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Erhebliche Unterschiede bei ÖPNV-Preisen

27.06.19 (Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Wer in Deutschland mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist, kann kostenmäßig Überraschungen erleben. Denn die Preise pro Ticketart unterscheiden sich je nach Stadt erheblich. Das hat der Allgemeine Deutsche Automobilclub (ADAC) in einer Untersuchung herausgefunden. Die Monatskarte in Hamburg ist mit 109,20 Euro um 98 Prozent teurer als in München. Da nützt es auch nichts, dass man in Hamburg mit dem teuren Ticket auch noch bis weit über die Stadtgrenzen hinausfahren kann – eine Alternative dazu gibt es nicht.

Und bei den anderen Verkehrsverbünden? Sie verlangten im Durchschnitt 77,50 Euro für ihre Monatskarten. Wochenkarten lassen sich außer in Hannover und Karlsruhe in jedem Verkehrsverbund lösen. Preislich gab es aber auch hier große Unterschiede. In München zahlten ÖPNV-Nutzer mit 15,40 Euro den niedrigsten Preis. In Berlin mussten Fahrgäste viel tiefer in die Taschen greifen. Sie zahlten für das Wochenticket knapp 95 Prozent mehr, nämlich 30 Euro.

Bei Tageskarten liegt die Differenz zwischen dem teuersten und günstigsten Anbieter bei 70 Prozent. Stuttgart verlangte 5,20 Euro, Köln und Bonn nehmen 8,80 Euro, der Mittelwert aller Verkehrsverbünde betrug 7,02 Euro. Mit der Tageskarte können Erwachsene beliebig oft mit allen öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sein. 24 Stunden lang ab dem Zeitpunkt der Entwertung gilt sie in Bochum, Dortmund, Duisburg, Düsseldorf, Essen und Wuppertal, Bonn, Köln und Leipzig.

In anderen Städten gilt sie nur für den Tag der Entwertung, allerdings oft bis weit nach Mitternacht. In Berlin, Bielefeld, Bremen, Mannheim und Nürnberg gilt die Tageskarte bis drei Uhr morgens. In München, Karlsruhe und Hamburg bis sechs Uhr am Folgetag und in Stuttgart sogar bis sieben Uhr. Auch für kürzere Fahrten veranschlagten die Städte ganz unterschiedliche Preise.

Konnten Erwachsene in Stuttgart für 1,40 Euro eine Kurzstreckenkarte lösen, die für eine begrenzte Strecke oder Zeit gilt, so kostete dasselbe Ticket in Bonn und Köln zwei Euro und war damit 40 Prozent teurer. 1,70 Euro betrug der Mittelwert aller Städte, allerdings ohne Dresden, das keine Kurzstreckenkarte als Einzelticket anbietet. Mit den sogenannten eTarifen verfolgen Karlsruhe und Mannheim ein spannendes Konzept.

Hier bezahlen Nutzer keine festen Preise, sondern kilometergenau nach Luftlinie. Berechnet wurde in Karlsruhe ein Grundpreis von einem Euro, in Mannheim waren es 0,80 Euro. Dazu kamen in Karlsruhe 0,25 Euro, in Mannheim 0,20 Euro pro Kilometer. In Mannheim gab es mit 1,80 Euro die günstigsten Einzeltickets für Erwachsene. In Nürnberg zahlten Passagiere für ein vergleichbares Ticket knapp 80 Prozent mehr, nämlich 3,20 Euro, während der Durchschnittswert aller Städte bei den Einzelfahrten 2,74 Euro betrugt.

Einzeltickets sind flexible Tickets, die es – außer in Frankfurt – erlauben, eine Fahrt zu unterbrechen oder in Zielrichtung umzusteigen. Dresden und Leipzig erlauben sogar Rund- und Rückfahrten. Kinder unter sechs Jahren fahren stets kostenlos. Weniger groß war die Differenz bei den Einzelfahrten für Kinder. Sie waren mit 1,20 Euro in Leipzig am günstigsten, im Ruhrgebiet sowie in Berlin mit 1,70 Euro dagegen am teuersten.

Durchschnittlich kosteten Einzelfahrten für Kinder 1,53 Euro. Die Tickets galten meist für 6- bis 14-Jährige für eine Fahrt in der gewählten Preisstufe. In München, wo eine Kinderfahrkarte 1,40 Euro kostete, galt diese sogar für den ganzen Großraum. Kinder unter sechs Jahren fahren übrigens in allen Städten kostenlos, in Dresden und Leipzig zahlen Kinder ab der Einschulung.

Im Großraum Rhein-Ruhr musstman für jedes mitgenommene Fahrrad 3,60 Euro zahlen. Durchschnittlich verlangten die Verbünde 2,25 Euro für diese Leistung. In Frankfurt, Hamburg und Hannover ist die Fahrradmitnahme kostenlos. Aber Achtung: Einen Anspruch auf Mitnahme gibt es in der Regel nicht. Ist die Bahn zu voll, bleibt das Fahrrad draußen.

Untersucht wurden die Verkehrsverbünde von Berlin, Bielefeld, Bremen, Dresden, Frankfurt/Main, Hamburg, Hannover, Karlsruhe, Leipzig, Mannheim, München, Nürnberg und Stuttgart sowie der VRR und der VRS in Nordrhein-Westfalen. Insgesamt also hat man sich mit 21 Städten befasst, die jeweils mehr als 300.000 Einwohner haben. Verglichen wurden die Preise für die gängigsten Ticketarten, die möglichst durchgängig in allen Städten verfügbar waren: Durchgeführt und ausgewertet wurde der Preisvergleich vom Institut Knapp Quality Solutions zwischen dem 9. Januar und 3. Mai 2019.

Siehe auch: Was sagt uns das?

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