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VVS: Erfolgreiche Tarifreform

26.08.19 (Stuttgart) Autor:Stefan Hennigfeld

Noch nie sind so viele Menschen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in der Region Stuttgart gefahren wie in den letzten Monaten. Der Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) zieht zum Halbjahr eine positive Zwischenbilanz. In den ersten sechs Monaten des Jahres 2019 wurden über 192 Millionen bezahlte Fahrten mit den Bahnen und Bussen im VVS durchgeführt, das sind rund vier Millionen Fahrten mehr als im ersten Halbjahr des Vorjahres.

Dies entspricht einer Steigerung von 2,0 Prozent. Insbesondere die Tarifreform zum 1. April 2019 hat der Fahrgastentwicklung einen Schub gegeben. Wenn man die von der Tarifreform betroffenen Tickets betrachtet, ergibt sich seit April eine Steigerung von 4,8 Prozent. Mit der Tarifreform wurde das Tarifsystem des VVS wesentlich vereinfacht. Statt über 50 Tarifzonen gibt es nur noch fünf Ringe. Viele Verbindungen sind seither deutlich günstiger. Die öffentliche Hand bezuschusst die Tarifreform mit rund 42 Millionen Euro pro Jahr.

Der Aufsichtsratsvorsitzende des VVS, Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne), zeigt sich zufrieden: „Der Trend stimmt. Die Tarifreform wirkt. Es ist nun wesentlich einfacher und oft auch günstiger, die Bahnen und Busse zu nutzen. Ich bin mir sicher, dass noch mehr Menschen in Stuttgart und der Region umsteigen werden. Dafür entwickeln wir konsequent den Nahverkehr weiter.“ Außerdem ließ Kuhn mitteilen: „Für die Partner ist diese Reform ein Kraftakt, aber eine lohnende Investition in eine nachhaltige Mobilität unserer Bürger.“

Für den VVS ist die Entwicklung bei den Abonnenten, das heißt den Stammkunden, besonders erfreulich. „Wir haben aktuell acht Prozent mehr Abonnements als noch vor einem Jahr“, berichtet VVS-Geschäftsführer Horst Stammler, der davon ausgeht, dass der Trend zum Abo im Laufe des Jahres weiter anhält. Dazu hat vor allem das Firmenticket des VVS beigetragen: „Inzwischen fahren rund 89.000 Arbeitnehmer mit dem preisgünstigen Jobticket zur Arbeit“, informiert der Geschäftsführerkollege Thomas Hachenberger.

„Das Angebot ist dank des Engagements von über tausend Arbeitgebern, von der Arztpraxis bis zum Groß-Konzern, die ihren Mitarbeitern einen Zuschuss zu den Fahrtkosten zahlen, weiter auf dem Höhenflug“, erklärt Hachenberger. Die Entwicklung ist bei den einzelnen Kundengruppen jedoch uneinheitlich: Während der Berufsverkehr boomt und der Gelegenheitsverkehr leicht positiv ist, ist der Ausbildungsverkehr aufgrund sinkender Schüler- und Studentenzahlen rückläufig.

Im Berufsverkehr sind die Fahrgastzahlen im ersten Halbjahr um 4,6 Prozent gestiegen. Hauptgrund dafür ist das Firmenticket mit einer Steigerung von fast zehn Prozent im zweiten Quartal. Auch das Seniorenticket hat in den ersten sechs Monaten zugelegt. Der VVS verzeichnet ein Plus von 3,1 Prozent. Über 43.000 ältere Fahrgäste sind inzwischen regelmäßig mit einem SeniorenTicket unterwegs.

Die Schülerzahlen sind schon seit einigen Jahren rückläufig, zum Wintersemester 2018/19 sind auch erstmals seit längerem die Studierendenzahlen an den Hochschulen in der Region Stuttgart gesunken. Aufgrund dessen ist der Ausbildungsverkehr insgesamt im Vergleich zum Vorjahr um 0,6 Prozent zurückgegangen, wobei das Scool-Abo um 1,3 Prozent und das Studiticket um 3,1 Prozent rückläufig war.

Positiv war jedoch das Ausbildungs-Abo mit einem Plus von 7,7 Prozent. Auszubildende können seit drei Jahren mit dem Ausbildungs-Abo für 59,90 Euro monatlich im ganzen Netz Bus und Bahn fahren. Dieses Abo können nicht nur „klassische“ Azubis, sondern auch Praktikanten, Volontäre oder junge Leute im Bundesfreiwilligendienst erwerben.

Der Gelegenheitsverkehr war längere Zeit leicht rückläufig. Mit der Tarifreform konnte dieser Trend umgekehrt werden. Wenn man das gesamte Halbjahr betrachtet, war ein Plus von 0,7 Prozent zu verzeichnen. Besonders positiv war das Tagesticket, das mit der Tarifreform deutlich günstiger wurde, mit einer Steigerung von 14,3 Prozent.

Insgesamt hat der VVS im ersten Halbjahr 2019 rund 258 Millionen Euro eingenommen und damit rund zehn Millionen Euro weniger als im Vorjahreszeitraum. Das ist auf die Preissenkungen und erhöhte Erstattungen im Zusammenhang mit der Tarifreform zurückzuführen. Für die einkalkulierten Mindereinnahmen leisten die Finanzierungsträger der Tarifreform – das sind das Land, die Stadt Stuttgart und die vier Verbundlandkreise – den Verkehrsunternehmen einen entsprechenden finanziellen Ausgleich.

Siehe auch: Zahlen lügen nicht

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