Eisenbahnjournal Zughalt.de

Nachrichten über Eisenbahn und öffentlichen Verkehr

Qualität messen und sichern

03.06.19 (Bayern, Kommentar) Autor:Stefan Hennigfeld

Man denke einmal zehn oder 15 Jahre zurück. Ein Aufgabenträger, der damals Qualitätsberichte veröffentlicht hat – und der erste saß in Nordrhein-Westfalen – war damals ein absolutes Novum. Erklärt wurde das in der Branche mit dem Rechtsstreit, der damals zwischen DB Regio und dem Gelsenkirchener Aufgabenträger geführt wurde, denn seriös könne man doch solche Qualitätsberichte vor dem Hintergrund der zahlreichen Komplikationen des Eisenbahnbetriebs gar nicht herstellen.

Doch, man kann und man muss sogar. Und dass der Aufgabenträger Maßnahmen ergreift, um die Qualität sicherzustellen, gehört zu den wichtigsten Erfolgen der Eisenbahnreform. Wenn Betreiber ABC oder XYZ es nicht schafft, seine vertraglich geschuldete Leistung zu erbringen, dann muss so ein Aufgabenträger das vertragliche Recht haben, sich die inneren Abläufe und Strukturen genauer anzusehen.

Gleichzeitig muss man aber auch erkennen, dass eine Verspätung, die durch einen (mal wieder) kaputten Bahnübergang oder diverse Langsamfahrstellen, Weichenstörungen oder was auch immer aufgetreten ist, etwas anderes ist als ein Zugausfall wegen Personalmangel. Dem Verkehrsunternehmen gegenüber hat der Aufgabenträger ein Durchgriffsrecht, dem Infrastrukturbetreiber gegenüber nicht.

Alles, was der Aufgabenträger machen kann ist immer wieder das Gespräch mit DB Netz (und falls vorhanden anderen Infrastrukturbetreibern) zu suchen. Dabei ist das Pönale-Management, das mit ökonomischem Druck für Leistung sorgen soll, im Verkehrsbereich ein solcher Erfolg, dass man es auch im Infrastruktursektor einführen sollte. Dann senkt eine Langsamfahrstelle eben die Trassengebühren und wenn der Bahnübergang kaputt ist und deshalb Verspätungen entstehen, trägt der Infrastrukturbetreiber die Pönalekosten und nicht das Verkehrsunternehmen.

Natürlich ist es gut möglich, dass der eine oder andere mir jetzt Unsachlichkeit, Polemik oder anderes vorwerfen wird. Aber wir müssen die Eisenbahn fit machen für die Zukunft, dazu gehören auch vernünftige Kontrollmechanismen in der Qualitätssicherung. Das gilt für die Infrastruktur ebenso wie für den Verkehr.

Natürlich haben Teile des DB-Konzerns noch immer alte Privilegien, die sich aus der vor über 25 Jahren zurecht abgeschafften Bundesbahn in die Gegenwart hinüberretten konnten. Aber es wird Zeit, auch hier einzugreifen und sicherzustellen, dass eine Langsamfahrstelle ebenso ein Unglück ist wie ein Zugausfall wegen Personalmangel. Man kann die Qualität sehr wohl beeinflussen und steuern und das geht eben nur in der ersten Stufe durch ökonomischen Druck und in der zweiten Stufe durch direkte Eingriffsmöglichkeiten.

Denn vergessen wir nicht: Die allermeisten Leute haben eine Verkehrsalternative direkt in der Garage stehen; die mit den vier Gummireifen. Die Eisenbahn steht also im beständigen Wettbewerb: Mit dem Auto, aber auf längeren Strecken auch mit dem Fernbus oder den Inlandsfliegern. Gerade deshalb gilt es, die Qualität zu sichern und sich im Wettbewerb der Verkehrsträger gut aufzustellen.

Siehe auch: Bayern: SPNV 2018 konstant zuverlässig

Kommentare sind geschlossen.