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VRR: Next-Ticket geht in die nächste Runde

25.06.20 (VRR) Autor:Stefan Hennigfeld

Seit letzter Woche können Nahverkehrskunden im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) eine neue Ticket-Generation über ihr Smartphone nutzen. Mit dem federführend von den Stadtwerken Neuss in Kooperation mit der Rheinbahn Düsseldorf und dem VRR entwickelten Next-Ticket 2.0 steht den Fahrgästen an Rhein und Ruhr ein elektronischer Tarif zur Verfügung, der ihnen den Zugang zum ÖPNV erleichtert.

Mit Start des Markttests ist der eTarif im gesamten Verbundgebiet gültig. Das Hintergrundsystem erfasst die Fahrten bzw. Fahrtenketten auf Basis der Luftlinienkilometer zwischen Start- und Zielhaltestelle und rechnet diese automatisiert mit dem Kunden ab. Der eTarif setzt sich künftig zusammen aus einem Festpreis in Höhe von 1,40 Euro sowie einem Leistungspreis von 0,26 Euro pro angefangenem Luftlinienkilometer.

Preisstufen spielen dann keine Rolle mehr. Die Orientierung an Luftlinienkilometern ist nicht nur einfach, sondern aus Sicht der Projektpartner auch die fairste Methode einen Fahrpreis zu berechnen. Fahrgäste zahlen immer nur die Leistungen, die sie tatsächlich auch in Anspruch nehmen. Fahrgäste müssen nicht mehr überlegen, welches Ticket das richtige für sie ist. Bevor sie in Bus oder Bahn einsteigen, checken die Fahrgäste über die App ein. Wenn das Ziel erreicht ist, checken sie wieder aus. Die Fahrten werden automatisiert erfasst und anschließend direkt berechnet.

Im Luftlinienkilometertarif ist eine Preisbegrenzung eingebaut. Damit wird sichergestellt, dass Fahrgäste preislich nicht benachteiligt werden. Es gibt eine Preiskappung, bei der die Fahrgäste pro Fahrt nie mehr bezahlen, als für ein Einzelticket der jeweiligen Preisstufe im aktuellen Tarif anfällt. Zudem gewährt ein Stufen-Rabatt innerhalb eines Dreißig-Tage-Zeitraumes einen Rabatt von zen Prozent für die 5. bis 19. Fahrt und fünfzig Prozent ab der zwanzigsten Fahrt.

Ebenso gilt für die Nutzung pro 24-Stunden die Beschränkung auf den Maximalpreis von 30,40 Euro. Dies entspricht dem Preis eines 24-Stundentickets der Preisstufe D. Und auch für die Nutzung über einen Zeitraum von 30 Tagen, wird der Preis auf die maximalen Kosten eines Ticket 1000 der Preisstufe D (193,90) Euro begrenzt. Die Mitnahme von Kindern ist zu einem Pauschalpreis von 1,40 Euro pro Kind möglich. Dabei ist die Anzahl der mitgenommenen Kinder nicht beschränkt.

Zusatzleistungen wie Fahrradmitnahme oder die Nutzung der ersten Wagenklasse kosten wie die VRR-Zusatztickets jeweils pauschal 3,60 Euro pro Fahrt. So zahlen Fahrgäste mit dem Next-Ticket 2.0 beispielsweise für eine innerstädtische, drei Kilometer lange Verbindung mit 2,18 Euro gegenüber 2,90 Euro im klassischen Tarif der Preisstufe A3 künftig weniger. Eine einzelne Fahrt von sechs Kilometer Luftlinie innerhalb einer Stadt mit der Preisstufe A3 kostet 2,96 Euro.

Hier wirkt allerdings der Preisdeckel, sodass stattdessen nur 2,90 Euro für diese Fahrt berechnet werden. Besonders bezahlt macht sich Next-Ticket für Fahrten, bei denen im klassischen Tarif ein Preissprung wirkt. Eine Fahrt von Neuss (Haltestelle Stadthalle/Museum nach Düsseldorf (Haltestelle Graf-Adolf-Platz) kostet im Einzelticket, Preisstufe B derzeit 6,00 Euro. Beim Next-Ticket wird die Luftlinie von sieben Kilometern berechnet.

Der Tester zahlt dann: 1,40 Euro + 7*0,26 Euro = 3,22 Euro. Dies ist eine Ersparnis von 2,78 Euro pro Fahrt. Der Praxistest ist zunächst für ein Jahr angelegt, mit der Option auf Verlängerung. Während der Laufzeit ist die maximale Nutzeranzahl auf 15.000 Kunden beschränkt. Fahrgäste können dieApp der Stadtwerke Neuss kostenlos im App-Store von Apple und im Google-Play-Store herunterladen.

Zum Starten der App benötigen die Kunden ihren Benutzernamen und das Passwort, das sie bei der Registrierung angegeben haben. Um die App nutzen zu können ist es notwendig, Zahlungsdaten zu hinterlegen. Die App muss auf die Ortungsdienste zugreifen können. VRR-Vorstand José-Lois Castrillo: „Tarife und Tarifgrenzen im ÖPNV stellen für Gelegenheitskunden häufig immer noch Nutzungsbarrieren dar. Egal ob innerhalb eines Verbundes oder zwischen Verbünden.

Gemeinsam mit unseren Partnern und mit Unterstützung der politischen Vertreter im VRR erproben wir mit Next-Ticket 2.0 nun einen veränderten und vereinfachten Tarifansatz und erleichtern unseren Kunden damit den Zugang zum ÖPNV. Next-Ticket 2.0 ist ein wegweisendes Projekt für ein zeitgemäßes und kundenfreundliches ÖPNV-Angebot und Teil eines Prozesses hin zu einem gemeinsamen und landesweiten Tarifkonzept.“

Siehe auch: Mehr Komfort für den Fahrgast

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