Die Voraussetzung zum Umstieg
07.10.19 (Baden-Württemberg, Kommentar) Autor:Stefan Hennigfeld
Jedes Jahr, wenn die Sommerferien enden und das neue Schuljahr startet, gibt es die Empfehlung, dass man die Kinder nicht im großen Stil mit den Autos zur Schule fahren soll. Und das aus gutem Grund. Bei nicht so langen Schulwegen tut Bewegung allen gut, ob klein oder groß. Außerdem sind Kinder umso gefährdeter, je mehr Autos vor der ersten Stunde an der Schule rumfahren.
Wer sein Kind mit dem Auto zur Schule fährt, macht es wahrscheinlicher, dass ein Unfall passiert. Gerade morgens, wenn die Eltern zur Arbeit müssen oder wenn sich bei der Familie alles auf den letzten Drücker abspielt. Wie das halt ist, wenn (kleine) Kinder im Haus sind. Gerade jetzt, wenn es jeden Morgen etwas dunkler ist (die Tag- und Nachtgleiche wurde vor wenigen Tagne überschritten), haben Eltern dennoch den Wunsch, dass die Kinder nicht einfach so auf der Straße rumlaufen.
Und Schulbusse? Was fahren denn da für Unternehmen? Das ist aber nicht das Verkehrsunternehmen der Stadtwerke, ja wer ist denn da unterwegs? Und was sind das für Fahrer? Wo machen die wohl den TÜV? Der LBO macht es daher richtig und unterzieht die Busse seiner Unternehmen jährlich einer besonderen Prüfung, die auf Freiwilligkeit basiert und über die übliche Hauptuntersuchung hinausgeht.
Eine solche Hauptuntersuchung ist bei Bussen zudem aus gutem Grund jährlich fällig und nicht, wie bei Autos, nur alle zwei Jahre. Und am Ende kann man sagen: Ihr könnt uns Eure Kinder anvertrauen. Ihr müsst keine Unfälle riskieren, die auf Wartungsmängel zurückgeht, sondern es ist alles in bester Ordnung. Diese positiven Argumentationshilfen sind deutlich besser als der moralische Zeigefinder.
Ganz generell sollte die Busbranche zeigen, dass sie mehr kann als die Kaffeefahrt ins Münsterland oder den Schulausflug in den Zoo. Der Bus ist im Nah- und Fernverkehr ein Teil der Lösung, wenn es um den Schadstoffausstoß im Verkehrssektor geht und er ist ein hochkomfortables, zuverlässiges Verkehrsmittel.
Das gilt auch für den Schülerverkehr, vor allem dann, wenn die Kinder nach der Grundschule weitere Strecken zurücklegen müssen, die man nicht mehr einfach so zu Fuß gehen kann. Und da gibt es keinen Grund, sein Kind jeden Morgen mit dem Auto zu fahren, solange das Angebot stimmt. Denn auch darüber muss man sprechen: Was machen denn Eltern, deren Kind statt zehn Minuten mit dem Auto eine knappe Stunde mit dem Bus unterwegs wäre, etwa weil es gerade im ländlichen Raum nicht mehr so viele Schulen gibt?
Wie gehe ich damit um, wenn die Anschlüsse schlecht sind oder der Fußweg zur Bushaltestelle einfach zu lang? Man darf auch nicht vergessen, dass es Kommunen gibt, die in den letzten Jahren aus Sparzwang die Schulbusse ganz abgeschafft oder zumindest deutlich eingeschränkt haben. Wir sehen also, dass das Vorhandensein technisch solider Schulbusse zwar eine notwendige, jedoch keine hinreichende Voraussetzung ist, um die oft missliebigen Elterntaxen deutlich zu reduzieren. Hier sind aber nicht die Busunternehmen, sondern die Politik gefordert.
Siehe auch: BaWü: Landesweiter Schulbus-Check