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Zahlen lügen nicht

26.08.19 (Kommentar, Stuttgart) Autor:Stefan Hennigfeld

Die Zahlen zeigen: Ein einfaches Tarifsystem sorgt dafür, dass die Menschen kommen. Statt Verbots- und Gängelungsphantasien auszuleben muss man einen guten ÖPNV auf die Beine stellen, der darüber hinaus tarif intuitiv nutzbar ist. Wenn man dann noch die Möglichkeit von arbeitgeberfinanzierten Jobtickets hat, dann lohnt es sich schneller, das Auto stehen zu lassen und mit Bus und Bahn zur Arbeit zu fahren.

Denn seien wir ehrlich: Niemand, auch kein passionierte Autoliebhaber, hat Spaß daran, im dicken Berufsverkehr durch die Innenstädte der Republik zu fahren oder besser sich von Stau zu Stau irgendwie durchzukämpfen. Deswegen ist ein guter ÖPNV so wichtig. Man sieht aber auch, dass der Erfolg seinen Preis hat: Den zusätzlichen Fahrgästen stehen Mindereinnahmen auf Seiten der Verkehrsunternehmen und des Verbundes gegenüber.

Wer sich also politisch für „mehr Bus und Bahn“ einsetzt, dem muss klar sein, dass man das nicht zum Nulltarif wird haben können. Und wenn man vorhandene, oft über Jahrzehnte gewachsene, Tarifstrukturen so eben über Haufen wirft, dann müssen die Unternehmen, die auch im kommunalen Eigentum ihren Dienst tun, entsprechend entschädigt werden.

Denn ja, Effizienzsteigerungen in den vergangenen Jahrzehnten haben dafür gesorgt, dass wirtschaftliche Strukturen hat. Diese kann man aber nicht einfach durch eine politische Fahrpreissenkung wieder zunichte machen, sondern hier muss der Staat etwas zuschießen. Der Staat finanziert ja auch den Autoverkehr bzw. dessen Kosten für Infrastrukturen und vieles mehr, da ist es nur recht und billig, wenn er auch für die Schiene zahlt.

Dass der Gesetzgeber seit Anfang 2019 dafür gesorgt hat, dass es Steuererleichterungen für arbeitgeberfinanzierte Jobtickets gibt, ist ein Schritt in die richtige Richtung: Denn das offizielle Narrativ lautet ja, dass die Politik möchte, dass mehr Menschen ihr Auto stehen lassen und dafür mit Bussen und Bahnen fahren. Wenn jetzt also der Arbeitgeber zusätzlich zum Arbeitslohn einen solchen Fahrschein finanziert (ohne die Alternative, dass das Geld ausgezahlt wird), dann sollte der Staat hier nicht nochmal die Hand aufhalten, sondern akzeptieren, dass man hier umweltbewusstes Verkehrsverhalten fördert.

Das gilt auch für diejenigen, die warum auch immer auf Dauer auch im urbanen Raum mit dem Auto unterwegs sein werden oder vielleicht sogar sein müssen: Auch für die ist es notwendig, dass man den Verkehrsraum soweit entlastet, dass möglichst viele Berufspendler in Zukunft in Bussen und Bahnen sitzen statt im Auto, das dann den ganzen Tag auf dem Firmenparkplatz rumsteht und nicht genutzt wird.

Und in Stuttgart kann man ja sehen, dass das Jobticket der Wachstumsmotor ist. Wenn die Schüler- oder Studentenzahlen sich ändern, dann hat man damit zumindest mit verkehrspolitischen Mitteln keinen Einfluss drauf. Wohl aber kann man bei denen, die tatsächlich fahren, den ÖPNV attraktiver machen. Dass das geht, ist immer mal wieder unter Beweis gestellt worden und jetzt auch in Stuttgart. Da kann man den Verantwortlichen nur gratulieren.

Siehe auch: VVS: Erfolgreiche Tarifreform

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