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Es gibt nur eine Eisenbahn

29.05.19 (Kommentar, Nordrhein-Westfalen) Autor:Stefan Hennigfeld

Wenn die Verkehrsunternehmen im nordrhein-westfälischen Regionalverkehr verstärkt zusammenarbeiten, so ist das auch ein klares Zeichen: Wir sind eine Eisenbahn. Und wir sind alle gleichberechtigt. Es gibt nicht mehr „die Bundesbahn“ und „irgendwelche Privaten“, sondern nur noch eine Eisenbahn. Vorbei sind die Zeiten, in denen die Leitstellen verschiedener Unternehmen bei zu platzenden drohenden Anschlüssen nicht miteinander reden, weil das ja die Konkurrenz ist.

Inzwischen hat die Regionalverkehrsbranche erkannt – zurecht – dass man gemeinsam mit dem Auto einen starken Konkurrenten hat. Denn trotz der Bodenhansa-Phantasien eines Herrn Mehdorn war stets und ist weiterhin das Auto der wichtigste Konkurrent. Inzwischen ist auf vielen Mittelstrecken mit dem Fernbus noch ein weiterer Faktor dazugekommen: Ich kann von Köln nach Wesel oder von Dortmund nach Siegen mit dem Zug fahren, aber der Fernbus ist eben auch da.

Und dazu kommen andere Akteure innerhalb des Gesamtbereiches Schiene: Nicht selten dürfte DB Regio gegenüber DB Netz ähnliche Interessen haben wie National Express, Abellio, Eurobahn und Co. Auch bei Diskussionen um Vorfahrtsfragen gibt es außer der Konzernzugehörigkeit keine natürliche Gemeinsamkeit zwischen DB Regio und DB Fernverkehr. Und warum soll man nicht auch in der Frage der Personalsuche verstärkt zusammenarbeiten?

Alte Narrative von wegfallenden Arbeitsplätzen, weil bei Ausschreibungen nur Unternehmen mit prekären Lohnstrukturen zum Zuge kämen, sind längst von der Realität widerlegt. Einerseits ist das Verhältnis zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern enger definiert als nur durch die Summe der vorhandenen Aufträge. Andererseits sollte es (nicht nur) im Falle eines Betreiberwechsels möglichst einfach sein, so lange wie möglich für den Alt- und so schnell wie möglich für den Neubetreiber zu fahren.

Aber auch außerhalb von Betreiberwechseln ist das Leben von Veränderungen geprägt: Manch einen zieht das private Glück in eine andere Stadt und jemand anders hat nach zehn Jahren von Dortmund nach Münster einfach Lust, auch mal von Dortmund nach Düsseldorf zu fahren. Man will ja schließlich was sehen von der (Schienen-)Welt. Zumal ja auch DB Fernverkehr oder die Güterverkehrsunternehmen potentielle Konkurrenten um die Mitarbeiter sind.

Hier muss man sich überlegen, ob eine Erweiterung der Zusammenarbeit in Sachsen Personalakquise sinnvoll ist oder nicht. Denn gerade bei DB Regio war (und ist noch immer) die Rede vom konzerninternen Arbeitsmarkt. Wenn man jetzt aber den Wechsel innerhalb der Regionalverkehrsbranche zur Regel machen will, dann bedeutet das auch hier einige Veränderungen, denen man sich stellen muss.

Dann kann man bei DB Fernverkehr nicht mehr davon ausgehen, dass wegfallende Aufträge bei DB Regio per Automatismus zur Lösung der eigenen Personalprobleme beitragen werden. Wir leben also in veränderungsträchtigen Zeiten. Aber die Schiene, um die selbst es hier zuvorderst gehen soll, wird davon profitieren.

Siehe auch: NRW: Agenda Bahnen erarbeitet Konzeptpapier

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