Eisenbahnjournal Zughalt.de

Nachrichten über Eisenbahn und öffentlichen Verkehr

DB AG stellt Arbeitslose und Asylbewerber ein

23.01.20 (Allgemein) Autor:Stefan Hennigfeld

Die Deutsche Bahn setzt ihre Personalakquise auf allen Ebenen fort. Man möchte sowohl verstärkt Langzeitarbeitslose einstellen als auch Asylbewerber, die eine legale Bleibeperspektive haben. Im Rahmen des neuen Teilhabechancengesetzes qualifiziert die DB AG künftig Langzeitarbeitslose und wird dieses Programm ausbauen. Das erste Pilotprojekt wurde in Berlin und Nordrhein-Westfalen Ende 2019 erfolgreich gestartet.

So beschäftigt das Unternehmen seit November 17 Mitarbeiter, die zuvor zwischen zwei und sieben Jahren arbeitslos waren: zehn in Wanne-Eickel und Köln sowie sieben in Berlin. Sie arbeiten dort als Servicekräfte an den Bahnhöfen, zum Beispiel am Fahrkartenautomaten, am Bahnsteig oder als Reinigungskräfte. Damit gewinnt die DB AG zusätzliche motivierte Mitarbeiter im Kundenservice.

Um die vom Jobcenter ausgewählten Kandidaten besonders gut auf den Wiedereinstieg vorzubereiten, hat die DB AG eine eigene Maßnahme vorgeschaltet. Dabei hat der Bildungsdienstleister DB Training die Kandidaten acht Wochen lang geschult. In einem Vollzeitprogramm haben sich die potenziellen Mitarbeiter mit Sozialpädagogen und Psychologen intensiv auf ihren künftigen Job vorbereitet.

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) erklärte: „Mit dem Teilhabechancengesetz finanzieren wir Arbeit statt Arbeitslosigkeit – mit guten, sozialversicherungspflichtigen Jobs wie hier bei der Deutschen Bahn. So geben wir Menschen, die sehr lange arbeitslos waren, eine Perspektive und eine geregelte Arbeit. Mit Coachings und Lohnkostenzuschüssen unterstützen wir die Unternehmen dabei.“

Heil: „Erste Befragungen ergaben, dass zwei Drittel der Arbeitgeber das Coaching und den Verlauf der geförderten Beschäftigung mit ´gut´ oder ´sehr gut´ beurteilen. Rund 42.000 ehemals langzeitarbeitslose Menschen haben über das Teilhabechancengesetz seit 2019 eine Arbeit bekommen. Einige davon konnte ich heute kennenlernen.“

DB-Personalvorstand Martin Seiler verwies auf die Erfahrung der DB bei Qualifizierung und Integration in den Arbeitsmarkt: „Es passt zu uns als Unternehmen und wir verstehen es als unsere gesellschaftliche Verantwortung, auch jenen eine faire Chance auf eine berufliche Perspektive zu geben, denen der Wiedereinstieg durch lange Arbeitslosigkeit schwerfällt.“

Die Deutsche Bahn bietet verschiedene Programme für Menschen mit besonderen Herausforderungen auf dem regulären Arbeitsmarkt an. Seit 2004 bereitet sie mit Chance plus junge Menschen auf eine Berufsausbildung vor. Seit 2015 bietet sie erfolgreich verschiedene Programme für Asylbewerber an. Seiler: „Wir stellen jedes Jahr mehr als 20.000 Beschäftigte für eine starke, klimafreundliche Bahn ein. Wir wissen, dass Lebensläufe nicht immer grade verlaufen und dass das Leben manchmal besondere Herausforderungen bereithält.“

Eine andere potentielle neue Mitarbeitergruppe sind Asylbewerber. Ab dem 1. Juli werden in Baden-Württemberg, wo die Personalsituation besonders angespannt ist, Asylbewerber zu Lokomotivführern ausgebildet. Interessenten können sich bis zum 29. Januar für einen achtwöchigen Vorbereitungskurs bewerben. Der sogenannte „Bewerber Check-up“ startet am 23. März.

Neben individuellem und berufsbezogenem Deutschunterricht wird hier Basiswissen für die Ausbildung zum Lokführer vermittelt. Zudem erhalten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erste Einblicke in betriebliche Anforderungen des Bahnkonzerns. Auf dem Stundenplan stehen neben der Auffrischung mathematischer, naturwissenschaftlicher und technischer Grundkenntnisse auch methodische Kompetenzen.

Im Check-up werden außerdem Sprachkenntnisse, berufliche Kompetenzen und notwendige Fähigkeiten für das Berufsbild des Lokführers getestet. Sozialpädagogen und erfahrene Trainer begleiten die Maßnahme. Wer den Check-up erfolgreich durchläuft und anschließend einen medizinisch-psychologischen Test besteht, bekommt einen Ausbildungsplatz. Die zweijährige Umschulung zum Eisenbahner im Betriebsdienst, Fachrichtung Lokführer ist ein anerkannter IHK-Berufsabschluss.

„Dass meine Initiative, Flüchtlinge zu Lokführern zu qualifizieren, so ambitioniert von der Deutschen Bahn umgesetzt wird, freut mich sehr. Es fehlen deutschlandweit über tausend Triebwagenführer‘. Die DB gibt Geflüchteten mit der Ausbildung eine neue Perspektive. Gleichzeitig ist die Qualifizierung auch ein wichtiger Baustein, um dem Mangel an Lokführern zu begegnen“, sagt der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne).

Siehe auch: Die Zahlen sprechen für sich

Kommentare sind geschlossen.