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Erster Wasserstoffbus-Test in Wien

10.06.20 (Österreich) Autor:Stefan Hennigfeld

2020 wurde bei den Wiener Linien zum Jahr der Öko-Busse ausgerufen. Nach den erfolgreichen Testfahrten mit dem Zwölf-Meter langen E-Bus auf der Linie 57A gehen die Tests seit letzter Woche zum ersten Mal bei den Wiener Linien mit einem Wasserstoff-Bus von Solaris auf der Linie 39A weiter. Bis einschließlich kommenden Freitag (12. Juni) wird der H2-Bus an allen Tagen auf der Strecke unterwegs sein.

„Die Öffis leisten einen ganz zentralen Beitrag für die Klimamusterstadt Wien. Die Wiener Linien waren und sind immer Vorreiter bei umweltfreundlichen Innovationen. Natürlich sind emissionslose Antriebe bei Bussen ein wesentlicher Faktor und daher bin ich sehr stolz darauf, dass die Wiener Linien neben dem Ausbau der E-Mobilität auch in Sachen Wasserstoffantrieb ganz vorne mit dabei sind“, so Umwelt- und Öffi-Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) bei der Vorstellung des Testbusses in der Busgarage Leopoldau der Wiener Linien.

Die Anforderungen an das Fahrzeug sind vor allem in Wien enorm: Hohe Intervalldichte, geringe Haltestellenabstände und die städtische Topografie verlangen ein perfekt abgestimmtes Antriebssystem bei den Bussen.

„Neben dem Elektro- ist der Wasserstoff-Antrieb bei Linienbussen ein großes Thema. Dabei sind alle Seiten gefordert: Bushersteller müssen einsatzfähige Fahrzeuge zu realistischen Preisen liefern, Verkehrsunternehmen müssen die Umstellung so schnell wie möglich angehen und die Politik muss die entsprechenden Rahmenbedingungen schaffen. Nur so wird es uns gelingen, die Mobilität noch nachhaltiger und umweltfreundlicher zu gestalten“, fasst Günter Steinbauer, Geschäftsführer der Wiener Linien, zusammen.

Insgesamt zehn Wasserstoff-Busse sollen ab 2023 auf der Linie 39A eingesetzt werden. Neben den Testfahrten braucht es dazu aber natürlich auch die entsprechende Infrastruktur. Die für den Testbetrieb notwendige Tankstelle wird von den Wiener Netzen zur Verfügung gestellt und wurde in der Busgarage Leopoldau errichtet. Im Probebetrieb wird der Bustank mit 35 Kilogramm Wasserstoff innerhalb von zwölf Minuten befüllt, im Regelbetrieb sind acht Minuten möglich.

Mit einem vollen Tank schafft der Bus bis zu 400 Kilometer. Die Betankung soll während des Testbetriebs einmal täglich stattfinden und genau dafür ist eine leistungsfähige Netzinfrastruktur erforderlich. „Das Gute ist, dass wir die bestehende Infrastruktur und unser Know-how, unsere 120 Jahre Erfahrung mit Gasen für den Transport von Wasserstoff nutzen können und damit kostensparend die Energie-Zukunft einleiten“, meint Wiener Netze Geschäftsführer Gerhard Fida.

Mit der Beschaffung des nötigen Wasserstoffs ist Wien Energie betraut. Forschungsarbeit steht für den Energiedienstleister derzeit an oberster Stelle. „Grüner Wasserstoff kann ein wichtiger Baustein für mehr Klimaschutz in der Stadt sein. Wien Energie prüft derzeit die Anwendungen in den Bereichen Industrie, Mobilität und Energiespeicherung“, so Michael Strebl, Geschäftsführer von Wien Energie.

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