Eisenbahnjournal Zughalt.de

Nachrichten über Eisenbahn und öffentlichen Verkehr

#FlattenTheCurve – auch in Bussen und Bahnen

19.03.20 (Kommentar) Autor:Stefan Hennigfeld

Des Deutschen liebstes Kind ist die Bundesliga und wenn die vorzeitig abgebrochen wird, dann muss irgendwas richtig heftiges passiert sein. Dabei sieht es im Moment alles gar nicht so dramatisch aus, schließlich sterben alte und vorerkrankte Menschen auch hin und wieder an einer gewöhnlichen Grippe und es stimmt ja, dass die meisten Menschen „nur“ Erkältungssymptome haben.

Dennoch: Die massive Steigerung der mit Corona oder Covid19 infizierten Menschen stellt das Problem dar: Die exponentiell steigende Kurve der Infizierten (zuletzt verdoppelte sich die Zahl der Betroffenen jede Woche) wird relativ schnell dafür sorgen, dass auch solche Menschen sehr häufig betroffen sein werden, bei denen der Krankheitsverlauf besonders schwer oder gar letal verläuft.

Hierfür ist es zwingend nötig, die Dynamik abzubremsen. Hierfür ist es richtig, Schulen und Kindergärten zu schließen: Kneipen, Theater und Kinos sind Orte, die man vorübergehend (nicht auf Dauer) vermeiden kann. Hier ist aber nicht nur der Staat, sondern auch die Vernunft des einzelnen gefragt. Ich appelliere deshalb an alle: Fahrt nicht in die Stadt, um flanieren zu gehen, sondern bleibt zuhause. Man kann nicht alles verhindern, aber viel.

Deshalb ist es so wichtig, dass die Verkehrsunternehmen einerseits den Betrieb aufrechterhalten – zumindest in abgespeckter Form – und andererseits aber Mitarbeiter schützen, indem man auf Fahrscheinkontrollen verzichtet oder wenn man den Busfahrer von den Fahrgästen entfernt hält und die Vordertür geschlossen hält. Wir sprechen hier wirklich von einer ganz besonderen Situation, in der man die normalen Regeln einfach mal einige Wochen außer Kraft setzen muss.

Wenn wir die Sache dann in einigen Wochen überstanden haben werden, kommen andere Fragen auf den Tisch: Die Coronakrise wird für unsere Wirtschaft ein erhebliches Problem. Bundestag und Bundesrat haben in Rekordzeit eine Neuregelung zur Kurzarbeit verabschiedet. Hiervon jedoch dürfte die Eisenbahnbranche kaum getroffen sein: Durch die vorzeitige Umstellung auf Ferienfahrpläne und weitere mögliche Angebotsausdünnungen wird man allenfalls den Personalmangel auffangen können, den man ohnehin schon hat.

Weniger Züge heißen im Zweifel allenfalls weniger Zugausfälle. Sollte sich die Zahl der Krankmeldungen erhöhen, dürfte sich die Situation sogar ähnlich angespannt darstellen wie sonst üblich. Regelungen zur Kurzarbeit oder ähnliches braucht unsere Branche nicht. Im Gegenteil: Wenn woanders motivierte und gut ausgebildete Leute „freigesetzt“ werden, dann ist das für die Eisenbahnbranche womöglich die Chance, an zumindest einigen Orten den Personalmangel einzudämmen, indem man die Menschen zu Lokomotivführern oder Busfahrern macht.

Gleichzeitig fallen dennoch Markteinnahmen weg, es fehlen die Gelder für den Schülerverkehr – gerade wenn die Schulen auch nach den Osterferien nicht mehr öffnen sollten. Hier wird man in den kommenden Monaten Lösungen ausarbeiten müssen. Jetzt aber hilft vor allem eins: Besonnenheit und Panik vermeiden.

Siehe auch: Die Verkehrsbranche im Zeichen von Corona

Kommentare sind geschlossen.