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Rheinland-Pfalz beauftragt Wasserstoff-Pilotbetrieb

18.06.20 (Rheinland-Pfalz, Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Auch in Rheinland-Pfalz werden einige SPNV-Strecken auch auf Dauer nicht elektrifiziert werden können. Deshalb setzt sich das Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau (MWVLW) gemeinsam mit den beiden SPNV-Zweckverbänden für den Einsatz alternativer Antriebsformen im SPNV ein. Vor diesem Hintergrund hat der SPNV-Nord in der Sitzung der Verbandsversammlung im August 2019 beschlossen, eine Machbarkeitsstudie zur Praxistauglichkeit von alternativen Antriebsformen in Zusammenarbeit mit dem MWVLW zu vergeben, deren Beauftragung jetzt erfolgt ist.

„Aus Sicht des SPNV-Nord und des Landkreises Ahrweiler begrüßen wir sehr, dass im Rahmen der Machbarkeitsstudie alternative Antriebe im Norden von Rheinland-Pfalz getestet werden sollen und die Ahrtalbahn mit dabei ist,“ so Landrat Jürgen Pföhler (CDU), Verbandsvorsteher des SPNV-Nord und Verbandsdirektor Thorsten Müller. „Damit können wir wertvolle Erfahrungen zum Einsatz der zukunftsfähigen Techniken in unserem Verbandsgebiet gewinnen und einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten.“

Ziel ist es, zur Erreichung der klimapolitischen Ziele im Kontext der Energie- und Verkehrswende auch auf der Schiene perspektivisch auf den Einsatz von Dieselfahrzeugen in Rheinland-Pfalz zu verzichten. Gegenstand dieser Studie ist die Untersuchung der Rahmenbedingungen eines Testbetriebs von einem Batterie- und einem Wasserstoff-Zug im SPNV-Nord. Als Teststrecken sollen die Ahrtalbahn Remagen – Ahrbrück, die Pellenz-Eifel-Bahn Andernach – Kaisersesch sowie Strecken des Westerwaldnetzes der Dreiländerbahn genauer unter die Lupe genommen werden.

Entgegen geäußerter Befürchtungen bedeutet dies keine Abkehr von den Plänen zur Elektrifizierung der Ahrtalbahn, an der seitens des SPNV-Nord gemeinsam mit dem Ministerium festgehalten wird. Da es bisher nur ansatzweise Erfahrungen mit alternativen Antrieben im Schienenverkehr gibt, werden Pilotprojekte besonders benötigt. Dabei sollen keine neuen Fahrzeuge entwickelt, sondern von der Industrie angebotene Lösungen auf ihre Alltagstauglichkeit näher getestet werden, um Erfahrungen für die Anwendung bei späteren Vergaben zu gewinnen.

Die Machbarkeitsstudie stellt die Grundlage für den geplanten Testbetrieb eines Batterie- und Wasserstoff-Zuges dar. Durch die Pilotanwendungen soll sich gemeinsam mit den beteiligten Eisenbahnunternehmen genauer mit den innovativen Antriebstechniken vertraut gemacht und geklärt werden, wie sie sich unter realen Bedingungen vor Ort verhalten.

Staatssekretär Andy Becht (FDP) besonders zu: „Während die anderen Projekte durchweg auf den vollständigen Ansatz der neuen Technologien setzen und Dieselzüge maximal als Rückfallebene dienen, sieht der rheinland-pfälzische Ansatz gerade auch den Vergleich mit der bewährten Dieseltechnik vor, so dass ein vollständiges Bild über die Einsatzreife der neuen Techniken gewonnen werden kann.“

Zur Auswahl eines geeigneten Dienstleisters für die Studie erfolgte eine freihändige Vergabe im Wettbewerb mit Anforderung von Angeboten bei sechs qualifizierten Beratungsunternehmen. Nach Prüfung und Bewertung der fünf fristgerecht eingereichten Angebote hat Anfang Mai 2020 die Ramboll Deutschland GmbH den Zuschlag für die Durchführung der Machbarkeitsstudie zu Pilotprojekten mit Fahrzeugen mit alternativen Antrieben im SPNV-Nord erhalten.

Das ganze ist eingebettet in eine bundesweite Wasserstoffstrategie, mit dem Ziel, von konventioneller Dieseltraktion in allen Bereichen auf Schiene und Straße wegzukommen. Bundesweit ist daher auch von „grünem Wasserstoff“ die Rede, mit dem Ziel, die Technik möglichst umweltfreundlich zu gestalten.

„Die Entwicklung klimaneutraler Antriebstechniken ist dynamisch. Wir beobachten große Fortschritte. Während in Städten und Ballungsräumen der batterieelektrische E-Bus derzeit bereits einen wachsenden Beitrag bei Klimaschutz und Luftreinhaltung leistet, kann für längere Umläufe auch der Wasserstoffbus eine Alternative sein. Die Wasserstoffstrategie und die jüngsten Beschlüsse des Koalitionsausschusses, die sieben Milliarden Euro für den Markthochlauf von Wasserstofftechnologien in Deutschland vorsehen, bilden hierfür eine wichtige Grundlage. Bei den weitere Beratungen kommt es nun darauf an, dass die Förderkataloge auch für Busse, Bahnen und deren Infrastrukturen geöffnet werden“, so Werner Overkamp, VDV-Vizepräsident.

Siehe auch: Der Wasserstoff und seine Nachteile

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