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Die Chancen für die Zukunft nutzen

22.07.19 (Fernverkehr, go.Rheinland, Güterverkehr, Kommentar, VRR) Autor:Stefan Hennigfeld

Es ist gerade mal zehn Jahre her, da hatte Nordrhein-Westfalen eine Landesregierung (mit der gleichen Farbenlehre im Kabinett wie heute), die nannte ihre Verkehrspolitik ideologiefrei und meinte, dass die Schiene nicht erhaltenswert sei und wer eine andere Auffassung habe, der sei eben ein Ideologe.

Das hat sich dramatisch verändert und das liegt nicht unbedingt an anderen Akteuren, sondern an der fortschreitenden Erkenntnis. Man kann auf der Schiene eine Menge bewegen und gerade in den Metropolen hat sie ebenso Potential wie auch in der Fläche – für den Güter- und Personenverkehr. Die Allianz pro Schiene weist das in ihrer Publikation Stadt, Land, Schiene regelmäßig nach.

Für uns ist wichtig: Die Schiene ist sogar sehr zukunftsfähig, wir brauchen diesen Verkehrsträger in jedem Fall. Das haben die heutigen Entscheidungsträger in Düsseldorf verstanden, die Schiene ist notwendig, um den Wirtschaftsstandort am Rhein zu erhalten. Das gilt umso mehr, wenn die sogenannte Energiewende in Zukunft verstärkt zulasten der Kohlekumpel vorangetrieben wird.

Wenn man Ersatzarbeitsplätze ansiedeln möchte, die über die Mindestlohnjobs in der Logistikbranche hinausgehen, dann braucht man eine vernünftige Infrastruktur, damit sich Industriebetriebe ansiedeln. Gut bezahlte Industriearbeitsplätze sind die Grundlage für den Wohlstand unserer Gesellschaft und sie sorgen dafür, dass sich vor Ort junge Familien ansiedeln und hier ihr Leben führen.

Natürlich kann der Staat hier nur die Rahmenbedingungen schaffen, aber eine zukunftsfähige Infrastruktur ist eine der wesentlichen Rahmenbedingungen genau dafür. Dazu gehört auch, dass man auf der Schiene ein vernünftige und verlässliches Angebot hat. Schon 2012 haben die zuständigen Köpfe beim Nahverkehr Rheinland und DB Netz genau die Vorratsplanungen betrieben, die man jetzt auf politischer Ebene umsetzen kann.

Gerade wenn man sich die Kölner S-Bahn ansieht, die in den Gründerjahren der Bonner Republik geplant und in den 1970er und 1980er Jahren umgesetzt wurde, dann mag das damals alles gut gewesen sein, aber für heutige Verhältnisse eben nicht mehr gut genug. Die Städte am Rhein wachsen und das Verkehrsaufkommen mit ihnen.

Hier muss man tatsächlich eine ideologiefreie und sachbezogene Verkehrspolitik machen und dazu gehört auch, dass man die Schiene entsprechend ausbaut. Gerade in Bezug auf anzusiedelnde Industriebetriebe ist auch die Frage nach Gleisanschlüssen zu stellen. Die Infrastruktur muss in jedem Fall für ein mögliches Wachstum des Güterverkehrs mitgeplant werden.

Denn das, was in den nächsten zehn Jahren gebaut wird, ist die Infrastruktur, mit der kommende Generationen werden leben müssen. Es ist unsere Aufgabe, jetzt dafür zu sorgen, dass das Land auch in fünfzig Jahren noch funktioniert und nicht unter dem drohenden Verkehrsinfarkt zusammenbricht. Hierfür braucht es Mut und Innovation. Jede sich bietende Chance sollte im Rahmen des möglichen genutzt werden.

Siehe auch: NRW: Ausbau am Rhein soll beschleunigt werden

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