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Kampf gegen Hitzeinseln in Wien

27.08.19 (Österreich) Autor:Stefan Hennigfeld

Mit einer Vielzahl von Maßnahmen kämpft die Stadt Wien gegen klimawandelbedingte Hitzeinseln in der Stadt. Im Frühjahr hat Umwelt-Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) ein Maßnahmenpaket in der Höhe von rund 3 Millionen Euro auf den Weg gebracht: 2,3 Millionen Euro Klima-Förderung stehen für Bezirke zur Verfügung. Damit können zahlreiche Maßnahmen, wie die Pflanzung größerer Stadtbäume, Nebelduschen, Wasserfontänen oder Pergolen finanziert werden.

Für Fassaden-, Dach und Innenhofbegrünungen wurden die bestehenden Fördermittel um rund 500.000 Euro erhöht. Zusätzlich gibt es acht Millionen Euro Sonderbudget für großflächige Baumpflanzungen. Neben der Aufstockung des Budgets für Vertikalbegrünungen, Innen- und Dachbegrünungen sowie dem weiteren Ausbau von Grünflächen, gibt es nun einen Pilotversuch mit begrünten Wartehäuschen.

„Die Wiener Stadtgärten waren hier erneut innovativ. Gemeinsam mit den Wiener Linien und Gewista haben sie ein System entwickelt und umgesetzt das mit schnellwüchsigen Pflanzen ein dichtes Blätterdach bildet. Damit wird das Wartehäuschen beschattet und die Umgebungstemperatur gesenkt. Zudem ist die Begrünung eine optische Aufwertung für die Umgebung“, so Ulli Sima, die den Prototypen bei der Straßenbahnhaltestelle der Linie 1 am Franz Josefs Kai präsentiert hat.

Zu Beginn werden fünf Wartehäuschen begrünt. Weitere Standorte sind am Julius-Raab-Platz gegenüber der Urania, am Parkring 12 A, der Vorgartenstraße bei U-Bahn-Station-Krieau, am Universitätsring Ecke Stadiongasse geplant. Das Pilotprojekt wird ein Jahr lang evaluiert. Konkret werden dazu je zwei Stück 120 cm breite und 60 cm hohe Pflanztröge an der Rückseite der Wartehäuschen aufgestellt, die den Pflanzen ausreichend Lebensraum bieten und mit einem Wasserspeicher und einem wasserspeichernden, humosen Substrat ausgestattet sind.

Sie werden mit rund fünf Meter langen Parthenocissus tricuspidata Veitchii – auf Deutsch „Mauerkatze“ – bepflanzt. „Die Besonderheit ist, dass hier nicht nur die Vertikale begrünt wird, sondern sich die schnellwüchsigen Pflanzen aufs Dach legen und mit ihren großen, glänzenden Blättern in kurzer Zeit ein kühlendes Blätterdach bilden“, erklärt Joachim Chen, stellvertretender Leiter der Wiener Stadtgärten.

Nach dem Sommer erfreut dann die prachtvolle, rote Herbstfärbung der Pflanzen das Auge der Öffi-Nutzer. Die Pflege der begrünten Wartehäuschen aus dem Pilotversuch übernehmen die Wiener Stadtgärten. Vor einigen Monaten wurde parallel dazu gemeinsam mit drei Schülern der Höheren Bundeslehr- und Forschungsanstalt für Gartenbau in Schönbrunn ein Begrünungsprojekt umgesetzt.

Eine Haltestelle des 62A in Meidling wurde als Teil einer Diplomarbeit, die zur Aufgabe hatte, die Luftverschmutzung und den Klimawandel zu verringern, mit duftenden Kräutern begrünt. Eine direkte Bepflanzung am Dach ist bei den älteren Modellen der Wartehäuschen aus statischen Gründen bei der gebogenen Dachform schwierig.

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