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Warum in die Ferne schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah!

29.06.20 (Kommentar) Autor:Stefan Hennigfeld

Für viele gerade jungen Menschen ist das etwas ganz neues und es ist genau das, was die Freitagsdemonstranten im letzten Jahr zuhauf gefordert haben: Eine gesellschaftliche Entschleunigung, weniger Fern- und Flugreisen und die Ferien im Sauerland statt auf Mallorca zu verbringen. Und manch einer wird sich wundern, was man auch ohne in die Ferne zu schweifen alles erleben kann.

Dabei ist die Thematik Freizeitverkehr mitnichten neu in der Eisenbahnbranche. Schon seit zehn Jahren gibt man in Nordrhein-Westfalen regelmäßig den Reiseführer Wunderbar Wanderbar mit Manuel Andrack heraus, der einst als Sidekick von Harald Schmidt für Lacher in den Wohnzimmer gesorgt hat und heute zeigt, wo man sich bei einer Wanderung entspannen kann. Voraussetzung: Man muss den Start- und Zielpunkt an an Sonn- und Feiertagen gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen.

Irgendein Wald, so schön er sein mag, der nur mit dem Auto erreicht werden kann, wird dort keine Berücksichtigung finden. Es gibt auch, ähnlich lange, den Wanderbahnhof des Jahres in Nordrhein-Westfalen. Man sucht sich einen Bahnhof zwischen Rhein und Weser, von dem aus man das Land zu Fuß erkunden kann, idealerweise mit einer Einkehrmöglichkeit und ganz ohne das eigene Auto zu bemühen.

Das schöne ist aber: Viele Menschen, die bislang für heimische Urlaubs- und Ausflugsziele keine Antenne hatten und jetzt in den Sommerferien wegen Corona nicht verreisen können, werden die Sehenswürdigkeiten kennenlernen, die auch ein Land wie Nordrhein-Westfalen zu bieten hat, die ganz Deutschland zu bieten hat.

Man hat herrliche Badestrände an der Nord- und Ostsee. Es gibt grandiose Wanderrouten im Freistaat Bayern. So manch ein Deutscher sieht vielleicht zum ersten mal im Leben Schloss Neuschwanstein, den Kölner Dom oder das Brandenburger Tor, das man bislang nur von Postkarten her kannte. Wussten Sie, dass die Wartburg bei Eisenach das Vorbild für Schloss Neuschwanstein war?

Und wussten Sie auch, dass es bei Schloss Burg die einzige Sesselbahn in Nordrhein-Westfalen gibt, die einer in den Alpen um nichts nachsteht? Da kann man mit dem Solinger Oberleitungsbus hinfahren. Das Tetraeder in Bottrop sieht der eine oder andere vielleicht immer nur von der A 42 aus, aber man kann dort wirklich draufgehen.

Der Bodensee bietet ähnlich maritimen Flair wie die Touristenzentren in Südeuropa: Fahren Sie doch mal nach Konstanz statt in die Karibik! Begeben Sie sich auf die Spuren des Konzils, das im Jahr 1418 die Ära der Gegenpäpste beendet hat und lassen Sie den Tag bei einem Bier am Bodenseestrand ausklingen.

Deutschland ist schön, Nordrhein-Westfalen ist schön und die Verkehrsverbünde machen genau das richtige, wenn sie den Ausflugs- und Urlaubsverkehr in den Sommerferien fördern. Im Herbst wird man Bilanz ziehen, wie es denn war und wie die Menschen das Zusatzangebot angenommen haben. Und bei großem Erfolg, sollte man eine solche Aktion in den kommenden Sommerferien wiederholen. Denn manchmal liegt das Gute wirklich so nah.

Siehe auch: VRS und VRR erweitern Ticketgültigkeit in den Ferien

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