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Gewerkschaft Vida gegen Gewalt

20.05.19 (Österreich) Autor:Stefan Hennigfeld

Die österreichische Verkehrs- und Dienstleistungsgewerkschaft (vida) startet die Initiative Tatort Arbeitsplatz und will damit auf die steigende Gewalt gegen Mitarbeiter öffentlicher Verkehrsbetriebe aufmerksam machen. Viele Berufslenker fühlen sich am Arbeitsplatz Autobus nicht mehr sicher und die Gewerkschaft möchte diese aktiv unterstützen.

„Ein Fahrgast, der den Ausstieg verpasst hatte, forderte einen Buslenker der Firma Blaguss auf, während der Fahrt anzuhalten. Der Lenker verneinte, da ein Anhalten und Aussteigen zwischen zwei Station nicht gestattet ist. Der Fahrgast schlug dem Fahrer daraufhin ins Gesicht und öffnete gewaltsam die Einstiegstür. Der Buslenker erlitt eine Rissquetschwunde auf der Stirn sowie Prellungen und Abschürfungen im Kopfbereich“, schildert der Wiener Landesvorsitzende der Verkehrs- und Dienstleistungsgewerkschaft vida, Helmut Gruber, nur ein Beispiel von vielen körperlichen und verbalen Übergriffen auf Lenker von privaten Autobusbetrieben im öffentlichen Wiener Linienbusverkehr.

„Gewerkschaft und Betriebsräten der privaten Autobusbetriebe wollen jetzt mit der Kampagne ‚Zeig Herz. Zeig Respekt. Zeig Courage‘ gegensteuern, die LenkerInnen besser schützen und die Fahrgäste in Notfällen für mehr Zivilcourage sensibilisieren“, ergänzt Gudrun Thiemer, zuständige Wiener vida-Landessekretärin für den Straßentransport. „Das war kein bedauerlicher Einzelfall, sondern nur die Spitze eines Eisberges an Attacken. Die Berichte von Fahrern über Vorfälle sind merklich angestiegen“, so Gruber zum geschilderten Übergriff.

Im Jahr 2018 habe es bei den privaten Autobusbetrieben zehn körperliche Angriffe auf Busfahrer gegeben, zu verbalen Übergriffen wie Beleidigungen und Beschimpfungen komme es schon täglich. „Die Attacken auf BusfahrerInnen werden auch zunehmend brutaler. Betroffene sind nicht nur mit den teils schwerwiegenden Folgen roher körperlicher Gewalt konfrontiert. Es kommen meistens noch Angstzustände und weitere psychische und nur schwer verarbeitbare Probleme mit negativen Auswirkungen auf das Berufs- und Privatleben dazu“, so der Gewerkschafter.

„Übergriffe und Beschimpfungen gegen Beschäftigte sind kein Kavaliersdelikt und müssen mit unterschiedlichen Strategien bekämpft werden. Eine davon ist das Motivieren der Fahrgäste zu mehr Zivilcourage. Ein gezieltes verbales Einschreiten in einer Konfliktsituation ist selbstverständlich nur dann sinnvoll, wenn man sich dabei nicht selbst und andere Personen gefährdet“, gibt Thiemer zu bedenken.

„Couragiertes Einschreiten kann bedeuten, die Polizei mit dem Handy zu rufen oder sich in Absprache mit anderen Fahrgästen gemeinsam deeskalierend einzumischen. Ein solches Vorgehen genügt oft, um Schlimmeres gegenüber Fahrern und Fahrgästen zu verhindern. Aktives aber ruhiges Einschreiten ist nicht einfach und darf nicht spontan aus dem Bauch heraus geschehen“, so die beiden Gewerkschafter, die alsbald zahlreiche konkrete Vorschlage unterbreiten wollen.

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