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Bahn will sich grüner aufstellen

16.09.19 (Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Die Deutsche Bahn macht ihre Rolle als Umweltvorreiter auf ihren Zügen sichtbar und verändert dafür das Außendesign ihrer rund 280 ICE-Züge: An den beiden Wagen mit dem markanten ICE-Profil an der Spitze und am Ende des Zuges wird der rote Streifen durch einen grünen ersetzt. Ein zusätzliches grünes Stecker-Symbol zeigt, dass alle Fernverkehrszüge mit hundert Prozent Ökostrom unterwegs sind.

Der Vorstandsvorsitzende Richard Lutz und Enak Ferlemann (CDU), Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Verkehr und Digitale Infrastruktur, stellten letzte Woche in Berlin den ersten ICE im neuen Design vor. Richard Lutz: „Kein Verkehrsmittel ist so klimafreundlich wie die Bahn. Als größtes Mobilitätsunternehmen in Deutschland ist es unser Anspruch, beim Klimaschutz voranzugehen. Mit den grünen ICE setzen wir ein starkes Zeichen.“

Seit 2018 fahren alle ICE mit 100 Prozent Ökostrom. Mit der kompletten Umstellung auf regenerative Energien hat die DB allein 2018 rund 1,4 Millionen Tonnen CO2 eingespart. Das entspricht der CO2-Bilanz von gut einer halben Million Pkw. Enak Ferlemann: „Deutschland braucht eine starke Schiene. Wer echten Klimaschutz will, kommt an der Bahn nicht vorbei. Der grüne ICE ist das richtige Signal zur richtigen Zeit.“

ie Fahrgastzahlen der DB steigen seit Jahren – ein weiteres Wachstum erwartet die Bahn von einer möglichen Senkung des Mehrwertsteuersatzes. Darüber berät das Klimakabinett der Bundesregierung in der kommenden Woche. Eine Reduzierung von 19 auf sieben Prozent für Fernverkehrstickets würde für Kunden rechnerisch eine Preisreduzierung von zehn Prozent bedeuten.

DB-Chef Lutz: „Den finanziellen Vorteil einer Mehrwertsteuersenkung würden wir mit günstigeren Fahrpreisen 1:1 an unsere Kunden weitergeben.“ Das neue Außendesign der ICE-Flotte ist Teil der neuen Unternehmensstrategie „Deutschland braucht eine starke Schiene“. Die DB AG will damit die Fahrgastzahlen im Fernverkehr verdoppeln und somit einen wichtigen Beitrag für den Klimaschutz leisten.

Gleichzeitig kündigt der Konzern an, den Bezug von Fahrstrom aus erneuerbaren Energiequellen in den kommenden Jahren deutlich zu erhöhen. Entsprechende Vereinbarungen über die Lieferung von grünem Strom aus dem Offshore-Windpark Nordsee Ost wurden jetzt zwischen der DB Energie GmbH, innogy SE und der RWE Supply & Trading unterzeichnet.

Der Stromliefervertrag hat eine Laufzeit von fünf Jahren, beginnend ab 2024. Das Liefervolumen umfasst 25 Megawatt. Dies entspricht der installierten Leistung von vier Windkraftanlagen und rund acht Prozent der Gesamterzeugung des Windparks, der aus 48 Anlagen mit insgesamt 295 Megawatt besteht. Schon heute ist die DB AG der größte Ökostromverbraucher in Deutschland.

Sie hat sich mit dem Konzept „Starke Schiene“ höhere Ziele gesteckt: Bis 2038 wird der gesamte Bahnstrom grün sein. Aktuell deckt die DB AG bereits mehr als 57 Prozent ihres Energiebedarfs mit Strom aus erneuerbaren Energien. Der Ökostromanteil am Bahnstrommix der DB stammt aus einem breiten Portfolio: So liefern beispielsweise innogy-Wasserkraftwerke seit dem Jahr 2011 jährlich rund 900 Millionen Kilowattstunden grünen Strom an die Bahn.

Der jährliche Strombedarf der DB liegt bei etwa zehn Terawattstunden, das entspricht fast dem Stromverbrauch einer Stadt wie Hamburg. Bei dem aktuellen Vertrag handelt es sich um den ersten Offshore Corporate PPA (Power Purchase Agreement) in Deutschland. Der Strom wird in dem Offshore-Windpark zu einem Festpreis produziert und direkt von der Deutschen Bahn genutzt.

RWE Supply & Trading übernimmt dabei die Rolle des Vertragspartners. Torsten Schein, Vorsitzender der Geschäftsführung DB Energie, sagt: „Wir werden in den kommenden Jahren auslaufende Verträge, die auf fossilen Erzeugungsarten basieren, konsequent durch erneuerbare Energien ersetzen. Noch im September starten wir eine weitere europaweite Ausschreibung für den langfristigen Bezug von Ökostrom.“

Andree Stracke, Geschäftsführer der RWE Supply & Trading: „RWE versorgt die Deutsche Bahn schon seit vielen Jahren mit grünem Strom aus Wasserkraft. Mit der neuen Vereinbarung wollen wir dazu beitragen, dass unser langjähriger Partner seine ambitionierten Klimaschutzziele erreicht. Unsere Kompetenz für Industrie- und Stadtwerkekunden zusammenzuführen mit den Produzenten Erneuerbarer Energien – diese Konstellation bietet beiden Seiten große Zukunftsperspektiven.“

Siehe auch: Das Wachstum dämpfen

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