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VDV zieht Corona-Zwischenbilanz

25.06.20 (Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) zieht eine erste Zwischenbilanz zu den coronabedingten Folgen bei Bus und Bahn: „Diese Krise hat uns aus dem Nichts und mit voller Wucht getroffen. Der öffentliche Verkehr war bis März seit Jahren auf Rekordniveau unterwegs, egal ob bei den Fahrgastzahlen, bei den Einnahmen oder bei den Transportmengen der Güterbahnen. Die Corona-Pandemie hat dieses Wachstums von heute auf morgen ausgebremst. Wir werden alles daran setzen, damit das nicht dauerhaft so bleibt“, so VDV-Präsident Ingo Wortmann.

Die Branche will so schnell wie möglich wieder an die Erfolge und an das Wachstum in der Zeit vor Corona anknüpfen. Dazu haben die Unternehmen bereits zahlreiche Maßnahmen in die Wege geleitet, um Kunden zurückzugewinnen und das Vertrauen in einen sicheren öffentlichen Personenverkehr zu stärken: „Wir haben unsere Hygienestandards und Reinigungsintervalle weiter erhöht. Wir informieren die Fahrgäste, dass es in Bussen und Bahnen, wenn man sich entsprechend der Vorgaben verhält, genauso sicher ist wie überall. Und wir fahren bereits seit Wochen wieder das komplette Angebot, obwohl wir durchschnittlich nur etwa die Hälfte der Normalnachfrage haben“, so Wortmann.

Das alles, da ist sich die Branche einig, ist notwendig, um Kunden nachhaltig wieder für den ÖPNV zu gewinnen. Während viele Abonnenten dem ÖPNV auch in dieser Zeit die Treue halten, sind vor allem die Gelegenheitskunden und natürlich Touristen nicht mehr da bzw. auf andere Verkehrsmittel ausgewichen. Zusätzlich belasten nach wie vor die hohen Fahrgeldverluste die weiteren Planungen der Verkehrsunternehmen. Bereits kurz nach dem Lockdown hatte der VDV in enger Abstimmung mit seinen Mitgliedsunternehmen und weiteren Verbänden der Branche ermittelt, wie sich die Einbrüche bei den Fahrgeldeinnahmen bis Jahresende auswirken würden.

In zwei Szenarien, je nachdem wie lange und umfangreich die Ausgangsbeschränkungen andauerten, kamen dabei Verluste in Höhe von fünf bis sieben Milliarden Euro heraus. „Der Lockdown dauerte zum Glück nicht so lange wie im zweiten Szenario angenommen. Aber dennoch werden wir bis Jahresende rund fünf Milliarden Euro an Fahrgeldeinnahmen verlieren. Denn wir sind auch während der Ausgangsbeschränkungen im Schnitt zu achtzig Prozent das reguläre Angebot gefahren. Und das bei damals im Schnitt nur rund zwanzig Prozent des sonst üblichen Fahrgastaufkommens“, so Wortmann.

Inzwischen sei man zwar wieder bei durchschnittlich vierzig bis fünfzig Prozent der Fahrgäste, „aber die Menschen kommen nur langsam zurück in die Busse und Bahnen. Das heißt, die Einnahmen sind weiterhin deutlich geringer als kalkuliert, während die Kosten für das volle Angebot unvermindert anfallen“, so der VDV-Präsident. Vor diesem Hintergrund fordert man eine möglichst schnelle Umsetzung des Beschlusses der Verkehrsministerkonferenz für einen umfassenden ÖPNV-Rettungsschirm.

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