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RMV: Odenwaldbahn fit machen

15.08.19 (Hessen) Autor:Stefan Hennigfeld

Seit der Eröffnung der „neuen Odenwaldbahn“ im Jahr 2005 hat sich das Fahrgastaufkommen um etwa fünfzig Prozent gesteigert. Über eine vollständige Betriebseinstellung spricht heute niemand mehr. „Die hohe Fahrgastnachfrage auf der Odenwaldbahn ist grundsätzlich eine hervorragende Entwicklung, auf die wir alle stolz sein können. Sie bringt aber auch Herausforderungen mit sich“, so Frank Matiaske (CDU), RMV-Aufsichtsratsmitglied und Landrat des Odenwaldkreises.

Über Möglichkeiten, mit denen kurz-, mittel- und langfristig Verbesserungen für die Odenwaldbahn erzielt werden können, besprachen sich daher kürzlich RMV-Geschäftsführer Knut Ringat und Landrat Frank Matiaske. „2018 war ein Rekordjahr im RMV. Noch nie sind so viele Menschen Bus und Bahn gefahren. Für die Odenwaldbahn bedeutet dies, dass die Betreiberin der Linie Vias noch stärker gefragt ist, die notwendige Anzahl einsatzfähiger Fahrzeuge sicherzustellen“, so RMV-Chef Ringat.

„Zudem werden wir im gesamten Bundesgebiet auf die Suche nach geeigneten Fahrzeugen für eine nochmalige Aufstockung der Flotte gehen und prüfen, ob Busse als Ergänzung im Berufsverkehr eine Lösung darstellen“, betont Ringat. Aktuell nutzen pro Tag rund 15.000 Fahrgäste die Odenwaldbahn. Die Fahrzeugflotte wurde seit 2005 bereits zwei Mal erweitert, zuletzt vor eineinhalb Jahren mit der Anschaffung von vier neuen Zügen.

Im Berufsverkehr können seit 2018 durch die größere Fahrzeugflotte noch mehr Fahrten in Dreifachtrakton angeboten werden, die insgesamt 360 Plätze bieten. Bei planmäßigem Betrieb kommt es so zu keinen Platzengpässen. Der in der öffentlichen Diskussion als Idee aufgekommene Einsatz von Doppelstockzügen ist aufgrund deren höheren Platzkapazität eine naheliegende Idee.

Leider stellt sie aus Sicht des RMV jedoch keinen gangbaren Weg dar. Um mehr Kapazität zu bieten, müssten mindestens vier Doppelstockwagen plus Lok fahren. Lok und vier Wagen sind allerdings rund 127 Meter lang. An vielen Stationen im Odenwald sind die Bahnsteige aber nur 120 Meter lang. Unabhängig von diesen Erwägungen stehen keine freien Doppelstockwagen zur Verfügung, so dass der Einsatz von Doppelstockwagen aktuell keine Option darstellt.

Die heutige Infrastruktur, darüber sind sich RMV und Odenwaldkreis einig, wird in Zukunft nicht ausreichen. Die Anzahl der Züge und Wagen pro Fahrt sei im Berufsverkehr sonst auf das heutige Fahrplanmodell limitiert. Aktuell untersuchen daher RMV und lokale Partner wie die Odenwald-Regional-Gesellschaft in einer Machbarkeitsstudie Möglichkeiten, die Kapazitäten der Odenwaldbahn zu erweitern.

Es zeigt sich allerdings bereits schon jetzt, dass die bestehenden Förderkriterien nicht ausreichen, um eine Finanzierung der angedachten Maßnahmen sicherzustellen. Deswegen ist nach Ansicht des RMV und des Odenwaldkreises das Land Hessen gefordert, spezielle Lösungen auf den Weg zu bringen. Hier wollen die Verantwortlichen kurzfristig das Gespräch suchen.

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