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Mehr Marktdruck für eine bessere Schiene

14.10.19 (Fahrplanänderungen, Fernverkehr, Kommentar) Autor:Stefan Hennigfeld

Stellen Sie sich mal vor, die diversen zum Teil völlig substanzlosen Forderungen der Schienenlobby der letzten Jahre wären erfüllt worden. Dann hätten wir heute keine Fernbusse. Und mit dem neu erfundenen Hashtag #Flugscham, über dessen mangelnde Intellektualität ich an dieser Stelle gar nicht sprechen möchte, hilft man der Schiene auch nicht weiter. Warum sollte es plötzlich bessere Angebote aus der Metropolregion Rhein-Ruhr mit dem ICE nach Berlin geben, nur weil der Flug mit Eurowings zugunsten der Staatskasse teurer wird?

Im Gegenteil, die Erfahrung sowohl mit der alten Behördenbahn als auch in Zeiten vor dem Fernbus haben gezeigt, dass eine protegierte Eisenbahn zwar monopolistischer, aber nicht besser wird. Wo sind denn jetzt, angesichts der vermeintlichen Fernverkehrsoffensive der letzten Jahre, die ganzen SPFV-Verbindungen, die eingestellt werden mussten, weil der Fernbus die Fahrgäste abzieht? Diese Szenarien wurden uns seinerzeit großflächig angedroht; wenn auch nicht von der DB AG selbst, so doch von deren Vorfeldorganisationen.

Was wir in den letzten Jahren jedoch erleben, ist das Gegenteil: Überall gibt es wegen der hohen Nachfrage neue Verbindungen. Wohlgemerkt: Auf den wichtigsten Achsen, von einem Deutschlandtakt sind wir, anders als man es landauf und landab hört, noch meilenweit entfernt. Hier wird es ohne bestellten Fernverkehr nicht funktionieren, aber zumindest auf den wichtigsten Hauptachsen tut sich was. Und es ist doch erstaunlich, dass die Schiene umso besser wird, desto größer die Konkurrenz ist.

Bleiben wir bei der Ost-West-Achse aus Köln/Bonn nach Berlin. Am Düsseldorfer Flughafen hängen riesige Werbeschilder, dass Eurowings zwölf mal am Tag nach Berlin fliegt. Und die Bahn legt nach mit einem Halbstundentakt und einer deutlich besseren Feinerschließung. So treiben sich die Konkurrenten gegenseitig zu Höchstleistungen an, man achtet aufeinander und wenn er eine sich verbessert, muss der andere nachziehen. Das ist genau die Art, wie Marktwirtschaft, Wettbewerb und Konkurrenzdruck funktionieren.

Es mag natürlich für manche Eisenbahner bequemer sein, wenn man nicht ständig auf die Konkurrenz achten muss, sondern „sein Ding durchziehen“ kann. Für die Fahrgäste ist das aber mitnichten besser und um den geht es bei der Gesamtveranstaltung. Der Kunde kommt weder wegen moralimperialistischer Parolen in den Zug, noch hat dieser Spaß, wenn man eigentlich bessere Alternativen verteuert und der Konkurrenz das Leben schwer macht.

Man muss stets seine eigenen Stärken ausspielen, sich selbst besser machen und versuchen, der Konkurrenz ein Stück weit voraus zu sein. Dann haben am Ende alles etwas davon und man selbst doch am meisten. Diese Erkenntnis bestätigt sich zwar immer wieder – und das seit Jahren und Jahrzehnten – die Eisenbahnbranche selbst jedoch verweigert sich dessen größtenteils. Dabei können wir uns über die erzielten und erreichten Verbesserungen alle freuen. Wir wollen doch die Schiene stärken.

Siehe auch: DB AG stellt SPFV-Fahrplan 2020 vor

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