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Rufbetriebskonzept rund um Hannover

26.06.20 (Niedersachsen) Autor:Stefan Hennigfeld

Die Region Hannover und die Verkehrsunternehmen Üstra und Regiobus planen, ein sogenanntes On-Demand-Verkehrssystem im Umland Hannovers einzurichten, also eine Form des Rufbetriebs. Für eine bis zu dreieinhalb Jahre dauernde Testphase wird das System in zunächst drei Kommunen ab Sommer 2021 gestartet. „Ein Projekt in dieser Dimension im ländlichen Raum hat es bundesweit noch nicht gegeben“, erläutert der Verkehrsdezernent der Region Hannover, Ulf-Birger Franz.

Bei mehr oder minder erfolgreichen Versuchen in den letzten Jahren, On-Demand-Verkehre zu etablieren, konzentrierten sich verschiedene Anbieter eher auf urbane Gebiete. „Solche Mobilitätsangebote im Umland einzurichten, sind schon aufgrund der potenziellen Nutzerzahlen weniger lukrativ“, führt Franz aus. „Genau deshalb sind die kommunalen Unternehmen gefordert, die Qualität in diesem Sektor des Öffentlichen Personennahverkehrs hochzufahren. Letztlich geht es darum, auch dort den Umstieg auf umweltschonendere Mobilität zu fördern und damit die Verkehrswende zu forcieren. Das neue Angebot soll durch Schnelligkeit und Nähe überzeugen“, so Franz.

Rufbetriebs- oder Bedarfsverkehre kommen in der Regel dann zum Einsatz, wenn die Nachfrage nach Mobilitätsdienstleistungen geringer ist und der Betrieb größerer Fahrzeuge sich nicht darstellen lässt. Im ländlichen Raum bildet der Rufbetrieb die dritte Bedienebene im ÖPNV. Zur ersten Bedienebene gehören in der Region Hannover die Schienenverkehre (Regionalzüge, S-Bahnen, Stadtbahnen) und Buslinien, die dem Schienenverkehr vom Charakter her (Angebot, Taktung) stark ähneln.

Zur zweiten Bedienebene zählen im Wesentlichen die Regionalbuslinien, die Ortsteile innerhalb der Kommunen oder Kommunen untereinander verknüpfen. Das Projekt soll im Sommer 2021 in der Wedemark, in Sehnde und in Springe an den Start gehen. Bei der Auswahl der Pilotkommunen wurde auf die Unterschiedlichkeit der Gebiete geachtet, um möglichst viele Erfahrungen zu verschiedensten Aspekten sammeln zu können.

In den drei Kommunen leben etwa 83.000 Einwohner. „In der Wedemark und in Springe werden wir die jetzigen Anrufsammeltaxi-Verkehre durch das neue Angebot ersetzen. Speziell in Springe wollen wir Erfahrungen mit der Bedienung in der Kernstadt sammeln. In der Wedemark liegt der Fokus auf die Anbindung an den Schienenverkehr“, erklärt Regiobus-Geschäftsführerin Elke van Zadel. „Das Angebot wird in den GVH-Tarif integriert – die Fahrkarten des Verbundes werden entsprechend anerkannt. Wer eine Fahrkarte braucht, kann diese ebenfalls über die App kaufen. Wir wollen damit bargeldloses Bezahlen weiter vorantreiben“, so van Zadel.

„In Sehnde wird der neue Service die Linien- und Ruftaxi-Angebote auf den Buslinien 371 und 372 ersetzen“, sagt Üstra-Vorständin Denise Hain. Eine punktuelle Erweiterung in Richtung des Lehrter Ortsteils Ahlten mit der Anbindung an die S-Bahn-Station und Einkaufsmöglichkeiten ist ebenfalls vorgesehen.

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