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Wiener Linien mit Rekordjahr 2019

17.02.20 (Kommentar, Ostdeutschland, Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Rund 852.000 Menschen besitzen derzeit in Wien eine Zeitkarte. Zum Vergleich: Es sind nur etwas über 700.000 Autos in der Stadt zugelassen. 2019 war das vierte Jahr in Folge, in dem es mehr Zeitkarten als Autos gab. „Ich freue mich über diese positive Entwicklung, die so gut funktionierenden Öffis sind ein zentraler Beitrag zum Klimaschutz in unserer Stadt. Denn wer sich für ein Wiener-Linien-Ticket entscheidet und auf das Auto verzichtet, spart jährlich 1,5 Tonnen klimaschädliches CO2“, so Öffi-Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) im Rahmen der Bilanz-Pressekonferenz der Wiener Linien.

Der Modal-Split-Anteil der Öffis blieb auch im Vorjahr mit 38 Prozent stabil und im internationalen Vergleich enorm hoch – in München sind es 24 Prozent, in Hamburg 22 Prozent. Und obwohl bereits 38 Prozent aller Wege mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt werden, macht der Fußabdruck der Wiener Linien nur rund ein Prozent des ökologischen Fußabdrucks der Stadt aus. Der Grund dafür ist, dass der Großteil der Fahrzeuge bereits elektrisch betrieben werden.

Der PKW-Verkehr in Wien ist laut Modal Split um vier Prozent zum Vorjahr gesunken. Um das hohe Niveau des Modal Split für den öffentlichen Verkehr auch künftig zu halten und noch attraktiver zu werden, investieren die Wiener Linien im kommenden Jahr 368 Millionen Euro in den Öffi-Ausbau und weitere wichtige Umweltmaßnahmen. Nach dem „Jahr der Straßenbahnen“ 2019, fällt 2020 der Startschuss für die Öko-Busse.

Aktuell sorgen 414 umweltfreundliche Euro-6-Busse und 12 E-Busse sowie zwei autonome E-Busse dafür, dass knapp 200 Millionen Fahrgäste im Jahr schnell, sicher, verlässlich und bequem an ihr Ziel kommen. Die Erneuerung der Busflotte hat eine Energieeinsparung von zwanzig Prozent ermöglicht. Der CO2-Ausstoß konnte mit den neuen Bussen um 44 Prozent reduziert werden.

In Sachen E-Mobilität im Busbereich nehmen die Wiener Linien seit Jahren eine Vorreiterrolle ein: Bereits seit 2013 sind die zwei Innenstadtlinien 2A und 3A komplett auf Acht-Meter-E-Busse umgestellt. In den ersten fünf Jahren wurden tausend Tonnen CO2 eingespart. Während in Berlin die Jahreskarte 882 Euro, in Hamburg 1.988 Euro und in London rund 4.000 Pfund kostet, fährt man in Wien um nur einen Euro am Tag im top-ausgebauten Öffi-Netz.

„Seit neun Jahren überzeugt die 365 Euro-Jahreskarte in Verbindung mit dem best-ausgebauten Öffi-Netz jährlich immer mehr Wiener und Wienerinnen zum Umstieg auf Bus, Bim und U-Bahn“, ergänzt Wiener-Linien-Geschäftsführer Günter Steinbauer. „Wir erweitern auch heuer das Angebot für unsere Fahrgäste. Wir verlängern die Linie O bis ins Nordbahnhofviertel, modernisieren die Bus- und Straßenbahnflotte und erneuern unsere Stationen und Gleise. Wir investieren auch in noch mehr Sicherheit.“

Das größte Projekt der nächsten Jahre ist das Linienkreuz U2xU5. Es ist das komplexeste U-Bahnprojekt der Geschichte Wiens. 30 Meter unter der Erde entsteht unter bestehenden U-Bahn-Linien, quer durch dichtbebautes innerstädtisches Gebiet, das Linienkreuz und stellt so eine spezielle Herausforderung für die Wiener Linien dar.

Sima spricht sich in diesem Zusammenhang erneut für eine Verlängerung der U5 bis Hernals, konkret zur S45-Station in Hernals aus, betont aber, dass es dazu Zusagen von Bundesseite braucht: „Das Linienkreuz U2xU5 wird nach der Fertigstellung 75.000 Tonnen CO2 im Jahr einsparen. Jeder Euro, der in den Öffi-Ausbau fließt, kommt eins zu eins den österreichischen Klimazielen zugute. Klar ist, dass es hier klare Zusagen von der Bundesregierung braucht, um den nächsten Abschnitt in Angriff nehmen zu können.“

Neben den Investitionen in die Infrastruktur ist die Begrünung ein aktiver Beitrag der Wiener Linien zum Klimaschutz und zum Cooling in der Stadt. Bereits im Vorjahr wurden Wartehäuschen begrünt, heuer wird an einem Prototyp für die „Wartehäuschen der Zukunft“ gearbeitet. Das Stationsgebäude in der Spittelau bekommt eine großflächig grüne Fassade.

Es ist dies eines der zehn städtischen Gebäude, das im laufenden Jahr im Rahmen der Klimaschutz-Offensive der Stadt begrünt wird. Die Öffis zählen bislang schon zu den sichersten Orten der Stadt. Damit das so bleibt, arbeiten die Wiener Linien eng mit der Polizei zusammen und haben in den vergangenen Jahren eine Vielzahl an Maßnahmen gesetzt, die laufend ausgebaut werden. Bis Ende 2020 wird der Sicherheitsdienst der Wiener Linien auf rund 130 Mitarbeiter aufgestockt. So soll die Qualität auf hohem Niveau gesteigert werden.

Siehe auch: Bleiben wir realistisch

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