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Die Verkehrsbranche im Zeichen von Corona

19.03.20 (Allgemein) Autor:Stefan Hennigfeld

Auch die Eisenbahn- und ÖPNV-Branche steht dieser Tage ganz im Zeichen der aktuellen Corona-Pandemie. Bereits am vergangenen Wochenende machten Gerüchte die Runde, wonach die DB AG selbst an einer Reduzierung des SPNV arbeite. Der Konzern stellte jedoch klar, dass mögliche Abbestellungen in der Entscheidungsgewalt der Aufgabenträger und nicht des Konzerns stehen.

„Wir sind von einzelnen Aufgabenträgern angesprochen worden, uns mit möglichen Angebotseinschränkungen auseinander zu setzen. Ziel der Aufgabenträger und der Unternehmen im Schienenpersonennahverkehr ist es dabei, mit verlässlichen Leistungen eine stabile Versorgung zu gewährleisten und die Mobilität in Deutschland aufrecht zu erhalten. Die Entscheidung über die veränderten Fahrpläne treffen am Ende die Besteller“, so ein Konzernsprecher.

Das gilt für DB Regio ebenso wie für alle anderen im Markt tätigen Unternehmen. Seit dieser Woche sind als Notmaßnahme zahlreiche Schulen und Kindergärten geschlossen, die Osterferien begannen drei Wochen früher. Viele Verkehrsunternehmen, darunter Abellio im Stuttgarter Netz, haben in enger Kooperation mit den Bestellern vorzeitig auf den Ferienfahrplan umgestellt.

Verkehrsunternehmen im Busbereich, darunter die Busunternehmen des DB-Konzerns, aber auch etwa die Bogestra, die Verkehrsbetriebe im Kreis Unna oder die Dortmunder Stadtwerke, haben den Vordereinstieg zum Schutz des Fahrpersonals untersagt. Damit entfällt auch die reguläre Sichtkontrolle der Fahrscheine, obwohl die reguläre Fahrausweispflicht nicht aufgehoben ist. Ob die Karten allerdings kontrolliert werden, ist offen.

Unklar ist auch die rechtliche Frage, ob man eine Leistungserschleichung annehmen kann, wenn die Verkehrsunternehmen es nicht schaffen, dem zahlungswilligen Kunden entweder an der Haltestelle oder im Fahrzeug einen gültigen Fahrausweis zu verkaufen. Der Absatz von Handytickets dürfte aber steigen, genau darauf berufen sich die Verkehrsbetriebe in diesen Tagen auch.

Zur Eindämmung der Corona-Pandemie und zum Schutz von Personal und Fahrgästen kommt es auch im saarländischen ÖPNV zu einschneidenden Maßnahmen. In einer Telefonkonferenz mit allen Beteiligten wie Verkehrsunternehmen, Landkreisen etc. unter der Leitung von Verkehrsministerin Anke Rehlinger wurde verabredet, den grenzüberschreitenden Verkehr nach Frankreich ab kommenden Montag bis auf weiteres einzustellen.

Das Verkehrsministerium in Luxemburg plant aktuell keine Einstellung der Luxemburg-Express-Busse, wird aber zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen ergreifen. Zudem werden Nachtbusverkehre saarlandweit eingestellt. Der Zweckverband Personennahverkehr Saarland (ZPS) wird den Ferienfahrplan anordnen, was bedeutet, der Schulbusverkehr wird ebenfalls ab Montag eingestellt, wobei analog zur Not-Betreuung an den Schulen auch ein Rumpfverkehr in Absprache zwischen Aufgabenträgern, Verkehrsunternehmen und Schulträgern möglich bleibt.

Die übrigen Linienverkehre werden vorerst bedient. In Saarbrücken gilt der Samstagsfahrplan. Eine Krisensitzung gab es auch in Nordrhein-Westfalen. Zweckverbände, Eisenbahnunternehmen und Verkehrsministerium haben über die Auswirkungen der Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus beraten. Aktuell gibt es flächendeckend keine grundsätzlichen Einschränkungen im Betrieb von S-Bahnen, Regionalbahnen und Regionalexpresszügen.

Sofern es zu Ausfällen durch Krankheit oder aus Gründen der Kinderbetreuung sowie des Infektionsschutzes kommen sollte, wird das Angebot kurzfristig angepasst werden müssen. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass von den zuständigen Behörden eine Reduzierung des Bahnverkehrs angeordnet wird, wird gemeinsam mit Zweckverbänden und Eisenbahnunternehmen ein Grundfahrplan zur Aufrechterhaltung des Nahverkehrs erarbeitet. Wie sich die Sache finanziell auf die Branche auswirkt, lässt sich im Moment noch nicht sagen. Weniger Fahrgäste bedeuten auch weniger Markteinnahmen.

Sollten die Schulen länger geschlossen bleiben, könnten auch die Gelder für den Schülerverkehr wegbrechen. Bei Transport for London (TfL) hat man bereits Zahlen genannt: Dort fürchtet man schlimmstenfalls ein Loch in der Kasse von bis zu 500 Millionen Pfund Sterling. Mögliche Sonderzuwendungen und Finanzhilfen müssen nach einem Abklingen der aktuellen Krise politisch besprochen werden. Derzeit haben die verantwortlichen Stellen dieses Thema noch nicht auf dem Schirm.

Siehe auch: #FlattenTheCurve – auch in Bussen und Bahnen

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