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Ein guter ÖPNV lockt Menschen an

06.06.19 (Kommentar, VRR) Autor:Stefan Hennigfeld

Können Sie sich eine Landeshauptstadt wie Düsseldorf ohne Busse und Bahnen vorstellen? Ich nicht. Es funktioniert einfach nicht. Ob für den Berufsverkehr im urbanen Raum, für Touristen, die am Samstag zum Einkaufen kommen oder Menschen, die von Düsseldorf aus (Achtung, Triggeralarm!) mit dem Flugzeug reisen wollen.

Natürlich wäre es interessanter, wenn man die Daten, die die Rheinbahn nennt, mit anderen Hauptstädten statt mit dem bundesweiten Branchendurchschnitt vergleichen würde. Es ist aber letzten Endes gar nicht so wichtig, ob es in München, Hannover, Wiesbaden oder Stuttgart einen leicht höheren oder leicht geringeren Branchendurchschnitt gibt als in Düsseldorf.

Wir sehen im Alltag, wie wichtig Busse und Bahnen für das Funktionieren unserer Gesellschaft und Wirtschaft sind. Deshalb muss es gerade im urbanen Raum das Ziel sein, dass der öffentliche Verkehr wichtiger wird als das (eigene) Auto, wobei Carsharing da durchaus Teil des öffentlichen Verkehrsangebotes ist.

Leider spricht ja auch die Rheinbahn – wie in der Branche üblich – nicht über den Modal Split. Wenn man sich diesen aber bundesweit im Durchschnitt anguckt, dann stellt man sofort fest, warum der VDV lieber über absolute Fahrgastzahlen als über den Marktanteil spricht. Dabei ist es doch heute so modern, über eine Verkehrswende zu sprechen.

Und dazu muss auch eine sachliche Bestandsaufnahme gehören: Wie hoch ist der Anteil von Bussen und Bahnen am Modal Split jetzt und wie kann diesen steigern? Es reicht eben nicht, wenn Busse und Bahnen angeblich beliebter werden, aber man am Ende des Tages doch nur das gestiegene Gesamtverkehrsaufkommen abbildet. Und gerade im urbanen Raum kann man dafür sorgen, dass der „Umweltverbund“, wie man es so schön nennt, wichtiger wird als das (eigene) Auto.

Die Wiener Linien haben das mit einem 365-Euro-Jahresticket und einem Rund-um-die-Uhr-U-Bahn-Verkehr seit einigen Jahren auch geschafft. Da müssen wir in Deutschland auch hinkommen. Das ist schwer und es bedarf neben zahlreichen Kraftanstrengungen auch den Willen, etwas nach vorne zu schieben, aber die deutsche Verkehrspolitik sollte mutig genug sein, sich dieser Aufgabe zu stellen.

Aber man sieht auch, dass die diversen Phantasien, die Allianz pro Schiene und Co. regelmäßig raushauen (Kerosinsteuer, Busmaut, Innenstadtmaut, CO2-Steuer am Ende nicht bringen. Was man braucht ist einen attraktiven ÖPNV, der den Menschen vor Ort ein Angebot macht. Und auch in Deutschland sehen wir das an zahlreichen Erfolgsgeschichten: Am Ende schafft das gute Angebot sich seine Nachfrage.

Und während die Eisenbahnlobby jetzt den Hashtag #Flugscham eingeführt hat (die meinen das übrigens ernst, auch wenn es klingt wie ein verspäteter Aprilscherz) müssen sich alle, denen an Bussen und Bahnen ernsthaft gelegen ist, mit der Frage beschäftigen, wie man selbst besser werden kann.

Siehe auch: Rheinbahn AG legt Jahresabschluss vor

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