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Die Zukunft kommt schneller als wir denken

27.02.20 (Kommentar, Schweiz) Autor:Stefan Hennigfeld

Ganz trivial: Das Jahr 2050 ist genauso weit in der Zukunft wie das Jahr 1990 in der Vergangenheit. Es reicht nicht, wenn man sich bei der mittelfristigen Verkehrsplanung nur auf zehn Jahre orientiert oder gar eine einzelne Legislaturperiode im Blick hat. Man muss in längeren Zeiträumen denken, auch wenn man selbst nicht mehr Teil der Entscheidungsprozesse sein wird, wenn der Punkt gekommen ist.

Man blicke sich nur einmal in der jetzigen Eisenbahn- und Verkehrswelt um: Die Infrastruktur unserer Zeit wurde geplant in den 1950er und 1960er Jahren. Verkehrsprojekte zur deutschen Einheit sind oft erst vor kurzem fertiggestellt worden. Und wir sehen ja auch: Was vor Jahrzehnten angemessen war, ist heute an Verkehrsinfrastruktur deutlich zu wenig. Es wird auf Dauer ein Verkehrswachstum geben, gerade und auch im öffentlichen Raum.

Natürlich kann man sich ordnungspolitische Maßnahmen überlegen, um das Wachstum abzudämpfen, aber der Trend geht klar nach oben. Und der Verkehrssektor ist dabei der einzige, der es nicht geschafft hat, den Schadstoffausstoß zu senken. Ob Wohngebäude, die Industrie, die Elektrizitätserzeugung und vieles mehr: Überall da hat man mit technischem Fortschritt dafür gesorgt, dass Natur und Umwelt geschont werden.

Im Verkehrsbereich sind das einzelne Auto, der einzelne Bus und der einzelne Zug auch deutlich besser geworden. Das Gesamtwachstum jedoch überwiegt. Man muss es also schaffen, hier Konzepte zu entwickeln, die den Schadstoffausstoß beschränken und gleichzeitig die Massenmobilität gewährleisten. Dazu gehört auch ein guter ÖPNV und die Probleme, die kurzfristig bei einer wie auch immer gearteten Verkehrswende vorhanden sind, die lassen sich langfristig lösen.

Dann muss man eben den großen Wurf machen, um in einer Stadt wie Zürich die Menschen von er Straße auf die Schiene zu bringen. Zu geringe Gefäßgrößen, zu wenig Mitarbeiter, eine Infrastruktur, die auf den zu erwartenden Andrang nicht vorbereitet ist? Nichts davon müsste ernsthaft sein, wenn man sich jetzt Gedanken über den öffentlichen Verkehr in dreißig Jahren macht.

Gut, es ist richtig, dass man nicht so einfach in die Zukunft schauen kann. Allerdings gab es im frühen zwanzigsten Jahrhundert ebenfalls urbanen Schienenverkehr, es gab die Eisenbahn für den überregionalen Verkehr und es gab den sich abzeichnenden Autoverkehr und die Massenmotorisierung. Trotz des schrecklichen Blutvergießens im zwanzigsten Jahrhundert war vieles über Jahrzehnte abseh- und planbar und so ist es heute auch.

Wenn die Schweizer sich also auf die Fahnen schreiben, die längerfristige Zukunft zu planen, dann sollten wir Deutschen es den Eidgenossen gleichtun. Damit man den Entwicklungen nicht länger hinterherläuft, sondern selbst Trendsetter wird. Damit wir die Schiene in eine gute Zukunft führen können, eine in der die Menschen gerne mit dem Zug fahren, weil die Vorteile dem Individualverkehr gegenüber überwiegen. Wir können jetzt und für die Zukunft den Verkehrsträger Eisenbahn positiv gestalten und sollten das tun.

Siehe auch: Zukunftskonzepte in Zürich

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