Eisenbahnjournal Zughalt.de

Nachrichten über Eisenbahn und öffentlichen Verkehr

Ein Plus für den ganzen Osten

12.09.19 (Brandenburg, Kommentar) Autor:Stefan Hennigfeld

In Brandenburg hat es angefangen und seit einigen Jahren gibt es auch im Freistaat Sachsen Plusbus-Angebote. So soll – zurecht – sichergestellt werden, dass ein regionaler Busfahrplan nicht nach Lust und Laune in irgendwelchen kommunalen Planungsämtern von notorischen Autofahrern geschrieben wird, sondern dass man einen echten Zubringerverkehr zum SPNV hat.

„Berlin liegt an der Ostsee“ lautet ein Werbeslogan für die schnelle Regionalverkehrsverbindung zwischen der Bundeshauptstadt und der Ostseeküste, aber auch dazwischen ist bewohntes Gebiet und das will vernünftig angebunden werden: Sowohl an die Ostsee als auch an die Bundeshauptstadt. Und das funktioniert in großen Teilen Ostdeutschlands immer besser, der Plusbus zeigt, dass man sehr wohl auch von oben Standards setzen kann.

Natürlich ist es schwer bis undurchführbar, wenn man von oben ein Durchgriffsrecht verlangt, obwohl das ohne Frage vielfach angezeigt wäre. Gerade wenn in den Planungsämtern Leute sitzen, die sich oft ohne Sachverstand etwas überlegen und sich dann mit einer Trotzmentalität jeden Widerspruch verbitten, müsste man sicher deutlich stärker sagen können, dass man manche Dinge eben nicht jedem Dorfschulzen überlassen darf.

Dennoch ist es ein deutlich pragmatischerer Weg, wenn man mit dem Plusbus Qualitätsstandards vorgibt, die auf kommunaler Ebene einzuhalten sind: Ihr könnt machen, was Ihr wollt, aber Plusbus dürft Ihr das Ding nur nennen, wenn Ihr die Ansprüche erfüllt, die wir haben. Und wenn es dann, weil es tatsächlich für manche Kommunen schwer finanzierbar ist, auch noch einen Zuschuss aus dem Landeshaushalt gibt (den man für die üblichen Busse nicht bekommt), dann hat man auch einen finanziellen Anreiz.

Denn seien wir ehrlich: Natürlich braucht man für den Schienenverkehr ein Zubringersystem und auch in anderen Ländern gibt es Busse, die von den Aufgabenträgern des Regionalverkehrs bestellt werden, etwa in Baden-Württemberg. Auch da wird sichergestellt, dass eben nicht die Kommunen hier bei ihren Aufgaben um den Finanzaufwand drücken. Nein, man braucht etwas, das es bereits bei der alten Bundesbahn gab und seinerzeit Bahnbus hier.

In diese Richtung gehen auch die Plusbusse oder die wie auch immer gearteten Busverkehre im besonderen Landesinteresse, die von interkommunaler Bedeutung sind. Denn so groß die Themen Landflucht, Urbanisierung oder was auch immer sein mögen: Es werden auch in dreißig Jahren noch Menschen außerhalb der Großstadt wohnen, vielleicht nicht mehr so viele, aber es werden Menschen sein, die versorgt werden müssen.

Das Auto wird dort sicher eine größere Rolle spielen als in Berlin-Mitte, aber es muss auch dort gelingen, Mobilitätslösungen ohne das eigene Auto zu schaffen. Der Plusbus ist hier also ein Teil der Lösung. Und gleichzeitig trägt er dazu bei, dass die Menschen eben nicht zwingend in die Großstadt ziehen, sondern in ihrer Kleinstadt, ihrem Dorf bleiben können ohne von der Gesellschaft abgehängt zu werden. Und dieser Weg ist richtig.

Siehe auch: Plusbus startet erstmals in der Uckermark

Kommentare sind geschlossen.