwagen.

Aus ihnen können im Großprofil durchgängige Zwei-, Vier- und Sechs-Wagen-Fahrzeuge gebildet werden. Im Kleinprofil sind durchgängige Zwei- oder Vier-Wagen-Fahrzeuge möglich, aus denen wiederum auch Sechs- oder Acht-Wagen-Einheiten gekuppelt werden können. Ein Acht-Wagen-Zug kann dann zum Beispiel aus zwei miteinander verbundenen, jeweils für sich durchgängigen Vier-Wagen-Fahrzeugen bestehen.

Siehe auch: Neue Züge und die langfristige Verantwortung

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