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BaWü: VCD fordert Reaktivierung

16.07.20 (Baden-Württemberg) Autor:Stefan Hennigfeld

Der VCD in Bayern-Württemberg fordert, die Reaktivierung der Räuberbahn zwischen Altshausen und Pfullendorf als Blaupause für eine Reaktivierung der Ablachtalbahn von Mengen nach Stockach zu nutzen. Der Landesvorsitzende Matthias Lieb konnte am Bahnhof Aulendorf unter den Teilnehmern auch die Landtagsabgeordnete Andrea Bogner-Unden (Grüne) begrüßen.

Lieb informierte zunächst über den Stand der Elektrifizierung der Südbahn und bedauerte, dass auch im aktuellen Entwurf des Deutschlandtaktes kein Fernverkehr vorgesehen sei. „Bund und Land müssen hier die Planungen korrigieren, damit mit der Elektrifizierung auch wieder ein regelmäßiger Fernverkehr vom Rheinland bis an den Bodensee und nach Vorarlberg eingerichtet wird“, fordert Lieb.

Anschließend berichtete Matthias Lieb über das Streckenreaktivierungsprogramm des Landes. Dies sei ein Beitrag zur Verdoppelung der Fahrgastzahlen. In den vergangenen Jahren seien sowohl im Ballungsraum Stuttgart (Beispiel Schönbuchbahn) als auch im ländlichen Raum (Beispiel Schwäbische Alb-Bahn) wieder Bahnlinien erfolgreich reaktiviert worden.

Aktuell würden 41 weitere Strecken auf ihre Reaktivierungswürdigkeit für den regulären Schienenpersonennahverkehr durch das Verkehrsministerium Baden-Württemberg untersucht, konnte Lieb berichten. In der Region Oberschwaben seien dies die Räuberbahn Altshausen – Pfullendorf, die Ablachtalbahn Mengen – Stockach sowie die Moorbahn nach Bad Wurzach.

In einem weiteren Vortrag informierte Frank von Meißner, Eisenbahnbetriebsleiter der „Räuberbahn“, sachkundig über die stufenweise Reaktivierung einer jahrelang stillgelegten Bahnlinie im ländlichen Raum. Mit pfiffigen Ideen und viel Engagement für die Eisenbahn wurde „Unmögliches möglich gemacht“. So konnten Fördermittel der EU für einen Bahnhaltepunkt mit Eisenbahn-Erlebnispfad am Hoßkircher Badesee gewonnen werden.

Durch die Nutzung von gebrauchten Bahnübergangssicherungen wurden die Kosten auf ein Viertel eines Neubaus bei gleicher Sicherheit reduziert. Neu fahren die Ausflugszüge sowohl samstags als auch sonntags, direkt von Ulm, und mit längeren Zügen, nachdem im letzten Jahr die Nachfrage nach Radmitnahmekapazitäten an manchen Tagen das Angebot übertroffen hatte. Die Saison 2019 brachte mit 5.400 Fahrgästen eine Rekordnachfrage.

„Auch der Güterverkehr entwickelt sich positiv, Langholztransporte konnten so von der Straße auf die Schiene verlagert werden. Pro Zugfahrt werden fünf Tonnen CO2 im Vergleich zum LKW-Verkehr eingespart“, erläuterte der Eisenbahnfachmann.

Die Räuberbahn ist ein kommunal verantwortetes Unternehmen der Stadt Pfullendorf und weiterer Anliegergemeinden. Die Kommunen hatten nach der erfolgreichen Reaktivierung die Strecke schließlich 2015 von der DB AG gekauft. Im Rahmen ihrer Möglichkeiten investieren sie Zug um Zug in den weiteren Ausbau. Die Verantwortung in den Kommunen soll nun das Vorbild für weitere Projekte sein.

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