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Bundeswehr und Bundesbahn

22.08.19 (Kommentar, Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Helmut Schmidt wird der Satz zugeschrieben, Deutschland müsse sich entscheiden, ob man eine Bundeswehr oder eine Bundesbahn betreiben wolle. Kurz nach Mauerfall und Einheit hat man sich entschieden: Die Bundesbahn alter Art gibt es nicht mehr. Für den Verkehrsträger Schiene, der in (West-)Deutschland fast fünfzig Jahre vor die Wand gefahren wurde, sicher eine gute Entscheidung. Aber nochmal 25 Jahre später ist es nicht akzeptabel, wenn zahlreiche Mandatsträger in ihren Denkstrukturen immer noch von einer alten, monopolistischen Eisenbahnbehörde ausgehen.

Und genau das ist ja das Problem: Dem Fahrgast heute ist es völlig egal, welches Verkehrsunternehmen seinen Zug fährt. Es gelten Verbund- oder Landestarife und ob die Züge verkehrsrot, schwarz-silber oder gelb-weiß sind, ist da nicht mehr wichtig. Es mag ja Fahrgäste geben, denen nicht klar ist, dass manche Zugleistungen nicht mehr von „der Bundesbahn“ gefahren werden. Die DB AG erlebt sowas in der Kundenkommunikation immer mal wieder.

Aber wer sich ernsthaft für die Belange der Soldaten einsetzt, der muss eine Regelung treffen, die über die DB AG hinausgeht. Wie soll man einem Bundeswehrangehörigen erklären, dass er beispielsweise nicht mehr zur Füssener Kaserne im Landkreis Ostallgäu fahren kann, weil das Augsburger Dieselnetz vor einiger Zeit zufällig von DB Regio an Transdev gegangen ist? Ganz aktuell versucht die Eisenbahnbranche – und das ist lange überfällig gewesen – sich als Einheit aufzustellen, weil man ein gemeinsames Produkt auf dem Markt hat und dann kommt so eine Vereinbarung für Soldaten.

Hier muss definitiv nachgebessert werden. Die Verantwortlichen sind in der Pflicht, kurzfristig dafür zu sorgen, dass auch für diejenigen, die Leib und Leben für unser Land zu opfern bereit sind, auch dann kostenlos mit dem Zug fahren können, wenn zufälligerweise gerade nicht DB Regio fährt. Die Zeiten, dass man eine Bundesbahn für die Bundeswehr fahren lassen konnte, sind vorbei.

Deshalb ist es auch richtig, dass es Ausgleichszahlungen aus dem Bundeshaushalt gibt. Die DB AG ist eben, im Gegensatz zur alten Behördenbahn, kein Schattenhaushalt, in dem man Kosten einstellen kann, um die öffentlichen, im Parlament diskutierten Haushalte aufzuschmücken. Vor diesem Hintergrund muss man sich auch die Frage stellen, ob 22 Euro pro Soldat und Jahr ein auskömmlicher Finanzausgleich sind. Es wäre jedenfalls verständlich, wenn die Wettbewerbsbahnen hier ihre eigene Rechnung aufmachen würden.

Doch diese Kraftanstrengung muss gelingen, wenn man die (gar nicht mehr so doll) neue Eisenbahnwelt in der Realität ankommen lassen will. Dann ist es nämlich auch Soldaten auf dem Weg zur Kaserne egal, wer den Zug fährt. So wie es jedem Berufspendler egal sein kann, wer der Betreiber auf seinem Weg zur Arbeit ist. Auch hier sind es Verkehrsverbünde, die Jobtickets anbieten und arbeitgeberfinanzierte Anreizregelungen geschaffen werden, das Auto stehen zu lassen. Das muss jetzt kurzfristig auch für Bundeswehrsoldaten ermöglicht werden.

Siehe auch: DB AG: Freifahrt für Soldaten in Bundeswehruniform

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