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Weil Erfolg vor Ort gemacht wird

02.09.19 (Baden-Württemberg, Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Man kann die Welt nicht alleine retten, aber dennoch sind es die erfolgreichen Projekte, die vor Ort gemacht werden. Es ist nicht das Bundeskanzleramt für eine gute Eisenbahnpolitik verantwortlich, es ist nicht das Bundesverkehrsministerium oder das Bundeskabinett, sondern es sind die Leute vor Ort. Natürlich kann man verlangen, dass die Rahmenbedingungen auf Bundesebene vernünftig eingestellt werden: Dass ausreichende Regionalisierungsgelder und LuFV-Etats fließen und dass man für gute Projekte Finanzierungsvereinbarungen hinkriegt.

Das ist gar kein Thema. Aber vor Ort sitzen die Menschen, die die Situation kennen und deren Engagement über Erfolg und Misserfolg im konkreten Fall entscheidet. Da reicht es nicht, mit dem Geldbündel zu wedeln, sondern da müssen sich Menschen Gedanken machen, wie man die Planungen so gestalten kann, dass die Infrastrukturausbauten fertig sind, wenn auch nach der Verkehrsausschreibung neue Züge fahren.

Und dann spielt die Frage nach den Busanschlüssen eine Rolle. Hier hat man bereits an anderer Stelle gesehen, dass man nicht von oben nach unten irgendwas durchdrücken kann, das funktioniert nicht. Man kann aber von oben – wie etwa bei der Marke Plusbus – Ansprüche stellen, um ein bestimmtes Zertifikat zu kriegen: Du kannst Deine Busse fahren lassen, wann Du willst, Dein Planungsamt ist völlig frei, jeden Quatsch zu beschließen.

Aber wenn Ihr euch Plusbus nennen wollt, dann habt Ihr die und die Ansprüche zu erfüllen. Und natürlich ist der Erfolg der Eisenbahn auch immer über die Feinerschließung definiert, auch in Baden-Württemberg. Ein Konzept wie die Breisgau-S-Bahn zeigt jedoch, welches Potential die Schiene hat, man muss es nur mit Witz und Verstand heben können. Planen wir solche Netze so, dass man bei großem Erfolg weitere Ausbauten machen kann, aber bleiben wir doch so bescheiden, dass es auf vertretbarem Niveau umgesetzt werden kann.

Reißen wir – anders als am Stuttgarter Hauptbahnhof – keine ganzen Anlagen ab, damit einzelne sich ihr Denkmal setzen können, sondern handeln wir ideologiefrei. Gucken wir vielleicht sogar, wie man es in Köln gemacht hat, dass man verschiedene Einzelmaßnahmen definiert, die ihren Nutzen unabhängig voneinander entfalten können.

Das war übrigens bereits im letzten Jahrhundert eines der Erfolgsrezepte in der Schweiz: Man musste nicht Jahrzehnte auf den großen Wurf warten, sondern man hat sukzessive Verbesserungen aufgebaut. Infolgedessen waren auch immer mehr Menschen bereit, sich auf einen Umstieg einzulassen. Das muss man sich auch in Deutschland vor Augen führen, wenn man sich mit der Frage beschäftigt, wie man neue Erfolgsgeschichten mit der Eisenbahn schreiben kann.

Und davon gab es in der Vergangenheit bereits einige, wo man all diese Erfolgsfaktoren hatte. Gerade in Baden-Württemberg, wo das Karlsruher Modell weltweites Aufsehen verursacht hat, sollte man daher in dieser Tradition versuchen, vor Ort die Schiene zu stärken. Damit erreicht man deutlich mehr als mit großen Worten in irgendeiner Sonntagsrede.

Siehe auch: Winfried Hermann ist auf Sommertour im Ländle

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