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Mobilitätsverfügbarkeit mit dem Fernbus sichern

15.08.19 (Kommentar, Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Zur allgemeinen Digitalisierung gehört auch, dass man heute auf eine so einfache Art und Weise die unterschiedlichsten Möglichkeiten zur Fahrscheinbuchung hat, die vor einigen Jahren noch unvorstellbar erschienen. Und wenn man sich ansieht, dass die DB Fernverkehr AG und Eurowings in ihren jeweiligen Sektoren quasi Monopolisten sind, dann ist es spannend zu sehen, wie sich die Sache zwischen Flixbus und BlaBlaCar entwickelt.

Denn dass der Fernbus auch eine potentielle Konkurrenz für Mitfahrzentralen sein würde, war ja abzusehen. Gleichzeitig hat eine Plattform wie BlaBlaCar aber überhaupt nichts mehr mit den Mitfahrzentralen alter Art zu tun. Dadurch entsteht auf den klassischen SPFV natürlich ein ganz neuer Druck, der früher nicht da war.

Aber auch langlaufende Regionalverkehrslinien sind betroffen: Von Siegen nach Dortmund, von Aachen nach Osnabrück oder auch von Düsseldorf nach Trier kommt man mit einem Fernbus oder über Mitfahrgelegenheiten womöglich deutlich besser als mit der Eisenbahn. Die Flexibilität von StartUp-Unternehmen ist im Vergleich zu dem, was Konzerne wie die DB AG oder die Lufthansa (bzw. deren Tochtergesellschaft Eurowings) am Markt können, deutlich größer.

Da kann man so ein Angebot, wenn es sich nicht trägt, eben wieder einstellen. Man kann aber auch relativ kurzfristig neue Destinationen auf den Markt bringen. Und während die Eigenwirtschaftlichkeit im SPFV zumindest im Hinblick auf einen bundesweiten Deutschlandtakt gescheitert ist, so stellt man fest, dass der Fernbusverkehr Menschen an den Fernverkehr anschließt, die schon lange vom SPFV abgekoppelt waren.

Und hier sei mal eine andere Überlegung angestellt: Wenn man sich (hoffentlich bald) dazu durchringt, dass man für einen echten Deutschlandtakt auch bestellte Verkehre braucht, wer sagt denn, dass die unbedingt auf der Schiene stattfinden müssen? Reicht für eine angemessene Befriedigung des Fernverkehrsbedürfnisses, so sich das ganze nicht am Markt von selbst ergibt, nicht auch eine Fernbusverbindung?

Und könnte man nicht argumentieren, dass der fehlende SPFV-Anschluss durch einen Flixbus-Halt im Ort kompensiert ist? So eine Argumentation mag jetzt den üblichen Verdächtigen nicht schmecken, aber wenn wir darüber reden, Mobilitätsverfügbarkeit sicherzustellen, so ist damit gerade nicht die Protektion der Schiene auf Gedeih und Verderb gemeint.

Gleichzeitig könnte man hier natürlich auch einen Kompromiss finden: Einerseits könnte man auf bestellten SPFV verzichten, andererseits würden Fernbusse dann die Ziele des Deutschlandtaktes sicherstellen. Vielleicht ist das der Ausweg, den die Initiative Deutschlandtakt braucht, um einerseits ihre sehr guten und wichtigen Ziele voranzutreiben, andererseits aber die DB AG nicht zu verprellen.

Denn selbstverständlich sind es die Konzernlobbyisten, die hier den Ton angeben und nicht möchten, dass man über bestellten SPFV spricht. Aber der Fernbus ist für ausreichende Mobilitätsverfügbarkeit womöglich wirklich genug. Hierüber sollte man mit allen Vor- und Nachteilen ausführlich nachdenken.

Siehe auch: Neue Konkurrenz der Mobilitätsplattformen

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