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Expressbusse auch ausschreiben

27.07.20 (Kommentar) Autor:Stefan Hennigfeld

Gibt es ein Bindeglied zwischen dem SPNV und den normalen Stadtbuslinien? In immer mehr Regionen und Bundesländern entstehen in den letzten Jahren beschleunigte Buslinien mit längeren Laufwegen, deren Fahrtzeit durchaus mit denen des Schienenverkehrs mithalten können. Da ist das Busnetz im besonderen Landesinteresse in Baden-Württemberg, da sind die Plusbusse in zahlreichen neuen Bundesländern oder immer mal wieder auch Produktbezeichnungen wie Schnellbus oder CityExpress, die in genau diese Richtung gehen.

Busse, die vielleicht sogar fahrplanmäßig ein Stück über die Autobahn fahren können, die nicht die Aufgabe der Feinerschließung haben, sondern für schnellen Verkehr auf relativ großen Distanzen dienen. Und so ist es doch eine gute Idee, wenn man beispielsweise einen Zoo gerade an Sonn- und Feiertagen über schnelle Busse an die Region anbindet – so spricht man Menschen an, denen vielleicht kein Auto zur Verfügung steht aber auch solche, die dieses stehenlassen, weil sie wissen, wie gut sie in den Zoo und wieder zurückkommen.

Und auch im Berufsverkehr kann man damit Menschen auf den Bus locken, die sonst mit dem Auto fahren würden, vielleicht einfach nur, weil keine Alternative auf der Schiene zur Verfügung steht. Man hat ähnliche Effekte wie beim Karlsruher Modell: Man steigt im Umland in einen Bus, fährt dann über die Bundesstraße oder Autobahn in die Innenstadt und steht nicht am Hauptbahnhof, wo man dann sehen muss, wie man weiterkommt, sondern kann vielleicht direkt vor der Betriebsstätte seines Arbeitgebers aussteigen. Warum auch nicht?

Ein Versuch ist es in jedem Fall wert und eine Finanzierung aus Regionalisierungsgeldern ließe sich zumindest diskutieren. Obwohl: Dann braucht man genau das, was Üstra und Regiobus sehr wahrscheinlich nicht würden haben wollen, nämlich das gleiche Controlling, das man auch aus dem Schienenverkehr kennt. Ausfälle, Verspätungen oder andere Schlechtleistungen würden dann sanktioniert werden, sie würden Geld kosten und der Aufgabenträger kann ökonomischen Druck ausüben.

Dann könnte womöglich noch etwas weiteres passieren, was die kommunalen Verkehrsbetriebe nicht haben wollen, die Busleistungen könnten nämlich ausgeschrieben werden. Doch wenn wir ehrlich sind: Was spricht dagegen? Warum sollte man die Fahrleistungen in einem Netz wie sprintH rund um Hannover nicht ordnungsgemäß durch die die LNVG ausschreiben? Wieso werden diese Aufträge den etablierten Platzhirschen gegeben, wo doch andere auch fahren könnten?

Und weil man diese Form der Marktabschottung weitermachen möchte, gibt es keine Finanzierung aus Regionalisierungsgeldern, kein Controlling und auch sonst nichts, was etablierte Unternehmen nicht mögen. Da ist man in Baden-Württemberg weiter, dort werden solche Busleistungen ausgeschrieben. Aber solange man nur drauf vertraut, dass die Qualitätsanforderungen eingehalten werden, weil die beiden Unternehmen im Staatsbesitz sind, solange bleibt es doch ein ganz normaler Stadtbus und nichts besonderes.

Siehe auch: Hannover: SprintH wird weiter ausgebaut

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