Eisenbahnjournal Zughalt.de

Nachrichten über Eisenbahn und öffentlichen Verkehr

DB AG: Konzentration auf die Schiene

24.06.19 (Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Der Vorstand der Deutschen Bahn AG hat dem Aufsichtsrat in einer ganztägigen Sondersitzung letzten Dienstag seine neue Strategie „Starke Schiene“ vorgestellt. Künftig will sich das Unternehmen auf den Ausbau seines Kerngeschäftes konzentrieren.

DB-Vorstandsvorsitzender Richard Lutz erklärte: „Deutschland wird seine Klimaziele nur erreichen, wenn es im kommenden Jahrzehnt gelingt, massiv Verkehr auf die Schiene zu verlagern. Deutschland braucht eine starke Schiene: für das Klima, für die Menschen, für die Wirtschaft und nicht zuletzt für Europa. Wir bekennen uns zu unserer Verantwortung in der Gesellschaft und werden alles, was wir tun, auf eine starke Schiene ausrichten.“

Neu ist das alles nicht, denn schon letztes Jahr wurde eine „Agenda für eine bessere Bahn“ vorgestellt und 2015 eine vermeintliche Fernverkehrsoffensive. Der interne Titelbericht lautete zunächst „Eisenbahn in Deutschland“, weil die DB AG sich schon seit Jahren stärker auf Deutschland konzentrieren möchte. Neben der allgemeinen Digitalisierung ist die ab 2020 geltende neue Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung (LuFV 3) zwischen Bund und Bahn ein entscheidender Faktor.

Der Konzern möchte zweistellige Milliardenbeträge in neue Züge investieren und die Betriebsleistung auf dem Netz um dreißig Prozent steigern. Zudem werden allein in den nächsten Jahren über 100.000 neue Mitarbeiter eingestellt. Und im Jahr 2038 wird die Deutsche Bahn zu 100 Prozent mit Strom aus erneuerbaren Energien fahren. Das war zuvor erst ab dem Jahr 2050 geplant.

Die 173 Seiten umfassende „Dachstrategie DB: Starke Schiene“ löst somit die seit Anfang des Jahrzehnts gültige Strategie „DB 2020“ ab. Richard Lutz: „Die starke Schiene bestimmt unser Handeln. Aber klar ist auch: Eine starke Schiene braucht die Vernetzung mit anderen Verkehrsträgern und eine internationale Perspektive. Denn die Ansprüche unserer Kunden im Personen- und Güterverkehr machen nicht an der Grenze halt und können nicht allein mit der Schiene erfüllt werden. Unsere Großbeteiligungen messen wir am Beitrag zur starken Schiene. DB Schenker stärkt unseren europäischen Schienengüterverkehr. Deshalb ist DB Schenker integraler Bestandteil des Konzernportfolios.“

Neben allerlei Floskeln finden sich in der Ankündigung auch einige sehr konkrete Ziele. So soll bei Unternehmensbeteiligungen künftig die Frage entscheidend sein, was diese mit der Schiene zu tun haben. Man steht dabei zu DB Schenker als „echte Hilfe für DB Cargo“. DB Arriva soll allerdings jetzt offiziell verkauft werden. Erst 2010 hat die DB AG den damaligen Arriva-Konzern übernommen.

Im SPFV sind Leistungsausweitungen geplant, allerdings ohne diese näher zu benennen. Die Zahl der Fahrten pro Jahr soll sich in einem nicht definierten Zeitraum verdoppeln, in mehr als dreißig Großstädten ist ein Halbstundentakt angekündigt. Auch der SPNV soll eine Rolle spielen, wobei DB Regio hier natürlich einer der größten Akteure auf dem Markt ist.

Allerdings: Ein starker SPNV ist auch für die Infrastruktursparten des Konzerns ein wichtiges Geschäftsfeld und zwar unabhängig davon, ob DB Regio oder jemand anders dort fährt. DB Cargo soll über dreihundert neue Lokomotiven anschaffen. Der Marktanteil der Schiene im Gütermarkt soll von 18 auf 25 Prozent steigen.

Auch hierbei kann das Trassenpreissystem der DB Netz AG eine Rolle spielen. DB Cargo ist dort ebenso ein Kunde wie konzernexterne Unternehmen. Damit das gelingt, muss die Infrastruktur leistungsfähig sein. Die Trassenkapazitäten sollen um rund dreißig Prozent erhöht werden. Dies wird erreicht durch Ausbau, technologische Innovation und Digitalisierung sowie eine bessere Ausnutzung vorhandener Kapazitäten.

Eine wichtige Rolle spielt dabei kapazitätsschonendes Bauen. Die Bahnhöfe indes sollen in ihren Kapazitäten sogar verdoppelt werden. Dazu kommt ein verstärktes Engagement mit anderen Mobilitätsformen jenseits des eigenen Autos. Dazu sollen, auch wegen der hohen Verrentungswelle in den kommenden Jahren, rund 100.000 Leute neu eingestellt werden.

Der branchenweite Personalmangel erreicht auch die DB AG, die hier zusehen muss, dass die ambitionierten Vorhaben in der Realität nicht an zu wenig Mitarbeitern scheitern. Denn jenseits aller Ankündigungen ist es am Ende der Alltag, der entscheidend ist, ob die Schiene als Verkehrsträger erfolgreich ist. Die DB AG jedenfalls hat einmal mehr ein Konzept veröffentlicht, auf dessen Umsetzung man gespannt sein darf.

Siehe auch: Noch eine neue Top-Strategie

Kommentare sind geschlossen.